Portrait: Das Rad neu erfunden
Karl Drais ist ein Beispiel für gelungene Förderpolitik. Er zeigt, wohin es führen kann, wenn ein kluger Kopf durch ein Grundeinkommen gesichert ist. Schon mit Mitte 20 wird Drais vom Dienst als Förster freigestellt, fortan darf er sich bei vollem Lohn ganz dem Erfinden widmen.
1785 wird Karl Friedrich Christian Ludwig von Drais zu Sauerbronn als Sohn eines Regierungsrats in Karlsruhe geboren. Sein Pate ist der Markgraf von Baden, der später zunächst auch bestimmt, dass Drais Förster wird. Doch der widmet sich lieber der Lösung mathematischer Probleme, erfindet Maschinen zum Kochen, zum Schreiben von Texten und von Noten – und 1813 eine erste „Fahrmaschine“, einen vierrädrigen „Wagen ohne Pferde“, den er dem russischen Zaren und beim Wiener Kongress vorführt.
Seine bedeutendste Idee aber wird das Laufrad. Mit dem aus Holz gebauten Urtyp aller Fahrräder legt er heute vor 200 Jahren eine sieben Kilometer lange Strecke in Mannheim zurück – deutlich schneller als Fußgänger und auch als die Postkutsche. Drais habe „mit der nemlichen Maschine den steilen, zwei Stunden betragenden Gebirgsweg von Gernsbach hierher in ungefähr einer Stunde zurückgelegt“, berichtet kurz darauf das Badenwochenblatt. Die „Loda“ genannte Laufmaschine sei „sehr gut zu gebrauchen“ und wiege keine 50 Pfund.
Drais profitiert vom späteren Siegeszug des Fahrrads genauso wenig wie von seinen anderen Erfindungen. Er verbringt fünf Jahre als Landvermesser in Brasilien, kehrt zurück nach Baden und gerät in den Ruf eines trunksüchtigen Eigenbrötlers. Das schlechte Image hängt ihm bis weit über seinen Tod im Jahr 1851 hinaus an. Heutige Biografen sehen als Grund dafür jedoch eine politisch motivierte Rufmordkampagne. Drais hatte sich früh für demokratische Ideen begeistert und nach der Badischen Revolution 1849 sogar auf seinen Adelstitel verzichtet. Der Titel als Erfinder des Fahrrades aber ist ihm sicher. Bereits 1893 stifteten deutsche Radfahrverbände ein Denkmal für Drais. Gereon Asmuth
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