„Polizeiruf 110“-Schauspieler: Horst Krause ist tot
Als kauziger Dorfpolizist im Brandenburger „Polizeiruf“ wurde der Schauspieler Horst Krause bekannt. Nun ist er im Alter von 83 Jahren gestorben.

Seine prominenteste Fernsehfigur hieß wie er: Horst Krause wurde als kugeliger und brummiger Dorfpolizist Horst Krause bekannt. Fernsehzuschauer mochten den Schauspieler, wie er mit seinem Hund als Sozius auf einem alten Motorrad durch Brandenburg fuhr oder durch die warmherzig erzählten Geschichten polterte.
Neben dem „Polizeiruf“ gab es auch den ARD-Ableger „Polizeihauptmeister Krause“. Darin ging es um das Privatleben des Dorfpolizisten, also um „Hotti“ und seine Schwestern Elsa und Meta, die einen Gasthof in dem fiktiven Ort Schönhorst betreiben.
Schon zu DDR-Zeiten bekannt
Krause wurde 1941 in der Nähe von Danzig geboren, später wuchs er im brandenburgischen Ludwigsfelde auf, in der Schule soll er der Klassenclown gewesen sein. Ursprünglich lernte er den Beruf des Drehers und studierte dann an der Staatlichen Schauspielschule in Berlin-Schöneweide. Er spielte am Landestheater Parchim, am Schauspielhaus Karl-Marx-Stadt und am Staatsschauspiel Dresden.
Bereits zu DDR-Zeiten war er im Fernsehen zu sehen, etwa in „Der Staatsanwalt hat das Wort“. Nach dem Mauerfall wurde er 1993 durch die Komödie „Wir können auch anders…“ bekannt, Regie führte Detlev Buck.
„Schauspieler des Volkes, der Bühne, der Herzen“
Der Schauspieler Roman Knizka, dem Krause ein Mentor war, hatte sich schon am Wochenende vor der offiziellen Todesmeldung emotional von dem TV-Star verabschiedet. „Du warst ein Asket, wenn du wolltest, ein Berserker, wenn du musstest. Ein Schauspieler des Volkes, der Bühne, der Herzen. Ein Mentor, ein Genießer, einer der forderte und einer, der erfüllte“, schrieb er auf Instagram. Er fügte an: „Deine Witze waren prätentiös, dein Spiel nicht. Hab viel gelernt durch dich. Ich danke dir ewig.“
Ab Ende der 1990er drehte Krause viele „Polizeiruf“-Folgen, damals etablierte sich die Reihe als beliebtes Gegenstück zum „Tatort“. Im viel beachteten Kinofilm „Schultze gets the blues“ hatte er die Hauptrolle. Privates war wenig über ihn zu hören. Ob in „Das Mädchen Rosemarie“ oder „Boxhagener Platz“: Er hat in vielen Produktionen mitgespielt, aber der Dorfpolizist Krause war die Rolle seines Lebens. Den mochten viele, weil er ein Stück vom alten Dorfleben und Heimat verkörperte. RBB-Intendantin Ulrike Demmer erklärte, der Sender trauere um den Schauspieler. „Seine Kunst bestand nicht zuletzt darin, die Grenze zwischen dem Menschen Krause und der Figur Krause immer weiter verschwimmen zu lassen.“
Krause bekam 2012 den Brandenburger Verdienstorden. Zu seinem 80. Geburtstag im Jahr 2021 gab es Glückwünsche von Ministerpräsident Dietmar Woidke: „Wer vor dem Fernseher sitzend Ihr Sozius wird, fühlt sich zuhause und wird richtig gut unterhalten. Auch ohne viele Worte.“
Was es mit dem Namen auf sich hatte
Im „Polizeiruf“ spielte Krause mit Kolleginnen wie Jutta Hoffmann und Imogen Kogge. Mit dem Dorfpolizisten traf der Sender einen Nerv beim Publikum – für ihn selbst war es eine Rolle zum Ausleben, wie er sagte. Seine Kollegin Maria Simon fand: „Mit ihm kann man hervorragend lachen und sich auch gut fetzen.“ Warum Krause so hieß wie er selbst, hat der Schauspieler einmal in einem Interview erklärt: „Erfunden und benannt hat die Figur der Regisseur Bernd Böhlich. Ich habe ihn mal gefragt, warum der Polizist so heißt wie ich selber, da hat er geantwortet „Du siehst aus wie Krause, und der Polizist sieht auch aus wie Krause – warum sollen wir da den Namen ändern?“.“
Der RBB ändert zur Erinnerung an Krause sein Fernsehprogramm. Am Abend soll ein Nachruf ausgestrahlt werden; am Freitag folgt eine lange Horst-Krause-Nacht.
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