piwik no script img

Polizeieinsatz in der Brunnenstraße 183Hausprojekt in Berlin-Mitte geräumt

Die Polizei hat das Hausprojekt mit dem Umsonstladen geräumt. Hauseigentümer gibt dem Senat die Schuld. Gerücht über weitere Räumung in Friedrichshain bestätigt sich nicht.

Polizei vor dem Haus, Bewohner auf dem Dach: Die Brunnenstraße 183 am Dienstag kurz vor der Räumung Bild: ap

So viel Blaulicht gibt es sonst nur am 1. Mai. Mit einem Großaufgebot von 600 Beamten rückte die Polizei am Dienstag in der Brunnenstraße 183 an. Dabei wurden laut Polizeisprecher Thomas Goldack 21 Personen aus dem ehemals besetzten Haus geführt; anschließend wurden ihre Personalien festgestellt. Die Polizeiaktion verlief "friedlich und entspannt", so Goldack. Nach der Räumung übergab die Polizei das Gebäude an den Eigentümer, den Passauer Arzt Manfred Kronawitter.

Das im Internet verbreitete Gerücht, auch das Hausprojekt Liebigstraße 14 in Berlin-Friedrichshain werde geräumt oder durchsucht, erwiesen sich als falsch. Ein Polizeisprecher sagte, darüber gebe es keine Kenntnis. Auch ein Bewohner sagte der taz gegen 18.30 Uhr, dass es keinen Polizeieinsatz in dem Haus gebe.

Manfred Kronawitter versucht seit Jahren, die Bewohner aus der Brunnenstraße 183 zu klagen. In einer Erklärung machte er den Senat für die Räumung verantwortlich: Bis zuletzt habe er zu seinem Angebot gestanden, ein Ersatzgrundstück zu kaufen. Doch das sei am Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit gescheitert (siehe Kasten).

Begehrte Immobilie

Die Geschichte des Hausprojekts in der Brunnenstraße 183 ist eine Geschichte von David und Goliath, von Freiraum und Privateigentum, vom Glauben an ein Leben ohne Geld - oder zumindest fast ohne. Und von einer Frage, die sich nie ganz vertreiben ließ: wie lange noch?

Nach dem Mauerfall steht der Altbau in der Brunnenstaße zunächst leer, bevor Besetzer in ihm ein neues Zuhause finden. Sie legalisieren ihren Status bald und zahlen Miete auch ohne Mietvertrag. Zunächst an die Wohnungsbaugesellschaft Mitte, später an die Eigentümer. Als das Haus jedoch an eine Immobilienfirma verkauft wird, beginnen die Probleme. Das Unternehmen will die Bewohner zum Auszug bewegen und das Haus sanieren. Irgendwann zahlt es die Kosten für Müll und Wasser nicht mehr, die Bewohner schließen eigene Verträge ab, das Unternehmen verschwindet von der Bildfläche, insolvent, die Zwangsversteigerung steht vor der Tür.

Die Bewohner wollen einem ungewissen Neubesitzer zuvorkommen und das Haus selbst kaufen. Sie sammeln Geld, beantragen Kredite. Doch bei der Versteigerung am 23. Januar 2006 kommen sie nicht zum Zug. Das Haus ist bereits verkauft. Neuer Eigentümer: der Passauer Arzt Manfred Kronawitter, er plant ein Mehrgenerationenhaus. Der Rechtsanwalt der Bewohner nennt damals 285.000 Euro als Kaufpreis.

Ein Spekulant sei er nicht, das betonen auch die Hausbewohner. Trotzdem beginnt für die rund 30 Bewohner ein Leben zwischen Räumungsklagen, Personalienfeststellungen, Unterschriftenlisten. Auch der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) unterschreibt für den Erhalt des Umsonstladens, den die Bewohner im Erdgeschoss betreiben.

Ein Ausweichgrundstück soll die verfahrene Situation lösen. Wenn Kronawitter einen anderen Platz bekommt, kann er den Bewohnern der Brunnen 183 ihr Haus verkaufen, so die Idee. Die Bedingung des Arztes: Zentral muss es liegen. Zur Debatte steht schließlich ein Grundstück in der Ackerstraße, nur wenige Straßen entfernt. Doch der Liegenschaftsfonds verkauft das Gelände im Juli 2008 anderweitig.

