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Portrait350 gefälschte Stimmzettel

Weist Fälschungsverdacht von sich: Karl-Georg Wellmann (CDU) Foto: F.: dpa

Karl-Georg Wellmann, 64, hat in seinen zwölf Jahren im Bundestag bisher zweimal außerhalb von Berlin Schlagzeilen gemacht: Als er 2012 als erster CDU-Abgeordneter Christian Wulff zum Rücktritt als Bundespräsident aufforderte. Und als er 2015 in Russland Einreiseverbot bekam. Nun aber steht anderes an: Wellmann, selbst Jurist, soll an der Stimmzettelfälschung bei einer CDU-Mitgliederbefragung beteiligt sein. Das meint keine anonyme Quelle, sondern der CDU-Justitiar.

Bei der als Meinungsbild deklarierten Abstimmung ging es darum, ob weiter knapp 120 Delegierte entscheiden, wer bei der Bundestagswahl im Wahlkreis Steglitz-Zehlendorf im Berliner Südwesten antritt oder ob alle dortigen 2.200 CDU-Mitglieder darüber entscheiden. Wellmann hat diesen Wahlkreis drei Mal klar gewonnen.

Das schützte ihn nicht vor der Gegenkandidatur von Thomas Heilmann. Der 52-Jährige ist erfolgreicher PR-Unternehmer, Merkel-Intimus und seit 2013 Parteichef in Steglitz-Zehlendorf. Und er war bis vor Kurzem noch Berlins Justizsenator. Heilmann rechnete sich größere Chancen bei der von Wellmann abgelehnten Direktwahl aus und setzte die schriftliche Mitgliederbefragung in Gang. Erst plädierte eine Mehrheit der Basis dafür, dann beschloss auch ein Parteitag die Änderung.

Einen Kandidat gibt es aber noch immer nicht: Beim ersten Anlauf am 1. März hatten Wellmann und Heilmann auch nach über fünf Stunden gleich viele Stimmen, weshalb man sich auf den 19. März vertagte.

Wie nun publik wurde, waren bei der Mitgliederbefragung offenbar 350 gefälschte Abstimmungszettel aufgetaucht, die sich wie Wellmann gegen eine Änderung des Verfahrens aussprachen. Der CDU-Justitiar sieht Wellmann als Mittäter und empfahl dem Landesvorstand eine Strafanzeige. Die aber soll es nicht geben. Dafür kündigte die Staatsanwaltschaft an, die Sache auszuwerten. Wellmann wiederum will den Justitiar und andere anzeigen. Man müsse doch nur schauen, wem es nütze, dass der Bericht des Justitiars gerade in dieser Woche auftauche, fünf Tage vor der Kandidatenwahl, sagte Wellmann der taz: „Nicht ich habe manipuliert, sondern Heilmann.“ Stefan Alberti

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