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Polizeieinsatz in Augsburger Asylunterkunft

■ Caritas, Diakonisches Werk und Asylarbeitskreis kritisieren die nächtliche Razzia

Augsburg (taz) – In den Augen der Augsburger Polizei war die sieben Stunden dauernde Razzia im „Fabrikschloß“, der zentralen Asylunterkunft in der Fuggerstadt, ein voller Erfolg. Von den angeblichen sechs Rädelsführern der „Essensblockade“ konnte sie fünf festnehmen. Weitere 29 Asylbewerber wurden vorläufig wegen illegalen Waffen- und Drogenbesitzes sowie Verstoßes gegen das Asylverfahrensgesetz verhaftet.

Am Donnerstag morgen um 4 Uhr rückten etwa 200 Polizisten beim Fabrikschloß an. Augenzeugen berichteten noch am Donnerstag, das Gelände wäre von Polizisten umstellt gewesen, auf den Dächern des Containerlagers hätten Beamte gestanden und im Gebäude selbst hätten sie einzelne Türen ohne Vorwarnung eingetreten. Mittlerweile verhindert die Polizei eine Befragung der Betroffenen durch ein Betretungsverbot.

Welche Art von Drogen und welche Mengen beschlagnahmt wurden, darüber gab die Polizeidirektion Augsburg keine Auskunft. Bei den beschlagnahmten Waffen handele es sich um Baseball-Schläger, Eisenstangen und ein Würgeholz.

Die ehrenamtlichen Helfer von Caritas, Diakonischem Werk und Asylarbeitskreisen erfuhren erst im nachhinein Einzelheiten über das Vorgehen der Polizei. „Nach allem, was ich bisher gehört habe, muß es sich um einen unverhältnismäßigen Polizeieinsatz gehandelt haben. Ich kann daraus nur schließen, daß der dazu angetan sein sollte, die deutsche Bevölkerung gegen die Asylbewerber aufzubringen“, empörte sich Stadtrat Dieter Ferdinand (Grüne). Werner Seidel von der Caritas stimmt ihm zu. „Ich schätze es wirklich so ein, als wäre es ein Einschüchterungsversuch gewesen.“

Seidel kritisiert, wie seine Mitstreiter auch, die Art des Protestes der Flüchtlinge sei nicht richtig gewesen. Diese hatten über drei Tage die Annahme von Lebensmittelpaketen verweigert. Laut Polizei auf massiven psychischen Druck von sechs Schwarzafrikanern hin.

Trotz aller Kritik zeigen die Unterstützer der Flüchtlinge dennoch Verständnis dafür, daß diese die Lebensmittelpakete ablehnen. Denn erstens seien sie teurer als Selbstverpflegung und zweitens würden sie den Essensgewohnheiten vieler Asylbewerber nicht gerecht. Der monatliche Sozialhilfesatz von 435 Mark war ab 1. November auf 100 Mark gekürzt worden. Dafür soll es künftig Lebensmittelpakete geben.

Daß es bei solchen Maßnahmen in einer Massenunterkunft mit 1.300 bis 1.500 Flüchtlingen aus über 45 Nationen zu Spannungen kommt, ist für Maria Schönherr von der Don Bosco-Gemeinde, die sich seit Jahren um die Asylbewerber kümmert, gut nachvollziehbar. „Wir haben bei der Universität Augsburg ein psychologisches Gutachten angefordert, das eindeutig vorausgesagt hat, daß die Zusammenballung von so vielen Leuten große Probleme schaffen wird.“

Christina Lichtwarck vom Arbeitskreis Fabrikschloß betont, es seien keine 1.300 oder 1.500 Randalierer und Rauschgifthändler, eine solch überzogene Polizeiaktion erwecke in der Öffentlichkeit aber genau diesen Eindruck. Klaus Wittmann

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