Portrait: Jung und gewählt
Angesichts von so viel Streit im Vorfeld ging es am Ende friedlich zu: 53 der 65 anwesenden Abgeordneten des Kieler Landtags stimmten Ende vergangener Woche für Christian Meyer-Heidemann als Landesbeauftragten für politische Bildung – der erste in diesem Amt überhaupt. Dabei gibt es die Aufgabe schon länger, nur eben unter anderem Namen: Ein Leiter, kein Beauftragter, stand bisher der Landeszentrale für politische Bildung im nördlichsten Bundesland vor.
Aus Leiter wird Beauftragter: Eigens ein neues Gesetz musste die Regierung aus SPD, Grünen und SSW dafür schaffen. Ein ganz normaler Vorgang, lange geplant –und sinnvoll, um die politische Bildung aus dem Verwaltungsapparat des Landes zu lösen und unter das Dach des Parlaments zu stellen: So argumentierte die SPD vor einem Jahr bei der Landtagsdebatte. Einen Skandal und Personalpolitik nach Gutsherrenart erkannte dagegen die Opposition in der Neuorganisation: Heiko Vosgerau, der sich seit Sommer 2014 um die politische Bildung in Schleswig-Holstein kümmert, hat ein FDP-Parteibuch. Er hatte sich im Bewerbungsverfahren gegen einen SPD-nahen Kandidaten durchgesetzt.
Es sei eine Unterstellung, dass durch die Änderung der Struktur auch die Person an der Spitze getauscht werden solle, hieß es vor einem Jahr. Nun wechselt Vosgerau auf eine andere Stelle in der Landesverwaltung, und der parteilose Meyer-Heidemann übernimmt. Der 35-Jährige stammt aus Wolfsburg, studierte in Kiel und ist zurzeit noch Vertretungsprofessor für „Wirtschaft/Politik und ihre Didaktik“ am Institut für Sozialwissenschaften der Kieler Christian-Albrecht-Universität. Bereits als Lehramtsstudent absolvierte Meyer-Heidemann ein Auslandssemester an der Sorbonne, war später auch in Kanada. Seine – mit einem Promotionspreis geehrte – Doktorarbeit schrieb Meyer-Heidemann über „Selbstbildung und Bürgeridentität“. Für die Landeszentrale für politische Bildung leitete er 2013 bereits ein Schulprojekt zur Bundestagswahl – Titel: „jung & wählerisch“.
Bis der frisch gewählte Beauftragte sein Amt antritt, dauert es übrigens noch: Christian Meyer-Heidemann ist bis Jahresende in Elternzeit. EST
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