Seitdem haben die Bewohner jeden Tag die Räumung erwartet. Prozesse um die Anerkennung ihrer Mietverhältnisse haben sie verloren. Eine Geschichte ohne Happy End. SVENJA BERGT

Unklar blieb, was aus dem Gebäude nun wird. Nach der Räumung erklärte Polizeisprecher Goldack, keine der 21 angetroffenen Personen habe einen Anspruch auf eine der 20 Wohnungen anmelden können. Wie Bewohneranwalt Moritz Heusinger der taz mitteilte, könnten aber sieben Personen einen gültigen Mietvertrag für die Brunnenstraße 183 vorweisen. "Von einem besetzten Haus kann also nicht gesprochen werden". Darüber hinaus habe Kronawitter bislang nur fünf Räumungstitel erwirken können. Sieben weitere Räumungsklagen würden derzeit noch verhandelt.

Heusinger geht davon aus, dass die Bewohner mit Mietverträgen das Gebäude wieder betreten können. Polizeisprecher Goldack wollte sich dazu nicht äußern: "Wir unterstützen nur den Gerichtsvollzieher." Nach der Übergabe ließ Eigentümer Kronawitter das Gebäude von einer Firma sichern. Wie er mitteilte, wurde für ihn "die Besetzung mithilfe von Gerichtsvollzieher und Polizei beendet, um das Gebäude endlich sanieren zu können". Kronawitter plant den Bau eines Mehrgenerationenhauses.

Der Einsatz der Polizei dauerte bis in den Abend hinein - und legte in der viel befahrenen Brunnenstraße den Berufsverkehr lahm. Dennoch verteidigte Polizeipräsident Dieter Glietsch das Vorgehen der Beamten. Die Verhältnismäßigkeit sei gewahrt worden, sagte Glietsch einem Radiosender. "Unsere Erfahrungen haben uns gelehrt, dass man Probleme vermeiden kann, wenn man ausreichend starke Kräfte vorhält." Bis zum Abend waren etwa 200 Personen zusammengekommen, um gegen den Polizeieinsatz und die Räumung zu demonstrieren. Einer sagte: "Das ist Gentrification live." Die Demonstranten wurden dabei von drei Männern angefeuert, die auf dem Dach der benachbarten Brunnenstraße 182 standen und eine Besetzerfahne schwenkten.

Polizeipräsident Glietsch und Innensenator Ehrhart Körting (SPD) waren zuletzt stark unter Druck geraten. Vor allem wegen der zahlreichen Autobrände wurde ihnen von der CDU Versäumnisse im Vorgehen gegen Linksextreme vorgeworfen. Auf mögliche Reaktionen der linken Szene angesprochen, sagte ein Polizist: "Die finden immer einen Anlass, Autos anzuzünden."

Protest auf dem Hausdach kurz vor der Räumung Bild: Reuters

Bewohneranwalt Heusinger bedauerte zudem, dass Kronawitter nicht verhandlungsbereit gewesen sei. "Bereits im Sommer haben wir angeboten, die fünf Wohnungen mit Räumungstitel zu übergeben." Doch der Eigentümer habe abgelehnt. Mit der Räumung verschwindet auch der über Mitte hinaus bekannte "Umsonstladen".

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

35 Kommentare

 / 
  • A
    Angela

    Wenn Mieter in der Brunnenstraße 183 Mietverträge haben warum die Räumung des gesamten Hauses. Es ist nicht zu fassen ich bin wütend und traurig zugleich, wenn ich diese Bilder sehe. Der Herr aus Passau sollte sich für seinen Auftritt schämen und wissen, er geht damit in die Negativgeschichte Berlins ein. "Arsch" würde ich gern zu ihm sagen, tue ich aber nicht, weil man das nicht sagen darf und ein Bußgeld zahlen muss.

