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Präsident Albaniens zurückgetreten

Tirana (ap) — Zwei Wochen nach der vernichtenden Wahlniederlage der albanischen Sozialisten hat Staatspräsident Ramiz Alia am Freitag seinen Rücktritt erklärt. Der Nachfolger des 1985 verstorbenen kommunistischen Staatsgründers Enver Hodscha kam damit seiner Abwahl durch das neue Parlament zuvor, das am Samstag in Tirana zu seiner konstituierenden Sitzung zusammenkommt.

Der Rücktritt des 66jährigen Politikers hatte sich bereits angedeutet, nachdem der Vorsitzende der siegreichen Demokratischen Partei, Sali Berisha, nicht mehr bereit war, die von seiner Partei zu bildende neue Regierung von Alia vereidigen zu lassen. Dies hätte die Bildung der angestrebten Koalitionsregierung aus den ehemaligen Oppositionsparteien verzögert und das im Lande herrschende Chaos verstärkt. Die Demokratische Partei hat mit den anderen früheren Oppositionsparteien zusammen eine Zweidrittelmehrheit. In dem Parlament mit 140 Sitzen halten die Demokraten 92 Mandate. Die aus der KP hervorgegangenen Sozialisten haben 38, die Sozialdemokraten sieben, die Menschenrechtspartei der griechischen Minderheit zwei und die Republikanische Partei einen Sitz.

Alia hatte nach dem Tod von Hodscha die Isolation des Landes zunächst schrittweise abzubauen versucht. Dabei waren ihm aber vom altstalinistischen Flügel immer wieder enge Grenzen gesetzt worden. Unter wachsendem öffentlichem Druck mußte er im Dezember 1990 der Zulassung von Oppositionsparteien zustimmen. Dies hatte er einen Monat zuvor noch strikt abgelehnt.

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