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PortraitDer Royal-Loyale

Wenn der Hochadel sich traut, steht er in der ersten Reihe. Dafür hat sich Stefan Schostok, Oberbürgermeister von Hannover, diplomierter Sozialpädagoge und seit 30 Jahren Sozialdemokrat, sogar eigens nachschulen lassen.

Denn am 6. Juli heiratet Prinz Ernst August von Hannover, Sohn des sogenannten „Pinkelprinzen“, seine Verlobte Ekaterina Malysheva. Ernst August ist direkter Nachfahre der Welfenherzöge, die in Hannover das Sagen hatten, bis schließlich Sozis und Demokraten wie Schostok die Macht an sich rissen.

Dass Schostok für die Adels­trauung Zeit findet, überrascht deshalb – umso mehr als er für ein kurzes Interview mit der taz zu beschäftigt ist. „Der OB ist leider in Terminen“, bedauert dessen Pressesprecher An­dreas Möser. Er könne aber bestätigen, dass Schostok gerne zugesagt habe, als er gefragt wurde, ob er die Trauung des Prinzen vollziehen würde. „Der Oberbürgermeister und Ernst August kennen und schätzen sich“, sagt Möser.

Dass der Bräutigam adelig sei, habe rein gar nichts damit zu tun, dass Schostok die Trauung übernimmt, versichert der Sprecher. „Der Adel spielt hier keine Rolle mehr. Und das wird damit auch nicht infrage gestellt“, sagt er. „Insofern traut ein Oberbürgermeister auch ganz selbstbewusst einen Prinzen.“

Außerdem zahle der Prinz die normalen Gebühren. Und auch eine Sonderbehandlung des Prinzen sei ausgeschlossen. „Hier wird niemand hofiert“, beteuert Möser. „Jeder kennt seine Rolle.“ Es sei im Übrigen kein Privileg, vom Oberbürgermeister getraut zu werden.

Das Welfenhaus regierte einst das Königreich Hannover, dessen Erbe noch heute in der Stadt zu sehen ist. Dazu gehören etwa die Herrenhäuser Gärten, in denen sich heute die hannöverschen Bürger vergnügen. „Wenn man ehrlich sein will, muss man sehen, dass die in der Blütezeit des Königreichs Hannover entstanden sind“, findet Möser.

Der 53-jährige Schostok hat eine klassische Laufbahn in der Partei hinter sich. Schon als Schüler trat er der SPD bei. Er arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der IG Bergbau, Chemie, Energie, machte die Öffentlichkeitsarbeit im niedersächsischen Umweltministerium und saß im Landtag zu Hannover. Katharina Kücke

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