: Polizist verurteilt
■ Milde Strafe für Stasi-Spionage
Ein 45jähriger Polizist ist gestern vor dem Kammergericht wegen Spionage für die Staatssicherheit (MfS) zu einer zehnmonatigen Bewährungsstrafe und 6.000 Mark Geldbuße verurteilt worden. Der vom Dienst suspendierte Beamte hatte dem MfS zwischen 1976 bis zur Wende Informationen über Diensteinsätze, Stimmungsberichte, Polizeizeitschriften, Blankovordrucke und das Benutzerinfo für das Funkmeldewesen zugespielt.
Das Urteil entsprach im wesentlichen dem Antrag der Verteidigung. Die Staatsanwaltschaft hatte 18 Monate Haft mit Bewährung gefordert. Die milde Strafe begründete der Strafsenat damit, daß der Angeklagte keinem geschadet habe. Das Material sei nicht geeignet gewesen, die Westberliner Polizei zu gefährden.
Der Polizist, der hauptsächlich im Brand- und Katstrophenschutz eingesetzt war, geriet bei einem Besuch seines Halbbruders in Strausberg in die Fänge der Stasi. Damals hatte der Westberliner eigenen Angaben nach nicht gewußt, daß sein Bruder Angehöriger des MfS war.
Das Gericht glaubte dem Angeklagten, daß er nur widerwillig und so wenig wie möglich geliefert hatte. Insgesamt kassierte er rund 7.000 Mark Agentenlohn. dpa
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen