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PortraitSauberer Topverdiener

Wer wünscht sich das nicht? Binnen zwei Jahren das Gehalt verdreifachen, im selben Job, bei demselben Unternehmen? Bill McDermott ist es gelungen: Mit 15,6 Millionen Euro Jahreseinkommen ist der US-Amerikaner an der Spitze des IT-Konzerns SAP der Topverdiener in den DAX-Unternehmen.

Der plötzliche Sprung kommt daher, dass in diesem Jahr eine langfristige variable Vergütung fällig wird, die sich am Wert der SAP-Aktie orientiert: Der 55-jährige US-Amerikaner wird dafür belohnt, dass das Unternehmen stetig teurer geworden ist, allein 2016 um 20 Prozent. Auch bei den Mitarbeiter_innen kommt das an: Bei der jüngsten Befragung waren 85 Prozent mit ihrem Unternehmen zufrieden, drei Punkte mehr als im Vorjahr.

Daran ist McDermott nicht ganz unbeteiligt. Als der Sohn eines Elektrikers und einer Hausfrau 2010 – zunächst gemeinsam mit dem Dänen Jim H. Snabe – die Spitze des Walldorfer Unternehmens übernahm, galt das Vertrauensverhältnis zwischen Vorstand und Belegschaft als erschüttert. SAP hatte sich mit komplizierten Produkten Ärger eingehandelt und 2009 erstmals Stellen gestrichen. Die Ko-Chefs und seit 2014 McDermott alleine richteten den Konzern neu auf mobile Lösungen aus. Ziel: größtmögliche Anwenderfreundlichkeit. Statt weiter auf organisches Wachstum zu setzen, schwenkten sie auf große Zukäufe um – die sich tatsächlich amortisierten: 2016 war SAP die wertvollste Marke Deutschlands.

Skandale hat sich McDermott bislang nicht zuschulden kommen lassen. In den USA engagiert er sich für sozial benachteiligte Jugendliche. Und dass er als Chef eines globalen Konzerns das Unternehmerbündnis für das Freihandelsabkommen TTIP vorantrieb, kann man ihm wohl nicht vorwerfen.

Obwohl er viel, gern und laut redet, gilt er als geschickter Kommunikator. Als er 2015 bei einem Unfall ein Auge verlor, gelang es ihm, die Irritation über seine Abwesenheit mit einem persönlichen Interview aufzufangen. Unter den DAX-Chefs ist er der einzige mit Twitter-Account. Die Zahl von 29.400 Followern ließe sich zwar noch ausbauen. Aber seine Ziele hat McDermott bislang noch immer erreicht.

Beate Willms

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