piwik no script img

PortraitEhrgeizling mit großem Ego

Bei der Amtseinführung des neuen Hamburger Generalstaatsanwalts Jörg Fröhlich sparte Justizsenator Till Steffen (Grüne) nicht an Lob: „Dialog“ und „Vertrauen in die Qualifikation seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“ zeichneten den 55-jährigen Fröhlich aus, der von Hannover nach Hamburg gewechselt ist und seit gestern offiziell als Chefankläger amtiert.

Allerdings: Die Vorschusslorbeeren sind eine letzte Spitze gegen Fröhlichs Vorgänger Lutz von Selle. Der galt als autoritär und pedantisch – und war ausgerechnet über Gregor Gysi gestolpert, weil er im Streit um angebliche Stasi-Verstrickungen des Ex-Fraktionschefs der Linken im Bundestag auf eine Anklage wegen falscher eidesstattlicher Versicherung beharrte.

Jetzt soll der dreifache Familienvater Fröhlich Hamburgs Staatsanwälte, von denen einige hinter vorgehaltener Hand über ein „Klima der Angst“ und Überlastung klagten, neu motivieren. Der Marathonläufer gilt als ehrgeizig, effektiv – und mit einem großen Ego ausgestattet.

Bundesweit bekannt wurde Fröhlich mit einer Pressekonferenz im Fall Sebastian Edathy: Nach der durchgestochenen Durchsuchung der Wohnung des einstigen SPD-Bundestagsabgeordneten verkündete er im Februar 2014, das von Edathy bestellte Material bewege sich „im Grenzbereich“ dessen, was die Justiz unter Kinderpornografie verstehe – und zeigte sich gleichzeitig entsetzt über die Lecks in der Justiz, die Edathy schon im Vorfeld zum Rücktritt gebracht hatten.

Die Suche nach diesen undichten Stellen aber war wenig erfolgreich – ebenso wie die nach Terroristen, die Anfang 2015 Anschläge auf den Braunschweiger Karneval geplant haben sollen: In beiden Fällen verlief die Suche von Fröhlichs Ermittlern im Nichts. wyp

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen