Präsidentschaftswahlkampf in den USA: Scott Walker walks alone
Mit Scott Walker lichtet sich das Bewerberfeld der Republikaner weiter. Er findet: Andere Kandidaten sollten folgen, um Donald Trump in die Knie zu zwingen.
Seine Worte waren offensichtlich als Attacke auf den in Umfragen führenden Quereinsteiger Donald Trump gemünzt, auch wenn Walker ihn nicht beim Namen nannte. Mit einer Warnung vor dem Immobilienmogul hatte sich vor kurzem auch Texas‘ Exgouverneur Rick Perry aus dem Rennen ums höchste Staatsamt der USA verabschiedet.
„Traurigerweise konzentriert sich die in der Republikanischen Partei stattfindende Debatte heute nicht auf eine optimistische Sicht auf Amerika“, klagte Walker. „Stattdessen ist sie in persönliche Attacken abgedriftet.“ Letztlich wollten die Wähler für etwas sein, nicht gegen jemanden.
Der Rückzug Walkers markiert einen dramatischen Tiefpunkt seiner Kampagne, die zuletzt mit Finanzierungsproblemen zu kämpfen hatte und kaum Begeisterung entfachte. Dabei hatten Beobachter dem 47-Jährigen, der Ende 2014 als einer der letzten Republikaner seine Kandidatur verkündete, lange eine Führungsrolle zugetraut. Denn Walker konnte – anders als viele seiner Rivalen – auf ein riesiges Team mit bezahlten Mitarbeitern zurückgreifen, die über das ganze Land verteilt waren.
Aggressiv normal
Im Wahlkampf versuchte Walker vor allem religiöse Bürger, Anhänger der ultrakonservativen Tea Party und die eher traditionell geprägte Basis der Republikaner anzusprechen. Sich selbst bezeichnete er als „aggressiv normalen“ Politiker, der unerschrocken konservative Werte verfechte. Gerne zeigte sich Walker bei Auftritten volksnah auf einer Harley Davidson. Zudem verwies er auf seine drei Wahlerfolge in Wisconsin, wo die Mehrheit der Bürger zuletzt 1984 für einen republikanischen Präsidentschaftskandidaten votiert hatte.
Doch tat sich Walker schwer, mit dem populären Quereinsteiger Donald Trump mitzuhalten oder in den zwei TV-Debatten der republikanischen Präsidentschaftsbewerber zu punkten. Wiederholt hatte der Gouverneur von Wisconsin zudem offensichtlich Mühe, klar Position zu bestimmten Themen zu beziehen.
Nun zog Walker die Konsequenzen – und empfahl sich als Beispiel für andere republikanische Bewerber. Er ermuntere andere Kandidaten, es ebenso zu halten, damit die Wähler sich auf eine begrenzte Zahl an Anwärtern fokussieren könnten, die eine positive konservative Alternative zum aktuellen Spitzenreiter anbieten könnten, sagte er. „Das ist fundamental wichtig für die Zukunft der Partei und noch wichtiger für die Zukunft unseres Landes.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann