: Post aus der Moderne
Paris (7ter April 1790) - Aus dem Geheimnis wurde endlich ein Scandalon: Nachdem die Nationalversammlung es am 28.September beschloßen hatte, erwartete mann mit Ungeduld die Veröffentlichung des Zustandes der königlichen Pensionen, Zuwendungen und Geschencke. Camus, der Präsident des Comitees für Pensionen, ließ vernehmen, daß der König auch geheime Großzügigkeiten gewährte, die allein in einem mysteriösen Register festgehalten würden, dem „Rothen Buch“. Trotz der Versuche von Minister Necker, dessen Communication zu verhin
dern, ist das Document jetzt veröffentlicht worden. Seine Analyse zeigt, daß sich die geheimen Ausgaben Ludwigs XVI. seit Anbeginn seines Regnums auf 228 Millionen belaufen. Doch mehr noch als dies entsetzte die Deputierten, daß die Summen durch Barzahlungen vergeben wurden und so der Kontrolle des Schatzamtes verborgen blieben. Die Zahlungen des Königs an seine Brüder machen nur einen höchstgeringen Teil des Geldes aus. Wohin und in welche schwarze Kasse ist der Rest des Geldes verschwunden? Necker erklärte, daß die Konten versteckt seyen, jedoch nur aus Gründen der gebotenen Diskretion und nicht, weil der König etwas verbergen müße. Damit hat Necker in den Augen des Publico an Credit verloren. 17.GERMINAL
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