Porträt Annegret Kramp-Karrenbauer: Kronprinzessin wird Königin
Annegret Kramp-Karrenbauer hat als politische Allzweckwaffe der CDU Karriere gemacht. Nun wird sie Ministerpräsidentin des Saarlandes.
Annegret Kramp-Karrenbauer soll die neue Regierungschefin der Jamaika-Koalition im Saarland werden. Eine Nachrichtenagentur beschreibt ihren Werdegang so: Jahrelang habe die Christdemokratin die Karriere des wohl nur noch bis zur parlamentarischen Sommerpause amtierenden Ministerpräsidenten Peter Müller (ebenfalls CDU) "begleitet".
Als Sekretärin etwa? Und packte sie auf Dienstreisen vielleicht auch seine Koffer ein und aus und knotete ihm die Krawatten? Wer kann - und will - das schon wissen? Fest steht dagegen etwas ganz anderes. Dass die mit einem Bergbauingenieur verheiratete Mutter von drei Kindern selbst Karriere gemacht hat: als politische Allzweckwaffe der CDU.
Vom Jahrtausendwechsel bis 2004 war die 48 Jahre alte Politikwissenschaftlerin und Juristin saarländische Landesministerin für Inneres und Sport. Geworden ist sie das nur, weil sich der von Müller eigentlich für diese Position vorgesehene Kandidat plötzlich in eine Politaffäre verwickelte. Danach stand sie dem Ressort Inneres, Familie, Frauen und Sport vor, ehe sie 2007 zur Ministerin für Bildung, Familie, Frauen und Kultur avancierte. In der Jamaika-Koalition ist Kramp-Karrenbauer jetzt seit Ende 2009 Ministerin für Arbeit, Familie, Prävention, Soziales und Sport. Und laut der Umfrage Saarlandtrend die beliebteste Landespolitikerin.
Nicht bei allen, versteht sich. Von der Linken Saar wird sie als "Unsozialministerin" abqualifiziert, weil sie "besonders hart ausgerechnet bei Behinderten, Arbeitslosen und Familien gespart" habe, sagt Landesparteichef Rolf Linsler. Das sehen auch die Jusos so. Die Jugendorganisation der SPD wirft "Müllers Kronprinzessin" zudem vor, in ihrer Zeit als Bildungsministerin die "verfehlte und veraltete Schulpolitik" ihres Vorgängers fortgeschrieben zu haben.
In den eigenen Reihen gilt die in Püttlingen geborene Kramp-Karrenbauer, die gern schwarze Hosenanzüge trägt, als "unkompliziert, fachlich kompetent und zuverlässig". Ihre "Verlässlichkeit" schätzen auch die Grünen an ihr. Und die "gelebte Vereinbarkeit von Familie und Beruf".
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