  • HL
    Hendrik Lehmann

    ja, es ist irgendwie echt arm, das sich unsere gesellschaft solche wohnprojekte nicht leisten will und kann. kleine farbtupfer machen halt doch ein bild, leben ist vielfältig, aber viele menschen denken und fühlen einfältig. es ist arm und beschämend für die werte unserer kultur, da diese räumung u.a. ein ausdruck für den umgang mit minderheiten und sozial anders denkenden menschen innerhalb unserer gemeinschaft ist. eine kultur, die sich als eine der führenden industrienationen der welt versteht, deren werte und anspruch wird durch solche aktionen von innen ausgehölt. jeder der ein bißchen vom leben geschmeckt hat weiß, dass eine pluralistische gesellschaft sich solche "paradiesvögel" (für mich eher lebendige menschen die sich an das gängige format nicht anpassen möchten, können, oder wollen...und das ist auch gut so) leisten kann. Ein souveräner und "wir haben alles im griff" toller staat, sollte sich als solcher in einem souveränen und großzügigen umgang mit wohnprojekten wie in der brunnenstraße 183 offenbaren, was aber nuh am dienstag dieser woche sich offenbarte war echt "kleinkacki", sorry, aber anders will ich das nicht bezeichnen. darauf bin ich nicht stolz. ich in meiner welt und mit meinem freundeskreis gehe da anders mit um, und ich als politiker hätte alles daran gesetzt dieses wohnprojekt zu erhalten, und hätte es voll stolz als eines der vielen konterfeis von berlin, einer mal echt bunten metropole, präsentiert. so aber ist es echt schade um das gesamtbild "unserer" stadt, und jeder sollte für sich überlegen was er dagegen tun kann und will.

    nur zum verständnis: die brunnen 183 war nicht mein lebensstil, aber wir hätten mit unseren unterschiedlichen lebensstilen sehr gut zusammen leben können...ZUSAMMEN LEBEN.

    hendrik lehmann

  • R
    raz-aktivist

    hey was soll der míst hier?

    da wird propagandiert das ein freies (besetztes haus) geräumt wird. alle schmeißen sich hier wörter an den kopf die sie aus jrgend einem lexikon haben. leute wacht mal auf. es geht nicht das häuser leerstehen menschen auf keller schächten erfrieren nur um des profites der fetten wirtschaftsbossen oder sonstige premetive "spießer" jede räumung ist vor der besetzung. lasst die repressionen repressionen sein. wichtig ist nicht das wort wichtig ist die tat. wer häuser erkämpft ist ein mensch der sich für seine umwelt (andere menschen) einsetzt. merkt euch das. auch die die täglich gegen faschisten kämpfen IHR eigens leben das leben ihrer freunde und bekannten aufs spiel setzten tuen dies NUR 1. ne besseregesellschaft und FÜR EUCH. weil IHR ZU FAUL seid aufzustehen, mal was zu reskieren.

    bei ernsten interssen stehen wir euch mit rat und tat zur seite.

     

    mail to. raztut[at]webDOTde

  • H
    Harry

    @Michael Marx

     

    "Wer Autos anzündet, wird seine Gründe dafür haben."

     

    Das ist sicherlich richtig, dennoch ist diese Art der Umsetzung falsch.

    Wer das System/den Staat angreifen/bekämpfen möchte, sollte ggf. auch staatliche Objekte als Angriffsfläche wählen. (Ganz abgesehen davon, dass ein System sich zumeist ausschließlich durch seine eigenen Mittel effektiv bekämpfen und zu Fall bringen lässt.)

    Niemand braucht sich zu wundern, wenn sich aufgrund des sinnlosen Vergreifens an privatem Eigentum die ehemals durchaus zahlreich vorhandene Sympathien ins Gegenteil verkehren und sich die Fronten verhärten.

     

    "Wer andere Leute mit Börsenspekulationen betrügt und ein Land in die Krise stürzt, wird nicht bestraft."

     

    Dem kann und muss ich mich leider vorbehaltlos und bedauernd anschließen.

     

    "Ich bin zwar kein Linker, dennoch finde ich Autos anzünden nicht so schlimm."

     

    Setzen Sie doch mal stellvertretend für die Autos eine beliebige Sache ein, für die Sie selbst unter Umständen jahrelang gearbeitet und eventuell auch Entbehrungen auf sich genommen haben...

  • MM
    Michael Marx

    Wer Autos anzündet, wird seine Gründe dafür haben. Wer andere Leute mit Börsenspekulationen betrügt und ein Land in die Krise stürzt, wird nicht bestraft. Ich bin zwar kein Linker, dennoch finde ich Autos anzünden nicht so schlimm.

     

    max

  • TL
    taz lügt

    scheiß taz-zensoren, nicht einmal bei den kommentaren könnt ihr euren kleinbürgerlichen zensorendrang stillhalten

  • G
    guapito

    Die Freiräume für alternative Lebensmodelle werden immer weiter beschnitten.

    Alle sollen schön konform sein, was in diesem Land bedeutet: sinnlos viel kaufen, sinnlos viel fressen, den Mist im Fernsehen ansehen. Denken ist eher unerwünscht. Es könnten ja so kritische Fragen zum System aufkommen.

    Alle schön vor der BRD buckeln.

    Wir sind doch ach so demokratisch und human hier.

  • P
    peter

    @ Tim Rainer: Komisch, Gewaltaten von Linken die sie erwähnen sind nichts neues in Deutschland.

    Fakt ist, dass es in Berlin über Jahrzehnte eine aktionistischere Linke Szene gab und Scherbendemos etc. regelmäßig vorkamen

    Scherbendemos gab es in Deutschland schon lange nicht mehr, abgesehen vom G8 in Rostock.

     

    Ich kann außerdem nicht verstehen, warum es einen Unterschied macht, ob eine Nobelkarosse eines Migranten oder eines Deutschen brennt.

    Gentrification ist also ok, solange es ein Migrant ist? Hallo? gehts noch?

     

    @ jonas: Mensch ist also "linksextrem" wenn er ein Haus besetzt? So weit geht nicht mal der Verfassungsschutz xD

    Es bleibt dabei, Häuser besetzen die leer stehen ist 1. völlig legitim, 2. ein Weg Gentrification aufzuhalten.

     

     

    Hier träumen einige anscheinend von einer Hausbesetzerszene, wie es sie nie gegeben hat und wie es sie wahrscheinlich nie geben wird.

     

    Also liebe Taz-Leser, Grüne Wähler, bürgerliche Gutmenschen: Mit euren kleinen Traumbildern einer linken Szene kann niemand etwas anfangen, die Szene wird sich von euch keine Spaltung aufdrücken lassen.

     

    Wenn ihr euch nicht mit den Squatbewohnern anfreunden könnt, dann liegt das Problem bei euch und eurem spießbürgerlichen Horizont!

     

    Kommt, geht weiter einen rot-roten Senat wählen und euch von allem abgrenzen was nicht ganz so verlogen ist wie ihr!

     

    Es wird eine neue Generation geben, die Szene und die Ziele verändern sich. Squats und linke Zentren werden auch weiter erkämpft & verteidigt werden!

    wie in wittenberg!

  • J
    Jojo

    Na ja, so schoen sieht der alte Kasten mit seiner komischen Aussenbemalung nun auch nicht aus. Die Zeiten aendern sich. Und mal ganz ehrlich: die Jungs und Maedels muessen nicht auf die Strasse ... nicht in Eurem Land da in Europa. Aber: natuerlich kann man das auch besser regeln, fuer beide Seiten. Nur wer nicht ueber die notwendigen finanziellen Mittel in GER verfuegt, der hat auch keine Seite ... und das ist Euer Problem da drueben: Ihr glaubt immer, mindestens zu einer Seite zu gehoeren :-))))

     

    Jojo, BJ

  • RE
    Robert Ehmke

    Ganz ab davon, dass es nicht die Aufgabe der Polizei sein sollte sich um die Durchsetzung privater Kapitalinteressen auf Steuerzahlerkosten zu kümmern und Räumungen vor und während des Winters inhuman sind, zählt in Berlin offensichtlich auch kein Recht mehr.

    Für sieben Wohnungen im Haus bestehen weiterhin Mietverträge, die Wohnungen wurden von der Polizei trotzdem geräumt, weil die "vorgefundenen Personen" keinen Mietvertrag hatten.... wie bitte??? Seit wann ist es Pflicht über einen Mietvertrag zu verfügen, um sich in einer Wohnung aufzuhalten? Rein rechtlich kann jeder Mieter bis zu acht Wochen lang eine Person als Besuch empfangen. Was die Polizei dort getan hat ist also ein klarer Fall von Rechtsbeugung.

    Auch bei verschiedenen Verfahren vor Gericht sind Polizisten gerade mit Lügen aufgefallen. Und auch sonst ist die unifrmierte Berliner Hooligantruppe in den vergangenen Monaten stets durch Übergriffe, Lügen, konstruierte Anschuldigungen bis hin zu Mord (siehe die Erschiepung des jungen Mannes in Neukölln) aufgefallen.

