: Post aus der Moderne: 5. Messidor
Paris, den 24sten Junius 1791 (Journal des Luxus und der Moden) - Himmel welch eine Neuigkeit habe ich Ihnen zu melden! Der König mit der ganzen königlichen Familie entflohe den 21sten dieses; man sagt durch unbekannte Ausgänge eines Souterrain im Schlosse. Sie kamen glücklich bis Varennes, nur noch 6 franz. Meilen, von der
Flandrischen
Gränze, wo der
König erkannt
und arretiert
wurde. Heute
Abend 7 Uhr
wurden sie von
einer Armee
von mehr als
30000 Mann
hieher zurück
gebracht. Ich
habe den Ein
zug gesehen.
Die äußerste
Ruhe und Stille
des in ungeheu
rer Menge versammelten Volkes, die nur zweymal durch ein allgemeines Geschrey la Loi! la Loi! unterbrochen wurde, war eben so wundernswürdig als schauderhaft und fürchterlich. Man hält hier diese Catastrophe für die glücklichste Crise, die das Fieber des kranken Staatskörpers auflösen könne. Ich wage noch nichts darüber zu sagen; als daß sie tiefen Eindruck auf mich gemacht hat. Was für eine Menge Scenen wird sie nicht gewähren! Und das sie uns nicht wieder neue Moden, sey es wie es wolle, geben wird, können Sie sicher rechnen. Ich werde sie Ihnen treulich berichten. 5.MESSIDOR
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen