Postenvergabe im Saarland: Frankophiler Innenminister
Im saarländischen Kabinett soll Stephan Toscani Innenminister werden. Der frankophile Jurist und "Jamaikaner" der ersten Stunde plädierte schon immer für den "sozialen Ausgleich".
Stephan Toscani soll im neuen saarländischen Kabinett Innenminister werden - eine kleine Überraschung, denn der 42-Jährige war zunächst als Superminister für Justiz und Soziales im Gespräch; für diese beiden Ressorts schien er geradezu prädestiniert. Der frankophile Jurist plädierte als CDU-Politiker an der Saar immer für den "sozialen Ausgleich".
Auch im Wahlkampf auf einer Kirmes in Grenznähe kam der mit einer Französin verheiratete Toscani gut an, saß dann aber beim Schunkeln etwas hüftsteif auf der Bank. Toscani ist einer, der dem saarländischen Motto "Hauptsach, gutt gess!" gerne huldigt - in der gehobenen Gastronomie. Die Saarländer, sagte er einmal im Gespräch mit der taz, würden ohnehin alles nicht so verbissen sehen wie andere in Deutschland. "Leben und leben lassen" sei die Devise. Deshalb würden den Politikern an der Saar ihre Skandale und "Skandälchen" auch eher verziehen als etwa im preußischen Berlin.
Persönlich hat der künftige Minister für Inneres und Europaangelegenheiten noch keine Affäre zu verantworten. Aber er trägt als bisheriger Generalsekretär der Saar-CDU und oberster Wahlkampfmanager Mitverantwortung dafür, dass die Union mit dem ihm freundschaftlich verbundenen Ministerpräsidenten Peter Müller an der Spitze bei der Landtagswahl am 30. August 13 Prozentpunkte verlor.
Toscani wurde noch in der Wahlnacht zum "Jamaikaner"; die große Koalition als einzige Alternative dazu war für ihn - und auch für Müller - kein Thema. Jetzt, nachdem die Koalition mit FDP und Grünen in trockenen Tüchern ist, sagt er, dass mit Jamaika der Strukturwandel an der Saar ökologisch sensibel und sozial verträglich fortgesetzt werde. Jamaika könne Brücken über politische Lager hinweg bauen und "Spielräume für neue gesellschaftliche Mehrheiten" eröffnen.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Mitarbeiter des Monats
Wenn’s gut werden muss
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche
Erpressungs-Diplomatie
Wenn der Golf von Mexiko von der Landkarte verschwindet
80 Jahre nach der Bombardierung
Neonazidemo läuft durch Dresden
Zwei Todesopfer nach Anschlag in München
Schwer verletzte Mutter und Kind gestorben