     

    Gegen eine solche Polizei wird Widerstand zur Pflicht. Angesichts der Umstände wird jedes Mittel im Kampf gegen die uniformierten Hooligans und Faschisten zur Pflicht.

     

    Ein weiteres Zuckerstück: Als im vergangenen Jahr auffiel, dass diverse Beamte während der Dienstzeit Nazi-Klamotten tragen, wie z.B. der in vielen Stadien, Schulen und öffentlichen Gebäuden verbotenen Marke Thor-Steiner, wurde nicht etwa die Nazibeamten entlassen, sondern es wurde in einem internen Zirkular das Verbot erlassen in der Dienstzeit rechtsextreme Kleidung zu tragen.

     

    Wer die Berliner Polizei nicht bekämpft, macht sich schuldig. Es soll niemand später sagen er habe nichts gewusst...

  • B
    baba

    "Seit willkürlich jede Nacht Autos von Handwerkern, Musikern, Rentnern, Krankenschwestern, Ausländern angezündet werden, scheint mit dem Arrangement Schluss zu sein. Offenbar, weil viele Verantwortliche hier doch einen Zusammenhang sehen. Es ist damit zu rechnen, dass die nächsten Räumungen vor der Tür stehen. Und die Hausbesetzerszene muss sich dabei an die eigene Nase fassen."

     

    Genau das ist der Punkt. Es gibt nicht wenige in der Szene, die sich selbst einen Bärendienst erweisen, wenn sie Brandstiftungen als "legitime Gegengewalt" begreifen. Und seitdem nicht mehr die sinnvollen und lösungsorientierten Argumente Gehör finden, sondern die lautesten und agressivsten, beobachte ich die aktive Linke nur noch von außen. Ich lasse mich nämlich nicht von Spinnern vereinnahmen, die in ihrer Straße Stadtguerilla spielen wollen. Und ich gehe davon aus, dass es den meisten Linken ähnlich geht.

     

    Wenn einige in der Szene meinen, Krieg spielen zu müssen, sollen sie doch bei einer Wehrsportgruppe mitmachen! Die können das ohnehin zehnmal professioneller...

  • TR
    Tim Rainer

    Könnte ja doch auch alles auf ein wirkliches KOmmunikationsproblem der Hausbesetzerszene hinauslaufen. Gerade in Berlin sind in den letzten Jahren sehr viele Symphatien für die linke Szene verspielt worden. Seit die Linke wieder glaubt, die systematischen Bedingungen des Staates seien so kritische, dass es endlich mal wieder Zeit ist, Autos anzustecken, mehr Scherbendemos und geplante Anschlänge zu verüben haben viele Leute einfachen keinen Bock mehr sich für die Linke einzusetzten. Interessant ist ja in diesem zusammenhang auch, dass der rot-rote Senate offensichtlich sowohl von links wie auch von rechts massiv aufgrund seiner Politik gegenüber der Szene kritisiert wird. Deutet nun erstmal auf eine ausgewogene Politik hin.

     

    Wenn die Hausbesetzer in Berlin wieder die Unterstützung haben wollen wie es mal war, müssen sie wohl vor allem auch ihr eigenes Verhältnis zu der immer radikaler werdenden linksautonomen Szene und deren Gewalttaten klären. Ich denke es sollte hier nicht immer nur auf familienfreundschaftlich gemacht werden. Auch Kritik in dem eigenen politischen Lager kann angebracht sein, und würde in diesem Fall sicherlich die Akzeptanz des eigenen politischen Anliegens wieder erhöhen.

  • Z
    zupke

    @jonas:

     

    das is genau die falsche darstellung. der gute herr doktor hat das haus ja nicht von anfang an besessen. das haus war mal in öffentlicher hand und es gab sogar einen mündlichen vertrag zwischen besetzern und der stadt. da das gebäude aber einfach verkauft wurde, ohne auf die bewohner rücksicht zu nehmen, waren sie auf einmal "illegal" in diesem haus.

    das is eine ganz andere sache als: "Was würdet ihr sagen wenn euch ein Grundstück mit Haus gehört und da einfach mal ein paar Leute einziehen. Keine Miete, keine Renovierungsmöglichkeiten, keine Verträge."

