Portrait: Der Nachfolger
Mit ihm kam der Erfolg. Als Olaf Janßen im vergangenen November aus der Scouting-Abteilung des VfB Stuttgart zum FC St. Pauli wechselte, um hier den Trainerstab um Ewald Lienen zu verstärken, stand das Team abgeschlagen am Tabellenende der Zweiten Fußball-Bundesliga. Kurz danach wirkte die Mannschaft wie ausgewechselt – eine Siegesserie begann, die den Hamburger Zweitligisten von Platz 18 hoch auf Platz sieben führte. Hätte die Mannschaft eine ebenso gute Hinrunde gespielt, wäre der FC St. Pauli wohl aufgestiegen.
Wie groß genau Janßens Anteil an dieser Erfolgsgeschichte ist, kann niemand wirklich ermessen. Und ob Janßen als Cheftrainer funktioniert, auch nicht. Bislang war der 50-Jährige nur für wenige Partien in dieser Funktion aktiv, bei Rot-Weiss Essen, in Dresden und beim VfB Stuttgart. Doch die Verantwortlichen des Hamburger Zweitligisten haben großes Vertrauen in ihn, und sein nun zum Technischen Direktor aufgerückter Vorgänger Ewald Lienen empfahl Janßen nach halbjähriger Zusammenarbeit ausdrücklich als seinen Nachfolger.
Janßen, der in seiner Profikarriere insgesamt 259 Bundesligapartien für den 1. FC Köln und die Eintracht aus Frankfurt bestritt, tritt in große Fußstapfen: Lienen ist bei den Hamburger Fans so beliebt wie kaum ein Übungsleiter vor ihm. Was vor allem daran liegt, dass der 63-Jährige, der immer schon auch als meinungsstarker und politisch denkender Mensch galt und wie die meisten Fans die Gesellschaft eher von links kritisiert. Janßen ist trotz seiner halbjährigen Kotrainer-Tätigkeit für die meisten Anhänger des Vereins hingegen ein weitgehend unbeschriebenes Blatt. Bislang konsequent in der zweiten Reihe agierend blieb er eher blass.
Das wird sich nun wohl ändern. Und die beste Eintrittskarte in die Herzen der Fans wird vorerst sicher der sportliche Erfolg sein. Denn nach der fulminanten Rückrunde sind in Hamburg die Erwartungen an den ehemaligen Mittelfeldspieler des 1 FC Köln hoch. Alles andere als das Mitspielen um den Aufstieg in die Bundesliga könnte Janßen angekreidet werden und seine Aufnahme in die „FC-St.-Pauli-Familie“ erschweren. Marco Carini
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