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PortraitMappus, ganz weit oben

Mit 27 Jahren CDU-Kreisvorsitzender, mit 29 Landtagsabgeordneter, mit 32 Verkehrsstaatssekretär: Stefan Mappus stieg schnell auf. Seine gesellschaftliche Vision blieb dabei simpel.

Stefan Mappus während einer Pressekonferenz in Stuttgart. Bild: dpa

Stefan Mappus hat es geschafft, nachdem er nächtelang gebüffelt hat: Seit neuestem hat er einen Pilotenschein. Der 43-Jährige, seit gestern Ministerpräsident Baden-Württembergs, hat damit seiner Vita eine weitere Franz-Josef-Strauß-Analogie zugefügt, mit dem er oft verglichen wird. Neben dem Flugschein steht eine ähnliche Körperfülle, richtig polemisch kann er auch sein, ehrgeizig, rigoros und machtgierig ist er ohnehin und "rabenschwarz". Ansonsten hinke der Vergleich, sagt Mappus über Mappus, weil die Zeiten und Probleme so ganz andere seien als damals. Einer seiner Amtsvorgänger, Lothar Späth, kommt ohne den FJS-Vergleich aus: Mappus sei das Politikersein in die Wiege gelegt worden. Frei übersetzt: Mappus weiß, wie Politik geht, wie man sich nach oben boxt, Gegner ausschaltet oder, wenn zur Mehrheitsbeschaffung vonnöten, wieder integriert.

Er wurde 2005 nach einer Kampfabstimmung zum Vorsitzenden der CDU-Fraktion im Landtag gewählt. Damit hatte er 2009 in der Logik der Südwest-CDU am ehesten das Anrecht auf Günther Oettingers Nachfolge, obwohl er dessen größter Gegner in der Partei war. Mögliche Konkurrenten winkten blitzschnell ab, Mappus hatte seine Machtbasis in der Partei bereits uneinholbar aufgebaut. Seine gesellschaftliche Vision ist überschaubar simpel geblieben: Familien stärken, in Deutschland Deutsch sprechen, wer zu blöd für das Gymnasium ist, muss auf die Real- oder Hauptschule.

Für größere Würfe fehlte vermutlich die Zeit: Mappus wurde bereits mit 27 Jahren CDU-Kreisvorsitzender, mit 29 Landtagsabgeordneter, mit 32 machte ihn Ziehvater und Vorvorgänger Erwin Teufel überraschend zum Verkehrsstaatssekretär im Umweltministerium, 2004 gar zum Ressortchef.

Zuvor macht er eine Lehre zum Industriekaufmann und studierte Ökonomie, außerdem ist er verheiratet und Vater zweier Söhne. Wo er nun hinwill, dazu schweigt er bisher weitgehend. Aber mit seiner rigiden, zupackenden Art steht Baden-Württemberg ein neuer Regierungsstil bevor - und Deutschland ein ehrgeiziger Mann aus dem Südwesten, der sich Geltung verschaffen will.

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3 Kommentare

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  • F
    freidenker

    das finde ich gut bei unseren politheinis. kaum tritt ein A... ab steht das nächste gleich parat

  • JK
    Juergen K

    Wenn sich schon die Elite gegenseitig "ausschaltet"

     

    wirds wohl dunkel werden.

  • A
    atypixx

    Familien stärken, in Deutschland Deutsch sprechen, wer zu blöd für das Gymnasium ist, muss auf die Real- oder Hauptschule.

     

    "Alle großen Dinge sind einfach", lieber Herr Arzt.