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PortraitDer Blockade-Brecher

Verschickte seinen Roman per Mail: Tilman Rammstedt Foto: dpa

Manche Menschen müssen zu ihrem Glück gezwungen werden. Ein wenig trifft diese Binsenweisheit auf den diesjährigen Gewinner des Preises der Literatour Nord zu. Preisträger der diesjährigen Lesetour durch sechs norddeutsche Universitätsstädte ist der Berliner Autor Tilman Rammstedt.

Der Weg hin zum neusten Roman des 41-Jährigen war einzigartig bis nervenaufreibend für alle Beteiligten. Im Vorfeld auf das kommende Buch hatte sich Rammstedts Verleger Jo Lendle eine Strategie ausgedacht, um ein ständiges Problem des Wahlberliners in den Griff zu bekommen: Trotz vieler Erfolge und Preise wie dem Ingeborg-Bachmann-Preis für seinen Roman „Der Kaiser von China“ leidet der Autor an Schreibblockaden. „Ich suche, seitdem ich schreibe, nach einer Lösung für meine Schreibprobleme“, sagt der Autor. Ein Patentrezept habe er bisher noch nicht gefunden. Eine Lösung wäre nicht dringend notwendig, wenn Rammstedt seine Manuskripte pünktlich an den Verlag lieferte.

Um einem durch kleine und große Schreibkrisen verschleppten Manuskript beim neuen Buch vorzubeugen, wurde „Morgen mehr“ als Online-Fortsetzungsroman veröffentlicht. Im vorigen Frühjahr hat Rammstedt jeden Tag ein Kapitel für sein neues Werk geschrieben und anschließend per E-Mail und Whatsapp an die Leser versendet. „Dass das Schreiben dann auch mal eine Plage sein würde, damit hatte ich gerechnet“, sagt Rammstedt. Die „Spielanleitung“ zum Schreiben, wie er das Projekt des Fortsetzungsromans bezeichnet, hält Rammstedt für erfolgreich. „Besonders, weil ich mit dem zufrieden bin, was letztendlich daraus entstanden ist.“

Auf der Literatour stattete Rammstedt auch der Stadt einen Besuch ab, für die er als virtueller Stadtschreiber gearbeitet hat. 2011 schrieb er literarische Geschichten über Oldenburg. Die Vorgabe des lokalen Literaturbüros war es allerdings, die Stadt ausschließlich im Internet zu erkunden.

Momentan arbeitet Ramm­stedt an seinem ersten Theaterstück. Auch hier kommen die Blockaden beim ­Schreiben. „Aber ein Schreibprozess ohne Hoch und Tiefs würde auch nicht zu mir passen“, ist sich der Autor sicher. aweg

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