Portrait: Der treffsichere Terrier
Er wusste selbst nicht so genau, wie ihm das hatte passieren können. Als Stürmer beim FC St. Pauli hatte Lennart Thy doch bisher vor allem durch Kampfgeist und große Laufbereitschaft imponiert – Typ Terrier. Dadurch, dass er gut Bälle festmachen kann. Aber als Torschütze? Gut, er kann diesen einen Trick wirklich nicht schlecht, diesen Schuss aus der Drehung àla Gerd Müller. So hatte er auch sein bislang einziges Saisontor erzielt. Und nun: Gleich vier Tore am Stück.
Damit hat sich der 23-Jährige beim Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf (4:0) am Montagabend auf der clubinternen Torschützenliste dieser Saison ganz nach oben geballert – und seinen Club auf einen Aufstiegsplatz in der zweiten Bundesliga. Und für sich selbst hat Thy auch etwas getan: Seinen Marktwert erheblich gesteigert.
Denn der Viererpack wird auch auf der Insel und in Italien registriert. Celtic Glasgow, US Palermo und auch Sampdoria Genua haben Interesse bekundet, Thy zu holen, wenn sein Vertrag in Hamburg im kommenden Sommer ausläuft.
Sportchef Thomas Meggle will den gebürtigen Nordrhein-Westfalen, der lange für Werder Bremen kickte, sich an der Weser aber nie richtig durchsetzen konnte, auf alle Fälle halten: Schließlich hat der Verein in den vergangenen Jahren mit Rouwen Hennings, Mahir Saglik und Daniel Ginczek einige Stürmer ziehen lassen, die bei ihren neuen Arbeitgebern groß auftrumpften und Tore am Fließband erzielten. Sportchef Meggle wird tiefer in die Tasche greifen müssen, doch die gut drei Millionen aus dem Sensationstransfer von Verteidiger Marcel Halstenberg liegen noch auf der hohen Kante.
Die „Thy-Time“ am Montag ist zudem das Signal für den neuen Schritt der Millerntor-Truppe, die sich seit dem Amtsantritt von Trainer Ewald Lienen im Zeitraffer entwickelt, sich binnen von elf Monaten vom Tabellenschlusslicht zum Spitzenteam wandelte. Bislang war die von Lienen stabilisierte Abwehr das Geheimnis der rasanten Bergfahrt, während die „Abteilung Attacke“ noch ein wenig lahmte. Irgendwann, das hat Thy zuletzt immer wieder mit Sehnsucht in der Stimme betont, werde schon „der Knoten platzen“. Nun hat er selber dafür gesorgt. Marco Carini
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