Präsidentschaftswahlkampf in den USA: Republikaner für Radikale
Mitt Romney präsentiert seinen Vizepräsidentschaftskandidaten und trifft mit Paul Ryan genau den Geschmack der Tea Party. Die Fortsetzung einer steilen Karriere.
WASHINGTON taz | Im Alter von 42 Jahren steht Paul Ryan vor seinem größten Karrieresprung in einer wahrhaft rasanten Karriere. Sollte Mitt Romney im November Präsident werden, wird er der zweitwichtigste Politiker der USA. Bis dahin kann er mit seinen radikalen Plänen punkten.
Nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaft – bei dem er zum Anhänger der Neoliberalen wie Friedrich Hayek und Milton Friedman wurde – und einem kurzen Gastspiel im Bauunternehmen seiner Familie ist er als 22-jähriger Praktikant aus dem heimischen Wisconsin in den Kongress in die US-Hauptstadt gezogen – und dort auch geblieben.
Zuerst hospitierte Ryan in der Poststelle des damaligen Senators Robert Kasten. Der war von dem jungen Mann so beeindruckt, dass er ihn zu seinem Berater für Wirtschaftspolitik machte. Von da an ging es für Ryan steil bergauf. Er war Redenschreiber für den Vizepräsidentschaftskandidaten von 1996, Jack Kemp, und zog bei der Kongresswahl zwei Jahre später mit nur 28 Jahren in das US-Abgeordnetenhaus ein.
Dort machte Ryan sich bis heute als Vorsitzender des mächtigen Haushaltsausschusses einen Namen als eiserner Sparpolitiker, der das Steuersystem und die Sozialkassen der überschuldeten USA für die Zukunft fit machen will. Unter Expräsident George W. Bush ist der Abgeordnete Ryan nicht durch Kritik an den steigenden Kriegsausgaben aufgefallen. Er hat vielmehr sämtlichen Steuersenkungen zugestimmt, die das Defizit weiter verstärkten, darunter das Rettungsprogramm für die US-Banken im Jahr 2008. Heute gehören die Banken und die Mineralölbranche zu seinen wichtigsten Geldgebern.
Zum obersten Sparpolitiker der Republikaner ist Ryan seit dem Amtsantritt von Obama geworden. Der demokratische Präsident hat nicht oft mit Ryan diskutiert. Aber auf dem dramatischen Höhepunkt der letzten Haushaltsdebatte warf er ihm „Sozialdarwinismus“ vor.
Der 42-Jährige ist seit rund zwölf Jahren verheiratet und hat drei Kinder. Ryan gilt als körperlich außerordentlich fit, er ist häufiger Gast im Fitness-Zentrum des Kongresses und zwingt sich dort Höchstleistungen ab. Seine Freizeit verbringt er am liebsten in der Natur. So ist Ryan ein leidenschaftlicher Jäger und Angler. Da passt es auch, dass er seiner Frau den Heiratsantrag während eines Angelausflugs an einen See in Wisconsin machte.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Gedenken an Hanau-Anschlag
SPD, CDU und FDP schikanieren Terror-Betroffene
Trump, Putin und Europa
Dies ist unser Krieg
Nach Hitlergruß von Trump-Berater Bannon
Rechtspopulist Bardella sagt Rede ab
Wahlentscheidung
Mit dem Wahl-O-Mat auf Weltrettung
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße