■ Polizeieinsatz: „Blamable Situation“
Innensenator Eckart Werthebach (CDU) ist wegen des Polizeieinsatzes am israelischen Generalkonsulat auch beim Koalitionspartner in die Kritik geraten. Der Senator sei in einer „blamablen Situation“, sagte der innenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus, Hans-Georg Lorenz. Es sei nicht nachvollziehbar, warum die Vertretung nicht besser geschützt worden sei. „Sonst marschieren sie in Bataillonsstärke auf, diesmal stellen sie nur ein paar Hanseln auf“, sagte Lorenz.
Auch die Opposition sieht „Aufklärungsbedarf“, so der bündnisgrüne Innenpolitiker Wolfgang Wieland. Er frage sich, „warum das israelische Konsulat trotz der Gefahr nur normal, also im Grunde gar nicht bewacht war“. Unklar sei auch, warum selbst nach dem Hinweis auf die geplante Besetzung zunächst „nur 30 Bereitschaftspolizisten auf den Weg gebracht wurden“. Der Hinweis auf den glimpflichen Verlauf der Aktion in der griechischen Vertretung genüge nicht. Daß eine solche Besetzung „am hellichten Tag im israelischen Konsulat“ nicht möglich wäre, „hätte man wissen müssen“, so Wieland. Zwar sei eine deeskalierende Polizeitaktik zu begrüßen, „aber Deeskalation bedeutet nicht Abwesenheit“.
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) nahm den Innensenator dagegen in Schutz. Daß die ersten Polizeikräfte bereits 18 Minuten nach dem ersten Hinweis auf die geplante Besetzung eingetroffen seien, sei „sensationell“, sagte der GdP-Landesvorsitzende Eberhard Schönberg. „Wer behauptet, wir könnten auch nur annähernd alle gefährdeten Objekte schützen, der lügt“, so Schönberg weiter. Die Ereignisse hätten gezeigt, daß selbst eine Dauerbewachung durch 30 Polizisten eine Besetzung nicht verhindern könne. Sollten die PKK-Anhänger die zahlreichen türkischen Einrichtungen in der Stadt angreifen, „dann können wir gar nichts mehr schützen“. rab
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen