Portrait: Ein Mann mit Wal
Seit drei Monaten erst ist Christian Vogel Leiter des Naturzentrums in Norddorf auf Amrum – und schon kann er großen Zuwachs vermelden. Gestern wurden per LKW, Fähre und Gabelstapler 153 Skelettteile von einem jener Pottwale nach Norddorf transportiert, die im Januar an der Nordseeküste verendet waren.
Vom Festland aus, in Dagebüll, etwa 35 Kilometer östlich von Amrum, begann für den Wal eine Reise, an dessen Ende mühevolle Handarbeit verrichtet werden musste. Denn die Straße, die zum Naturzentrum führt, ist auf den letzten 200 Metern zu eng, um von einem LKW befahren zu werden. Die Knochen mussten auf einen Gabelstapler umgeladen werden.
Dass der Wal überhaupt ins Naturzentrum kommt, verdankt Vogel seinem Vorgänger Thomas Chrobock. Der hatte alles Nötige veranlasst, damit auf Amrum ein Pottwalskelett präsentiert werden kann. Vogel initiierte nun den Transport, die Hauptarbeiten stehen aber noch aus. Ein Präparator muss die Knochen wieder zusammenbasteln, das komplette Skelett dürfte am Schluss 1,5 bis zwei Tonnen wiegen.
Der Schädel ist mit 750 Kilogramm am schwersten. Besucher können das Gerippe wohl ab März besichtigen – bis dahin wird das alte Hallenbad beim Naturzentrum zum präsentationsfähigen Ort für den Wal umgebaut. „Wir haben dann eine weitere attraktive und moderne Ausstellung“, sagt Vogel.
Der 30-jährige Biologe ist – im wortwörtlichen Sinne – nah am Wasser gebaut. Er wuchs nahe der Elbmündung auf und forschte an der Universität Oldenburg zur Artenvielfalt in den Meeren. „Für mich war klar, dass ich zurück ans Wasser wollte“, sagt er. Bis vor drei Monaten arbeitete er noch für ein Naturschutz-Planungsbüro nahe Osnabrück. Da fehlte ihm aber der Zugang zur See. Auf Amrum ist Vogel für Vogelschutzgebiete und den Erhalt der Kegelrobben zuständig. Erst einmal aber wird er sich um seinen gigantischen Neuzugang kümmern. David Joram
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen