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PorträtJung, ehrgeizig, türkisch und erfolgreich

Hakan Authmann ist Chef von Burger King in Alt-Mariendorf und einer von 6.000 türkischstämmigen Unternehmern in Berlin. Eine Erfolgsgeschichte.

Hakan Authmann begann auf dem Fußballplatz und stieg auf zum Unternehmer. Mit 17 Jahren spielte er in der ersten Mannschaft von Türkiyemspor, die, wie er sagt, "beste türkische Mannschaft in Europa". Weil ihm neben dem Fußball wenig Zeit für Arbeit blieb, beschloss er, bei Burger King jobben zu gehen. In der Filiale am U-Bahnhof Alt-Mariendorf, nicht weit von Lichtenrade, wo er wohnte. Dort arbeitet er noch heute - inzwischen allerdings gehört ihm die Filiale selbst.

"Das ging alles recht schnell", sagt Authmann, mit einer Mischung aus Stolz und Selbstverständlichkeit in der Stimme. Er ist 28, und ein wenig wirkt er noch wie der Junge vom Fußballplatz: jugendlich trotz Hemd und Krawatte, die kurzen Haare mit Gel gestylt. Als er bei Burger King anfing, da hatte er die Realschule schon abgeschlossen, für ein Jahr eine kaufmännische Berufsschule besucht. Am Anfang arbeitete er an der Kasse, in der Küche, überall, wo es nötig war. Nach zwei Jahren, er war 19, wechselte er ins Management. Mit 21 wurde Authmann Geschäftsführer, einer der jüngsten eines Burger-King-Restaurants in Deutschland; die ersten Monate waren auf Probe, die Burger-King-Zentrale hielt ihn für zu jung. Zwei Jahre später kaufte Authmann die Filiale und wurde selbst Vertragspartner von Burger King.

Das Geschäft des McDonalds-Konkurrenten funktioniert nach dem Franchise-Prinzip: Die Besitzer der Filiale sind quasi selbstständig, verpflichten sich jedoch in einem Vertrag, die Produkte von Burger King zu verkaufen und 10 Prozent ihres Netto-Umsatzes an das Unternehmen abzuführen. Im Gegenzug bewirbt Burger King die Marke und stellt die Ausstattung.

Es ist ein sonniger Morgen, über den Mariendorfer Damm um die Ecke dröhnen die Lkws, die winterleere Terrasse glänzt vom Regen der letzten Nacht. Im Restaurant ist es noch ruhig, erst wenige Gäste kauen an ihren Burgern, auf einem Fernsehapparat laufen gedämpft Musikvideos. Riesig ist die Filiale nicht, zwei Räume, im Sommer kommt noch die Terrasse dazu.

Als er die Filiale übernommen habe, erzählt Authmann, habe sie einen schlechten Ruf gehabt. Sei immer auf den hinteren Plätzen der Rangliste gelandet, die Burger King alle sechs Monate von den Restaurants erstellt, in der die Qualität des Essens bewertet wird, Bedienung, Sauberkeit. Authmann tauschte fast das ganze Team aus, erstellte mit den neuen Angestellten einen "Aktionsplan", hielt Ziele und Vorgehen fest. "Wir haben sehr viel gearbeitet", sagt er. "Heute sind wir dem Ranking nach eines der besten Burger-King-Restaurants der Stadt." Und auch deutschlandweit belege seine Filiale einen der vorderen Plätze.

Authmann gehört zur zweiten Generation türkischer Einwanderer und hat die deutsche Staatsangehörigkeit. Sein Vater ist vor über 30 Jahren aus Istanbul nach Berlin gezogen und arbeitete bei Buchholz, einer Firma, die "alles mit Plastik" macht. Dort lernte er Hakans Mutter kennen. Und arbeitete sich hoch, bis er am Ende "fast Geschäftsführer" war, so Authmann. So konnte er ihn unterstützen, als der Sohn die Burger-King-Filiale übernahm. "Da war ja ein sechsstelliger Betrag, mit dem ich mich da einkaufen musste", sagt Authmann. "Das hätte ich allein nicht aufgebracht."

Die Familie hat sich, was die Arbeit betrifft, nie weit voneinander entfernt: Authmanns jüngerer Bruder ist sein Assistent und stellvertretender Geschäftsführer, sein zweiter Bruder führt ein Stehcafé im U-Bahnhof, nicht einmal 100 Meter entfernt. Und auch Authmanns Frau hilft zweimal, dreimal die Woche aus als Schichtführerin, sie organisiert Veranstaltungen und Kindergeburtstage, macht die Büroarbeit. Sich nur um die gemeinsame Tochter zu kümmern, sagt Authmann, sei ihr zu langweilig gewesen.

Probleme wegen seiner migrantischen Herkunft habe er nie gehabt, beteuert der Geschäftsmann, auch bei Burger King habe er immer nur positives Feedback für seine Arbeit bekommen. Wenn er sie brauchte, hat er immer Hilfe bekommen: Vor allem die Türkisch-Deutsche-Unternehmervereinigung (TDU), so Authmann, habe ihm sehr weiter geholfen. Mit Seminaren über Recht und Finanzen beispielsweise, "mit so etwas wie Banken kennt man sich am Anfang ja nicht wirklich aus".

Inzwischen ist Authmann selbst aktiv bei der TDU. Im letzten Jahr hat er sich als Pressesprecher in den Vorstand der Vereinigung wählen lassen, in der über 300 deutsche und türkische Unternehmen Mitglied sind, vom Mittelstand bis zu den ganz großen, wie Metro-AG oder DHL. Er wolle, sagt Authmann, der türkischstämmigen Jugend helfen. So erzählt er jungen Unternehmern von seinen Erfahrungen, diskutiert mit Politikern, hilft Kollegen, die Probleme haben mit der Sprache, mit Behörden oder Rechtsradikalen.

Auszubildende hat Authmann nicht unter seinen 20 Mitarbeitern, aber Schüler, die bei ihm jobben. Die Erfahrung, dass es mit manchen der Jugendlichen nicht so einfach sei, habe er auch schon gemacht, so Authmann. An mangelnden Fähigkeiten, meint er, liege das jedoch nicht. Eher daran, dass manche Jugendliche keine Lust hätten, sich acht Stunden in die Küche zu stellen, wenn sie auch ohne Arbeit Geld von Eltern oder Staat bekämen. Bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund sei das oft weniger das Problem. "Die strengen sich an. Denn die brauchen das Geld."

Authmann selbst wohnt immer noch in Lichtenrade. Und das soll auch so bleiben. Aus Berlin wegzuziehen, das könne er sich nicht vorstellen - und auch den Job zu wechseln nicht. "Ich habe immer noch Leidenschaft für die Arbeit hier", sagt er und lacht. Kein Ehrgeiz, nach dieser steilen Karriere weiter aufzusteigen? Authmann schüttelt den Kopf. Nein, wirklich, er sei hier sehr zufrieden. Mit dem Konzept von Burger King, dem Team.

Obwohl er viel arbeitet. Morgens um sieben kommt er als Erster ins Restaurant, überall packt er mit an, schon um zu sehen, wo es Probleme gibt. Das, meint er, sei vielleicht sein Erfolgsrezept: "Die Mitarbeiter sehen, dass ich hart arbeite. Und das motiviert sie auch."

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