: Post aus der Moderne: 25. Prairial
Paris, Junius 1790 (Journal des Luxus und der Moden) - Man berechnet die Anzahl der Fiaker in Paris zu zwey tausend, und weniger können es nicht seyn: denn wo man hinsieht, stehen ihrer einige oder sind in Bewegung. Die Kutscher sind mehr gefällig als grob und sie werden über ihre bestimmte 24 Sous für jeden Lauf, der nicht über eine
Stunde dauert,
niemand etwas
abtrotzen oder
abbetteln. Das
Handeln und
Dingen der
Wiener Fiaker,
welche übri
gens die besten
in Teutschland
sind, findet hier
also garnicht
statt. Die Kut
scher selbst
aber geben
einen armseli
gen oder lüder
lichen Anblick. Sie sitzen nicht auf dem Bocke, sondern stehen hinter demselben, um das Getümmel von Wagen und Menschen desto besser zu übersehen oder ihm auszuweichen. Die Fiaker haben Nummern, die man wohl thut sich zu merken im fall man über den Kutscher zu klagen, oder etwas in dem Wagen vergessen hätte. Jeder Policeykommissär schlichtet den Streit, den der zu fahrende mit dem Kutscher, oder den dieser mit den Vorübergehenden hat. Die Kunst zu fahren haben sie auf den höchsten Grad gebracht und man hört sehr selten von gefährlichen oder verdrießlichen Vorfällen. Ihr Warnungswort ist das alte „Gare!“ (Vorgesehen!) das sie aus voller Kehle und in einem schleppenden Accent schreyen. Die Wiener Fiaker sagen bloß „Ho!“ wie sie es bey ihren Pferden gewohnt sind. 25.PRAIRIAL
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