Portrait: Der Seilbahn-Liebhaber
Er wollte die Pläne geheim halten. Womöglich hat der parteilose Bürgermeister der ostfriesischen Insel Baltrum den Medienansturm schon geahnt, der nun über ihn hereingebrochen ist. Denn Berthold Tuitjer möchte eine Seilbahnverbindung zwischen Baltrum und dem Festland bauen – im Weltnaturerbe Wattenmeer. „Wir meinen es ernst“, sagt der Diplom-Verwaltungswirt aus Emden immer wieder gegenüber Fernsehen, Radio und den Lokalzeitungen.
Bislang verbindet eine Fähre ein bis viermal am Tag die kleinste ostfriesische Insel mit der Welt – je nach Tide. Sie bringt, wenn sie kann, auch Tagesgäste. Aber Baltrum will noch mehr Tagestouristen, denn die permanenten touristischen Kapazitäten sind ausgeschöpft.
Die Projektidee hat der Bürgermeister von einem Osnabrücker Spediteur und Stammgast. Der hat auch gleich Pläne von einem Seilbahnbauer eingeholt –und einen 20 Millionen Euro Kostenvoranschlag.
Zwei Anlandestellen soll es an den Häfen Neßmersiel und Baltrum geben. In beiden Häfen steht bislang – nichts. Etwa fünf bis sechs Pylone im Wattenmeer bräuchte es. Zwei Gondeln sollen in halbstündigem Takt die 4,5 Kilometer lange Strecke in zehn Minuten überwinden.
Die Nationalparkverwaltung stuft das Projekt allerdings „wegen ökologischer“Bedenken als „wohl nicht genehmigungsfähig“ ein. Dagegen wehrt sich Tuitjer, für den das Projekt auch ein Auftakt im Kommunalwahlkampf ist. „Schauen sie sich an der Küste und auf dem Meer um, überall stehen Windparks.“ Das sei auch nicht ökologisch. Die Seilbahn werde mit Windstrom von der Küste betrieben. „Das spart Dieselkraftstoff der Schiffe.“ Unter den Gemeinderäten hat Tuitjer mit der Idee bisher keine Mehrheit. Denn wer bringe die Gäste, wenn es stürmt? Schu
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