: Polizei will ihre Werkstatt behalten
■ Gewerkschaft warnt den Innensenator vor den Rationalisierungsvorschlägen von Roland Berger. Der hatte herausgefunden: Private Werkstätten könnten Polizei-Autos billiger reparieren
In der KfZz-Werkstatt der Bereitschaftspolizei in Huckelriede steht eine „Wanne“ aufgebockt, ein Polizei-Kleinbus. Das Fahrzeug ist 24 Jahre alt. „Bei der Reparatur ist festgestellt worden, dass die Bremszange kaputt ist. Die gibt es nicht mehr. Wir warten jetzt, dass irgendwo in der Republik eine gefunden wird“, erklärt Jürgen Weingarten, Leiter des Fuhrpark-Managements der Polizei. In den Kfz-Werkstätten der Polizei müssen Wasserwerfer und Fahrzeuge der Kripo repariert werden, die voll Sondertechnik stecken. „Das kann man nicht mit einer normalen Kfz-Werkstatt unter ökonomischen Gesichtspunkten vergleichen“, sagt Weingarten.
Dies getan zu haben, wirft die Gewerkschaft der Polizei (GdP) den Unternehmensberatern von Roland Berger vor. In einer Vorlage für den „Lenkungsausschuss“, einem informellen Gremium der Bremer Politik-Beratung, haben die Berger-Unternehmensberater ihr Ergebnis knapp zusammengefasst: „Auflösung der Werkstatt und Fremdvergabe – aus heutiger Sicht wirtschaftlicher“. 725.000 Mark seien pro Jahr zu sparen – eine Million Mark kostete die Berger-Beratung.
Die elf Mechaniker in den Werkstätten seien nur zu 67 Prozent ausgelastet, rechneten die Unternehmensberater aus. Und der „Fahrdienst“ – noch einmal mindestens elf Mitarbeiter – könnte ganz „aufgelöst“ werden: Taxis und private Dienstleister könnten auch Beweismittel, Blutproben oder Autos durch die Stadt fahren.
„Dann funktioniert der ganze Laden nicht mehr“, sagt Weingarten. Zum Teil seien es sensible Kurierdienste, die der Fahrdienst zu erledigen haben, nicht alles könne man Taxifahrern anvertrauen.
500 Fahrzeuge betreuten die elf Mechaniker, davon manches Spezialfahrzeug und manchen alten Typ. Dieter Oelschläger, Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP), zweifelt die Untersuchungs-methoden der Unternehmensberater generell an: Auf den Auftragszetteln, die die Berger-Leute stichprobenartig für ihre Statistik ausgewertet haben, seien oft keine Angaben zu finden, was an einem Fahrzeug im Einzelnen gemacht worden ist – die Auslastung der Werkstätten wäre nach diesen Dokumenten überhaupt nicht zu überprüfen. Dafür müsse man zudem auch das Alter und die Sonder-Ausstattung des Fahrzeugs kennen. Und wenn ein Streifenwagen mit einem kleinen Defekt komme, dann könne die Werkstatt nicht sagen: nächste Woche. Vieles müsse „sofort“ gemacht werden. Bei Großeinsätzen müssen die Mechaniker sogar nachts in Bereitschaft sein.
Der Fahrdienst soll weg, aber die Werkstätten sollen eine „ernstgemeinte Chance“ haben, erklärte der Sprecher des Innensenators gestern. Das garantiert aber nicht den derzeitigen Personalstand. Berger hatte als „Zwischenschritt“ die Reduzierung von elf auf sechs Mechaniker vorgeschlagen. Auf den Berger-Folien ist sogar ihre Altersstruktur vermerkt – in einigen Jahren geht die Hälfte von ihnen sowieso in Rente. Auch das spricht für einen „Zwischenschritt“.
Bis heute unterhält der Innensenator drei Kfz-Werkstätten in Bremen: eine für die Feuerwehr, eine für die Polizei, eine für die Bereitschaftspolizei. Die Fuhrpark-Manager wollten wenigstens die beiden Einrichtungen der Polizei zusammenlegen. Dafür wurde der Personalbestand schon von einst 20 auf elf Mitarbeiter reduziert. Die geplante Zusammenlegung in Huckelriede wurde aber vom Innenressort gestoppt: Der Innensenator wollte das Berger-Gutachten abwarten, bevor weitere Investitionen getätigt werden. Das macht Sinn, wenn die Werkstätten sowieso aufgelöst werden sollen – dann kann man sich Investitionen für den Umzug sparen. Klaus Wolschner
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