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PortraitEiner mit Tiefgang

Viel totes Tier liegt am Hafen der Halbinsel Nordstrand: Der Darm eines Pottwals misst 250 Meter, seine Leber ist 500 Kilo schwer. Unter der zernarbten Haut ruht eine Fettschicht, dann folgt massives Fleisch, und all diese verwesende Materie muss vom Skelett getrennt werden –nein, richtig gewöhnen könne er sich nicht an diese Art von Arbeit, sagt Gerd Meurs-Scher: „Es ist gar nicht mal so sehr der Gestank, aber es ist einfach körperlich anstrengend.“

Der Meeresbiologie leitet seit 1999 das Multimar Wattforum in Tönning und wird als Fachmann für Küste und Nationalpark oft in die Bergung toter Wale einbezogen. Zurzeit sind es besonders viele: Zwölf Tiere wurden in den vergangenen Tagen an verschiedenen Orten angespült. Zwei wurden am Donnerstag auf Nordstrand zerlegt, ein dritter – der vor Büsum angetrieben war – kam in der Nacht zu Freitag dazu. Fleisch und Eingeweide werden entsorgt, Proben gehen nach Hannover zur Tierärztlichen Hochschule: „Wir wollen erfahren, warum die Tiere gestorben sind“, sagt Gerd Meurs-Scher. „Es liegt nahe, dass das Eingreifen des Menschen eine Rolle spielt.“

Eine Problem liegt auf der Hand: Pottwale sind in der Nordsee nicht heimisch, das Wasser ist zu flach für die Tiere, die bis zu 20 Meter lang und 60 Tonnen schwer werden können. Wenn sie auf eine Sandbank treiben, werden sie von ihrem eigenen Gewicht erdrückt. Warum Gruppen junger Männchen auf dem Weg zum Polarkreis auf die tödlichen Abwege geraten, ist nicht klar. Anders verhält es sich mit den Weibchen: Sie bleiben in wärmeren Gewässern. Das Phänomen tritt immer wieder auf, unter anderem 1996 und 1997 vor der dänischen Insel Romö.

Eigentlich gilt im Nationalpark, „Natur Natur sein lassen“, sagt Meurs-Scher: „Aber wenn man nichts tun würde, würden die Tiere nur sehr langsam verrotten mit dem Effekt, das über lange Zeit immer wieder Fleisch angetrieben würde. Das wollen wir niemand antun.“ Hinzu kommt: Die Skelette der Nachkommen des Moby Dick sind in Museumskreisen begehrt. Auch im Multimar Wattforum kann ein Wal bestaunt werden – er stammt aus der Gruppe, die in Dänemark antrieb. Insofern ist Gerd Meurs-Scher nicht neidisch: „Mein Wal ist größer.“ EST

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