Potenzielle Nazi-Domains: Denic vergibt kz.de und ss.de
Die Denic hat die Mini-Domains kz.de und ss.de vergeben. Die Besitzer der Internet-Adressen versichern jedoch, keine rechtsradikalen Absichten zu haben – es gehe um eine Ferienvermittlung und ein Shoppingangebot.
FRANKFURT/MAIN dpa | Die Registrierungsstelle Denic hat erstmals auch Internet-Adressen vergeben, deren Namen in der NS-Zeit als Abkürzungen verwendet wurden. Dazu zählen kz.de, ss.de oder hj.de. Die Inhaber der Domains sind nach Angaben der Frankfurter Organisation Unternehmen im schleswig-holsteinischen Holm, im thüringischen Sondershausen und im hessischen Hofheim am Taunus. Nach Recherchen des Nachrichtenmagazins "Focus" weisen die neuen Adress- Inhaber rechtsextreme Absichten von sich.
Die Denic hatte kürzlich ihre Richtlinien geändert und bisherige Einschränkungen weitgehend abgeschafft. So sind Adressen mit nur ein oder zwei Stellen wie "a.de" oder "tv.de" ebenso möglich wie reine Zifferndomains, etwa "123.de".
"Wir haben uns für eine Freigabe entschieden, da die Begriffe als solches nicht rechtswidrig sind, sondern in Kombination mit entsprechenden Inhalten durchaus der Aufklärung dienen können", sagte Denic-Vorstand Sabine Dolderer dem "Focus". Die Entscheidung sei bewusst getroffen worden. Wozu die neuen Seiten verwendet werden sollen, war zunächst unklar. Am Samstag waren noch keine Inhalte hinterlegt. Nach Angaben des "Focus" soll kz.de für eine Ferienvermittlung, ss.de für ein Shopping-Angebot verwendet werden.
Vergleichbar mit den SS-Domains sind die Autokennzeichen. Hier geht man anders vor, in vielen Kommunen hat man sich freiwillig dazu verpflichtet, bestimmte Kombinationen wie K - Z (Köln) nicht zu vergeben. Jürgen Müllenberg von der Pressestelle der Stadt Köln kennt die Hintergründe. "Da gab es mal einen Minister-Erlass in den 50ern", erzählt er. Auch die Bundesregierung rät den Kommunen, bestimmte Kombinationen, die an den Nationalsozialismus erinnern, nicht zu vergeben.
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