Porträt Luiz Gustavo: Vom Rüpel zum Musterschüler
Als feststand, dass Luiz Gustavo für 15 Millionen Euro zum FC Bayern wechselt, schmiss Ralf Rangnick in Hoffenheim hin. Wer ist der Spieler, der für Deutschland spielen will?
Es war der letzte Spieltag vor der Winterpause. 1899 Hoffenheim führte mit 2:0 beim VfL Wolfsburg. In der 65. Minute ließ sich Luiz Gustavo wegen Schmerzen am Oberschenkel auswechseln. Am Ende stand es 2:2.
Für Ralf Rangnick, der noch nicht wissen konnte, dass dies sein letztes Bundesligaspiel als Trainer der Hoffenheimer sein würde, war klar, warum die Seinen die Partie nicht gewinnen konnten. "Ohne Gustavo war es ein völlig anderes Spiel. Man hat gesehen, wie wichtig er für uns ist", sagte er nach dem Spiel. Der Brasilianer hatte die ganze Saison über derart gut im defensiven Mittelfeld gespielt, dass sein Trainer nicht ohne ihn weitermachen wollte. Als feststand, das Luiz Gustavo für 15 Millionen Euro Ablöse zum FC Bayern wechselt, schmiss Rangnick in Hoffenheim hin.
2007 war Gustavo zu Rangnick nach Hoffenheim gekommen. Damals spielte der Klub noch in der Zweiten Liga. Kaum einer rechnete damit, dass aus dem Burschen einmal einer der begehrtesten Spieler der Bundesliga werden könnte.
Der junge Mann, 1987 in Pindamonhangaba im Bundesstaat São Paulo geboren, kam aus den Niederungen der zweiten brasilianischen Liga nach Deutschland. Hoffenheim stieg auf und der Defensivspezialist, der nicht nur im Mittelfeld spielen, sondern ebenso gut links außen wie links innen verteidigen kann, sorgte erst einmal für negative Schlagzeilen. Er sammelte Platzverweise wie kaum ein Zweiter und war als Rüpel verschrien. Er konnte noch so oft betonen, wie friedliebend er, der doch vor jedem Spiel ausgiebig zu Gott bete, eigentlich sei - Gustavo war unten durch.
Doch sein Trainer glaubte an ihn. Und Gustavo erwies sich als wahrer Musterschüler. Immer sicherer wurden seine Tacklings, immer mutiger und erfolgreicher seine Pässe in der Spieleröffnung. Ohne Platzverweis und ohne Gelbsperre kam er über die Vorrunde. Für Ralf Rangnick ist er, was die Balleroberung angeht, der beste defensive Mittelfeldspieler der Liga.
Der träumt davon, einmal in der Nationalmannschaft spielen zu dürfen. Nicht in der brasilianischen. Im Sommer sagte der Neu-Bayer, dass er gerne Deutscher werden würde.
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