  • M
    mietschnecke

    was mir nicht verständlich ist:

     

    wieso muß ein arzt aus beiern ein haus in berlin besitzen ? haben die preussen keinen anstand mehr ?

     

    @ mainzer und alcibiades:

     

    gute beiträge, nur eines verstehe ich nicht:

     

    was zum teufel ist denn eine jette joop ? so was wie ne corvette ?

  • A
    alcibiades

    Wenn der Herr Wowereit das nächste mal wieder was aus Berlin versilbern will, dann soll er doch mal seine eigene Hütte nehmen. Das Rote Rathaus wäre doch ein ganz hervorragendes Mehrgenerationenbürohaus mit Konferenzzentrum und Einkaufspassage, und diese zentrale Lage sollte doch ordentlich Geld einbringen. Und wenn man schon dabei ist, gleich noch die Aufgaben des Senats einer privaten Firma übertragen. Den Herrn Wowereit kann sich ja die Jette Joop kaufen, wenn die sich eh so gut verstehen.

    Boh geht einem der ganze Haufen auf den Keks, zum K....

  • J
    jonas

    Erm... haben hier alle nen Backstein an die Rübe bekommen? Ich find 600 Polizisten für ne Räumung von 20 Leutchen auch überzogen. Aber wenn dann noch 200 aus der Nachbarschaft kommen, sind 600 Schnittlaucher gar nicht mehr soviel.

     

    Noch viel wichtiger ist allerdings: Immerhin geht es hier um Hausbesetzer. Was würdet ihr sagen wenn euch ein Grundstück mit Haus gehört und da einfach mal ein paar Leute einziehen. Keine Miete, keine Renovierungsmöglichkeiten, keine Verträge. Die wohnen da völlig widerrechtlich. Und solang das hier ein Rechtsstaat ist und keine Anarchie, so wie sich das einige Linksextreme zu wünschen scheinen, gilt das Gesetz.

     

    Ich kann den Aufschrei verstehen, weil die Aktion von unseren kleinen Genies an der Macht wiedermal äußerst dämlich abgehandelt wurde. Trotzdem waren die zu Unrecht in diesem Gebäude und die Räumung geht völlig in Ordnung.

  • K
    Karl

    Ist schon eine Frechheit, dass da jemand über sein eigenes Haus verfügen und auch noch Miete haben will!

  • W
    Westberliner

    Polizeistaat

  • Z
    zettelmann
  • JJ
    jürgen julius irmer

    ...drei kompanien bereitschaftspolizei gegen zweidrei hände voll besetzer/bewohner/terroristen (der jargon ist beliebig, je nach region der intervention des paranoiden staates...), alles nichts neues, aber es wird immer wieder geschluckt.

    auch wenn man es kaum fassen kann...

    aber offenbar hat man angst+das ist auch gut so...

  • D
    druff

    tja...nun ist berlin wieder ein bisschen weniger sexy

  • P
    Paul

    Der Zeitpunkt der Räumung kommt bestimmt nicht von ungefähr. Die Hausbesetzerszene hat in letzter Zeit viel Sympathien dadurch verscherzt, dass sie sich von den Autobränden zumindest nicht distanziert, sondern sogar Apologese betrieben hat (siehe z.B. jüngste Versammlung im tazcafe), auch wenn es für eine Personalunion Brandstifter-Besetzer (bislang?) keine schlagkräftigen Beweise gibt. Meine Generation, die Generation der 70er, 80er, 90er-Jahre-sozialisierten, stand den Besetzungen im großen und ganzen doch immer eher wohlwollend gegenüber. So hat sich bei Richtern oder Politik doch immer wieder eine Lösung gefunden, um Räumungen zu vermeiden. Seit willkürlich jede Nacht Autos von Handwerkern, Musikern, Rentnern, Krankenschwestern, Ausländern angezündet werden, scheint mit dem Arrangement Schluss zu sein. Offenbar, weil viele Verantwortliche hier doch einen Zusammenhang sehen. Es ist damit zu rechnen, dass die nächsten Räumungen vor der Tür stehen. Und die Hausbesetzerszene muss sich dabei an die eigene Nase fassen.

  • A
    Anwohnerin

    Und da wundert sich in dieser Stadt noch irgendwer, wenn nachts wieder massenhaft Autos brennen?!

