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PorträtSkijäger ohne Bergdialekt

Ein wertvoller Teamspieler: Biathlet Arnd Peiffer  Foto: dpa

Als Arnd Peiffer im Jahr 2009 die ersten Interviews im Weltcup-Zirkus gab, irritierte den halbkundigen TV-Zuschauer irgendetwas an seinem Auftreten. Für einen Newcomer wirkte er mit seinen 22 Jahren ziemlich erwachsen, dazu trug auch seine äußerst eloquente Ausdrucksweise bei, die ihn bis heute auszeichnet.

Wenn Peiffer nach seinem Formstand gefragt wird, nuschelt er die Antwort nicht einfach in den Schnee, sondern liefert einen druckfertigen Kommentar ab. Mit einem Job als TV-Experte, wie ihn die meisten Biathleten anstreben, wäre er nach seiner Karriere sicher unterfordert, sein rhetorisches Talent prädestiniert ihn eher für das Amt des Pressesprechers.

Da war aber noch etwas bei seinem Erscheinen auf der Bildfläche, das ihn nicht nur von Biathleten wie Michael Greis oder Andreas Birnbacher unterschied, sondern von fast allen anderen Wintersportlern: Sein gewähltes Hochdeutsch machte ihn auf Anhieb als Niedersachsen unter lauter Bayern und Thüringern kenntlich.

In Wolfenbüttel ist er geboren, wuchs dann im Oberharz auf und kam über seine ältere Schwester als Neunjähriger in Clausthal-Zellerfeld zum Biathlon, ohne zuvor Langläufer gewesen zu sein.

Die absolute Weltspitze erreichte Peiffer 2011 mit dem Weltmeistertitel im Sprint. Als Einzelsportler konnte er bei Großereignissen seitdem zwar selten an diesen Triumph anknüpfen – entpuppte sich dafür aber als äußerst wertvoller Mannschaftsportler: Er führte die deutsche Staffel 2014 zu Olympia-Silber und ein Jahr später zu WM-Gold. Dazu kommen inzwischen sieben Weltcupsiege in Einzel- und vier in Staffelwettbewerben.

„Es hätte hier und da sicherlich besser laufen können“, sagt der selbstkritische Skijäger, der ständig über Ansätze zur Leistungsverbesserung nachdenkt, sei es im Bereich Krafttraining oder Ernährung. Gemeinsam mit Andreas Birnbacher erwirkt er bei der Verbandsführung die Einstellung von zusätzlichen Technikern. „Im Moment klemmt die Säge nirgends so, dass man intervenieren müsste“, sagt er zur aktuellen Situation im Biathlon-Team, das sehr erfolgreich in die neue Saison gestartet ist.

Peiffer, der sonst eher als Spätstarter bekannt ist, kam auf zwei zweite Plätze in Östersund. Dann wurde er allerdings von einer Erkältung ausgebremst und verzichtete auf die Wettbewerbe in Hochfilzen. In Pokljuka griff er nun wieder an, musste sich nach einem Sturz im Sprint aber mit einem 13. Platz im Massenstart als bestem Ergebnis begnügen. Die Erklärung dafür lieferte er wie gewohnt in lupenreinem Hochdeutsch – obwohl er inzwischen längst selbst im thüringischen Oberhof lebt. RLO

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