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PorträtDie Leicht-Läuferin

Ein bisschen Laufen gehen, das machte Sabrina Mockenhaupt, 36, bereits in jungen Jahren Spaß. „Mocki“, wie sie mit Spitznamen gerufen wird, tat dies oft und gern. Während andere aus ihrer Schulklasse auf der Tartanbahn keuchten und ächzten, fiel es dem Siegener Energiebündel mit Hang zur Fröhlichkeit leicht, sehr schnell voranzukommen. Für sie war alles gut so, wie es war. Ein bisschen laufen, das reichte ihr. Weitere Ambitionen hatte der aktuelle Zugang des Hamburger Marathon-Teams damals noch nicht.

Ein Satz ihres Klassenlehrers in der fünften Klasse ließ sie aufhorchen. Er erkannte ihr Talent und ließ sie über 800 Meter gegen Zehntklässlerinnen antreten. Sabrina Mockenhaupt begann ungestüm, doch gewann überlegen. „Anschließend sagte er, wenn man ein Talent besitzt und es mit 30 nicht genutzt hat, vielleicht wird man sich dann ärgern. Und er hatte Recht. Ich habe es genau so gemacht, und jetzt freue ich mich darüber“, sagt Mockenhaupt im Rückblick.

Einen großen Anteil daran, dass sie sich mit Eifer dem Laufsport widmete, besaßen auch ihr Eltern Hildegard und Alfred, beide passionierte Marathonläufer. Deren Ratschlag, mal mit zu ihrem Trainer Heinz Weber zu kommen, stieß bei Sabrina zunächst auf wenig Gegenliebe. „Das wollte ich partout nicht, und der Abend endete für mich in einem heulenden Elend“, schreibt sie auf ihrer Homepage.

Irgendwann war sie doch dabei. Und ihre schnellen Erfolge machten Lust auf mehr. In ihrem ersten Wettkampf, 1997 bei den Deutschen Cross-Meisterschaften in Gotha, wurde sie in ihrer Altersklasse Fünfte. Sie wurde Profi und immer besser. Insgesamt 42 Deutsche Meistertitel über 5.000 Meter, 10.000 Meter, Crosslauf, 10-Kilometer-Straßenlauf und Halbmarathon kann die nur 1,55 Meter große, 46 kg leichte Athletin vorweisen. Die Sportsoldatin nahm an Europa- und Weltmeisterschaften sowie Olympischen Spielen teil. Der große internationale Erfolg blieb ihr bislang verwehrt. Bei der EM 2010 in Barcelona verpasste sie als Vierte knapp den Gewinn einer Medaille.

Ihr Wechsel von der LG Sieg zum Lauf-Team Marathon Hamburg, für das sie vom 1. Januar an starten wird, soll ein Neustart sein. „Ich bin jahrelang Einzelkämpferin gewesen und kann hier nun auch etwas mit einer Mannschaft erreichen“, erläutert sie. Das Ziel ist die Heim-EM 2018 in Berlin. Und auch auf der 42,195 km langen Strecke sieht sie noch Verbesserungsmöglichkeiten: „Im Marathon habe ich noch nicht gezeigt, was ich kann. Wenn ich die nächsten zwei Jahre gut durchkomme, dann sind die Olympischen Spiele 2020 in Tokio eine Option für mich.“ GÖR

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