    Auch als jemand, der derartige Aktionen kritisch sieht, kann man sowas nach der Aktion der berliner Polizei heute doch durchaus verstehen.

    Naja, schaun wir mal, was die nächsten Nächte so bringen...

  • AP
    aloysius pendergast

    ...für eine neue scheiß welt; wenn das so weiter geht,krieg ich noch ´ne macke. Gut ding braucht weile...d.h. wir werden es euch eines tages heimzahlen und dann heißt es gut gegen böse und jeder muss sich die frage stellen wo er zu gehören möchte. So sieht kapitalismus aus, es lässt keine andere denkweise zu und möchte auch um gottes willen nicht,dass andere davon erfahren was es sonst noch so gibt....also viel spaß beim konsumieren und wenns mal unbequem wird einfach mehr konsumieren,wenn das auch nichts hilft dann mach einfach schluß mit dem leben, es kümmert eh keinen. -----Organisiert euch, ich möchte dazugehören ...wo ist der widerstand????

  • S
    Solidarität

    haus wird jetzt von SitexOrbis bewacht!

     

    http://img70.yfrog.com/i/3at.jpg/

     

    "SitexOrbis ist Europas führender Anbieter von integrierten Objektbetreuungs- und Sicherungslösungen mit Gesellschaften in Großbritannien, Frankreich und den Niederlanden". http://www.sitexorbis.de.

  • K
    kazumi

    600 Einsatzkräfte für 19 Leutchen ist wirklich blamabel!

     

    Ach ja und bald bleiben sicher auch die touristen aus, weils nur noch super geschleckt ist und in Mitte aussieht wie in Passau in der Einkaufspassage. selber schuld!

  • Y
    yoda

    Alles unklar und umstritten, steht alles kurz vor Übernahme durch die Linke oder Anarchogruppierungen oder gar die RAF. Soli-Demo wäre gut so. Die Nacht wird nichts bringen, dienstags ist die richtige Zeit für alles wie so ne Räuming, weil alles nur feiertags oder wochenendes kann.

  • F
    Flo

    Es ist wie in den 80er Jahren: Nur für 5 Wohnungen gibt es einen Räumungstitel und die Polizei wacht darüber, wie Vandalisierungsbeauftragte des Eigentümers Hausfriedensbruch begehen und Wohnungen zerstören und unbewohnbar machen, für die die Bewohner rechtmäßige Mietverträge haben. Peinlich für den vermeintlichen Rechtsstaat! Peinlich für eine linke Berliner Regierung die Linkenhatz betreibt, weil die Porschebesitzer Druck machen!

  • H
    Haustorium

    20:00Uhr Soli-Demo in HH Sternschanze aufgrunde der Räumung der Brunnenstraße 183 in Berlin! Verbreitet die info und kommt zur Unterstützung

  • L
    letsgo

    18:15 spontandemo s-nordbahnhof,

    geht auf die straße, kommt zahlreich!

  • Y
    yoda

    na da ham se in ein wespennest gestochen. ma seh was die nacht und das we bring.

  • G
    Genervter

    ...holt ma einer diesen assi Helikopter vom Himmel!

  • L
    Lars

    Für mehr besetzte Arztpraxen in Passau!

  • M
    mainzer

    Leider hat der rot-rote Senat auf ganzer Linie versagt. Am runden Tisch wurde eine Lösung erarbeitet, die beides möglich gemacht hätte: das Mehrgenerationenhaus des Eigentümers in der Invalidenstrasse und den Fortbestand des Umsonstladens. Der Eigentümer hätte vom Senat zum Verkehrswert gekauft und das Haus des Umsonstladens zum Einkaufpreis den Besetzern verkauft. So einfach, so schön, und das wäre gut so. Der Bezirk sprach sich für die Lösung aus. Im Steuerungsausschuss des Senats stimmten ein Linkspartei-Senator und die SPD gegen diese Lösung. Grund: Wowereit hatte das Ersatzgrundstück, dass als Tausch für die Brunnenstrasse vorgesehen war, schon auf einer Party Jette Joop versprochen. Peinlich.

  • S
    SunshineReggae

    das mit dem mehrgenerationenprojekt ist wirklich mehr als zynisch. war das der pächter der nibelungenhalle, oder wie der kasten heisst...