Porträt: Torgefährliche Schaltzentrale
Der Jubel kannte keine Grenzen, als Christopher Buchtmann einen feinen Querpass von Neuzugang Sami Allagui zum 1:0 für den FC St. Pauli in die Maschen des Bochumer Tors hämmerte. Schließlich war „Buchtis“ strammer Linksschuss ein ganz besonderer Treffer: Das allererste Tor der gerade beginnenden Zweitliga-Spielzeit 2017/2018. Zudem reichte das 1:0 zum verdienten Sieg und bescherte dem Hamburger Stadtteilklub einen Saisonauftakt nach Maß.
Nach einer Zittersaison, die aber durch eine starke Rückrunde gekrönt wurde, wollen die Hamburger in der gerade angelaufenen Spielzeit hoch hinaus. Zwar ist es den Spielern verboten, das Wort „Aufstieg“ in den Mund zu nehmen, doch für die meisten Experten zählt der FC St. Pauli neben den Absteigern Ingolstadt und Darmstadt, dem Nordrivalen Braunschweig und Union Berlin zu den Teams, denen der Sprung in die Eliteliga zugetraut wird. Das Team, das in der vergangenen Saison eine furiose Aufholjagd startete, wurde fast komplett zusammengehalten und sinnvoll verstärkt.
Zu einer der Korsettstangen der Mannschaft ist inzwischen der 25-jährige zentrale Mittelfeldspieler Buchtmann geworden, der wie viele seiner Mitspieler in diesem Jahr einen Leistungssprung hinlegte. 2016 gehörte er noch eher zu den Mitläufern, in diesem Jahr entwickelte sich Buchti mehr und mehr zur Schaltzentrale des Hamburger Spiels und legte zudem mit sechs Saisontreffern eine Torgefährlichkeit an den Tag, die ihn in der vereinsinternen Torschützenliste auf Platz zwei klettern ließ. Inzwischen tritt der gebürtige Mindener auch die meisten Freistöße und fungiert auf dem Platz immer mehr als Führungsspieler.
„Jeder Profifußballer möchte in seiner Karriere irgendwann mal in der Bundesliga spielen“, träumt der ehemalige Juniorennationalspieler, dessen Vertrag in Hamburg noch zwei Jahre läuft, von einem Platz an der Sonne. Und die Zeit drängt: „Je älter man wird, desto unwahrscheinlicher ist es, dass man oben reinrutscht“, weiß Buchtmann, und so ist es möglich, dass er dem Millerntor am Saisonende nach sechs Jahren den Rücken kehrt, sollte der Bundesligaaufstieg nicht gelingen.
Denn auch im Fußballoberhaus ist Buchtmanns sportliche Entwicklung nicht unbemerkt geblieben und im kommenden Sommer hätte der FC St. Pauli, letztmalig vor Auslaufen des Vertrags, die Chance eine fette Ablösesummer für den zentralen Mittelfeldspieler zu kassieren. Aber soweit muss es nicht kommen. „Jeder weiß, wie wohl ich mich hier fühle“, gibt Buchti ein kleines Treuebekenntnis für die Kiezkicker ab. Der Aufstieg mit St. Pauli im kommenden Mai wäre für Buchtmann schon die ideale Lösung. Marco Carini
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen