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PortraitDer Schwurbler

Günter Elste ist der Meister des geschwurbelten Wortes. Das erklärt, warum es so wenige Wortlaut-Interviews mit dem Vorstandvorsitzenden der städtischen Hamburger Hochbahn (HHA) gibt: Kein Journalist setzt sich freiwillig dem Stress aus, Elstes langatmige Ausführungen in Zwei-Satz-Antworten zu kondensieren. Aber das hat bald ein Ende: Zum 1. Februar 2016 geht der dann 67-Jährige in den Ruhestand, seinen Nachfolger Henrik Falk hat der HHA-Aufsichtsrat am Mittwoch berufen.

Mit Elstes Ausscheiden endet eine ungewöhnlich illustre Hamburger Karriere. Als der damalige Fraktionsvorsitzende der SPD in der Bürgerschaft vor 20 Jahren zum Herr über Hamburgs Busse und Bahnen ernannt wurde, war das klassischer roter Filz. Der damalige SPD-Finanzsenator und spätere Bürgermeister Ortwin Runde schlug Elste vor, der langjährige SPD-Bau- und Verkehrssenator sowie HHA-Aufsichtsratschef Eugen Wagner berief Elste, der bis dahin von öffentlichem Nahverkehr nur entfernt was gehört hatte, ins Amt. Dafür durfte Wagners Sohn Hauke, inzwischen selbst SPD-Bürgerschaftsabgeordneter, später ein paar Jahre lang Elste als Vorstandsreferent assistieren.

Und dennoch: Elste hat viel geleistet. Unter seiner Regie wurde die HHA zum zweitgrößten deutschen Verkehrsunternehmen, über seine Tochter Benex ist es unter anderem auch am niedersächsischen Erfolgszug Metronom beteiligt. Als eines der ersten deutschen Verkehrsunternehmen setzte die HHA auf ökologische Antriebe bei Bussen und Bahnen, auf moderne und saubere Bahnhöfe und Züge. Mit Erfolg: Seit 2005 stiegen die Fahrgastzahlen in Hamburg fast vier Mal höher als im Bund, und Elste freute sich darüber, „dass wir vom eigenen Erfolg überrollt werden“. Und so wurde er zum Beweis, dass nicht jeder SPD-Filzokrat unfähig sein muss. Sven-Michael Veit

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