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Porträt Zipi LivniZielstrebig mit weißer Weste

Zipi Livni, die neue Frau an der Spitze von Israels Regierungspartei Kadima, verkörpert die unbestechliche Politikerin. Damit ist sie genau die Richtige für die korruptionsmüden Israelis.

Energisch: Zipi Livni Bild: dpa

JERUSALEM taz Zipi Livnis Rechnung ging knapp auf. Knapper, als sie es selbst erwartet hatte. Doch der neuen Frau an der Spitze von Israels Regierungspartei Kadima geht es nicht um einen großen Vorsprung, sondern darum, das Ziel als Erste zu erreichen. Einmal eingelaufen, wird gleich die nächste Hürde in Angriff genommen: Einheit in der eigenen Partei Kadima und dann mit gemeinsamer Kraft "eine stabile Regierung bilden". Livni (50) vergeudet keine Zeit.

Ihre Zielstrebigkeit, kombiniert mit einem gesunden Sinn für das Machbare, ließ sie weder zu früh noch zu spät die Partei zu internen Vorstandswahlen antreiben, als sich durch neue Indizien in mehreren Korruptionsaffären die Verdachtsmomente gegen Regierungschef Ehud Olmert verdichteten. Hier ginge es nicht um die Privatsache des Premierministers, argumentierte sie, sondern um "Werte und Normen und ihr Einfluss auf das Vertrauen der Öffentlichkeit in die israelische Politik". Damit spielte sie ihre stärkste Karte aus. Livni hat eine weiße Weste und würde sich vermutlich noch nicht einmal einen Kaffee bezahlen lassen. Livni ist genau das, was die der Korruptionsaffären müden Israelis wünschen.

Dass sie eine Frau ist, unterstreicht vielleicht zusätzlich den Unterschied zwischen "Mrs Clean" und den korrupten Männern an der Spitze. Im Vergleich mit Golda Meir, der ersten Frau im höchsten Regierungsamt, ist Livni geradezu feminin, wobei die ehemalige Hobbybasketballerin bis heute auf ihre körperliche Verfassung achtet. Sie schminkt sich behutsam, ihr bevorzugter schwarzer Hosenanzug betont die blonden Haare. An Zipi Livni scheint alles zu stimmen.

Ihre Eltern waren Untergrundkämpfer des jüdisch-extremistischen "Irgun". Zipi wuchs geradewegs in den konservativen Likud hinein. Sie erkannte jedoch die Zeichen der sich verändernden Zeit und nahm Abschied vom Großisrael-Traum. Gemeinsam mit ihrem Mentor, dem ehemaligen Regierungschef Ariel Scharon, verließ sie ihre politische Wiege, um mit der neuen Kadima den einseitigen Abzug aus dem Gazastreifen voranzutreiben. Es muss, so sah sie ein, eine Gebietsteilung mit den Palästinensern und zwei Staaten geben, wenn Israel als jüdischer und demokratischer Staat weiter existieren soll.

Seit gut einem Jahr leitet die Juristin und Mutter zweier Söhne, die als junge Frau temporär auf der Gehaltsliste des Mossad stand, die Friedensverhandlungen mit der palästinensischen Führung im Westjordanland. Ein Abkommen dürfe, so die Lektion aus der Vergangenheit, "keinen Raum für Interpretationen lassen", sagt sie und will sich von ihrem noch amtierenden Chef nicht zur Eile antreiben lassen.

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