■ Polizeieinsatz gegen Jugendliche: Konfliktlösung gesucht
Türkische Jugendliche lassen schon mal gerne den Macho raushängen. Vor allem wenn sie in der Gruppe auftreten, müssen sie sich vor anderen produzieren und beweisen. Darin unterscheiden sie sich von ihren inländischen Altersgenossen nur unwesentlich.
Daß sich viele Frauen die blöde Anmache nicht gefallen lassen, ist richtig. Im konkreten Fall warf ein Jugendlicher mit einer brennenden Zigarette nach einer 44jährigen. Ein anderer griff ihrer 13jährigen Tochter zwischen die Beine. Die Mutter gab einem einen Stüber auf den Hinterkopf, der scheuerte ihr eine. Von den Jugendlichen umringt, fühlte sie sich so bedroht, daß sie die Polizei rief. Daß sie damit einen massiven Polizeieinsatz auslöste, der unbeteiligte Jugendliche traf, war nicht ihre Absicht.
Die Polizei hat nicht gerade Fingerspitzengefühl bewiesen. Sie ist mit unangemessener Härte gegen die umstehenden 20 Jugendlichen vorgegangen, unter denen sie die beiden Täter vermutete. Die Eskalation war vorprogrammiert. Die tatsächlich unbeteiligten Jugendlichen widersetzen sich zum Teil der Festnahme und es wird hart durchgegriffen. Zurück bleibt ein Haufen Scherben. Die Polizeiaktion stärkt nur die Underdog-Gefühle der Jugendlichen.
Gefragt sind andere Konfliktlösungsmechanismen – aber nicht nur bei den Polizisten. Noch vor dem Eintreffen der Polizei versuchte ein 23jähriges Vorstandsmitglied des Jugendtreffs zu schlichten. Da war die Aktion schon nicht mehr aufzuhalten, doch ohne Erfolg. Die Frau ist weiter zu einem Gespräch bereit. Diskussionsbedarf hätten auch die Jugendlichen. Denn die sahen sich gestern vor allem als Opfer der Polizei. Kritik an den beiden Übeltätern kam von ihnen nicht. Dorothee Winden
siehe Bericht Seite 26
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