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PorträtDie gern Männer schlägt

Sie bezeichnet sich selbst als süchtig – nach Tischfußball. „Kickern ist totale Leidenschaft“, sagt Maura Porrmann. Sie liebe dieses Geräusch, wenn der kleine, harte Ball mit einem satten Knall im gegnerischen Tor einschlägt. Die 26 Jahre alte Hamburgerin ist als Nummer eins der Frauen-Weltrangliste in die Weltmeisterschaft gegangen, die von Mittwoch bis Ostersonntag in ihrer Heimatstadt ausgetragen wurde. Das Heimspiel für Porrmann bei ihrer ersten WM-Teilnahme endete allerdings nicht so, wie sie es sich erhofft hatte.

Im Einzel hatte die gebürtige Ostwestfälin zunächst ein Freilos, in Runde zwei verlor sie am Karfreitag gegen die Russin Natalia Schusowa mit 2:3 und schied aus. Und im Doppel Classics an der Seite der Kölnerin ­Lilly Andres war nach dem Viertelfinale alles vorbei. Verstimmt war sie über ihr Abschneiden jedoch keineswegs. Sie genoss es vielmehr, bei einer solch großen Veranstaltung dabei gewesen zu sein. Porrmann: „Es ist irre, was hier zusammenkommt. In dem Ausmaß kenne ich das nicht.“

Noch vor fünf Jahren wäre ihr eine WM-Teilnahme utopisch erschienen. Porrmann dachte nicht im Traum an die Welt­spitze. Schließlich begann sie erst 2012 ernsthaft zu kickern. Ein Besuch in einer Hamburger Kneipe hatte den Grundstein dazu gelegt.

Ein Gegenspieler fragte sie, ob sie in einem Training lernen wolle, wie das Kickern richtig geht. Sie wollte. Im Haus der Jugend Lattenkamp spielte sie gegen ambitionierte Jungs. „Die haben mich fertig gemacht – da war mein Ehrgeiz geweckt“, erzählt Porrmann, die nach Hamburg gekommen war, um sich dort in Tanz, Gesang und Schauspiel ausbilden zu lassen.

Mit Musik verdient sie ihr Geld. Als eine Hälfte des kabarettistischen Pop-Duos „Lieblingsfarbe Schokolade“ gibt sie deutschlandweit Konzerte. „Den Job kann ich wunderbar mit Kickern verbinden“, sagt sie.

In ihrem Sport hat Porrmann, die zwecks Griffigkeit mit einem Handschuh spielt, längst alle Tricks drauf. Sie kann den Pin-Shot, den Jet, den Pull-Shot, den Sling-Shot oder die Banane. An vier Tagen der Woche trainiert sie, jeweils für zwei bis drei Stunden. Richtig Geld verdienen lässt sich mit Tischfußball nicht. Es kommt aber immer mal wieder vor, dass Firmen sie für Messen oder Veranstaltungen buchen, damit die Mitarbeiter gegen eine Weltklasse-Spielerin antreten können.

Und bei Besuchen in der Kneipe ergeben sich ebenfalls ungleiche Duelle. Es passiere schon mal, dass Männer sie herausfordern, ohne zu wissen, mit wem sie es zu tun bekommen. Zumeist machen sie bittere Erfahrungen. „Es macht noch mehr Spaß, Männer zu schlagen als Frauen“, sagt Maura Porrmann. gör

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