Portrait Kurt Westergaard: Der zeichnende Provokateur
Die Angst davor, zu sterben, dürfe nicht so stark werden, dass man aufhöre zu leben, sagt der dänische Karikaturist Kurt Westergaard.
Er sei ein "kulturradikaler und multikultureller Provokateur", sagt Kurt Westergaard über sich selbst. Dänemarks wohl bekanntester Karikaturzeichner, dessen Bild eines Mohammed mit einer Bombe statt eines Turbans auf dem Kopf vor vier Jahren zu weltweiter Aufregung führte, arbeitet auch als 74-Jähriger noch regelmäßig für Jyllands-Posten und andere Auftraggeber.
"Es war diesmal wirklich knapp", beschreibt er den jüngsten Attentatsversuch gegen sich: "Und ich bin froh, noch zu leben." Aber er kritisiert nicht die Sicherheitsvorkehrungen: Die Angst davor, zu sterben, dürfe nicht so stark werden, dass man aufhöre zu leben. Mit der Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen hat sich das Leben des ehemaligen Deutschlehrers gründlich verändert. Nun muss er mit Bedrohung durch Terroristen und Überwachung durch den Verfassungsschutz leben.
Seit November 2007, als die Polizei erstmals auf die Spur eines angeblichen Mordkomplotts gegen ihn gekommen war, setzte eine regelrechte Odyssee ein. Erst war er gezwungen, mit Ehefrau Gitte inkognito und unter ständig wechselnden Adressen zu leben. Mittlerweile steht sein Reihenhaus in Århus unter ständiger Kameraüberwachung. Das Badezimmer ist zu einem Sicherheitsraum mit Stahltür und Panzerglas umgebaut. Dorthin flüchtete er sich am Freitagabend, und das rettete ihm wohl das Leben vor dem mit Axt und Messer bewaffneten Attentäter.
Westergaard, achtfacher Großvater - "wir sind in unserer Familie Sexualglobalisten und haben unsere Partner von Peru bis zum Iran gefunden" - ist bekennender Atheist. Als er Mohammed mit einer Bombe im Turban zeichnete, habe er nicht etwa den gewöhnlichen Muslim stigmatisieren wollen, betont er, "sondern Terroristen, die den Islam als Munition benutzen".
Beim "Kampf gegen den Fanatismus", dem sich der Zeichner nach eigenen Worte verschrieben hat, war Westergaard nicht immer wählerisch in der Auswahl der Mitstreiter. Auch Wohlgesonnene irritierte sein Auftritt auf einer Veranstaltung der fremdenfeindlichen Dänischen Volkspartei. Auch zeigte er keine Bedenken, das Pamphlet eines extrem antiislamischen Publizisten zu illustrieren. Eine "ganz normale Auftragsarbeit", wie er meint.
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