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Polizei bekommt SPD-Vizechef

■ Der hochrangige Kripo-Beamte und Verfassungsschützer Dieter Schenk wurde zum neuen Vizepräsidenten der Berliner Polizei bestellt

West-Berlin hat seit heute einen neuen Polizeivizepräsidenten. Er heißt Dieter Schenk, ist 51 Jahre alt, SPD-Mitglied und nicht nur den Weiße-Kragen-Kriminellen der Stadt als Vater der „SoKo Lietze“ ein Begriff: Die 1985 ins Leben gerufene „Sonderkommisson Lietzenburgerstraße“ war maßgeblich daran beteiligt, daß der Sumpf um den Ex -Baustadtrat Wolfgang Antes und anderes Gelichter der Politik- und Baubranche aufgewühlt werden konnte. Schenk begann seine Laufbahn 1962 als „kleiner“ Kriminalbeamter in einer Außenstelle in SO36, wurde später vom damaligen Polizeipräsidenten Hübner in dessen Stab geholt, wo er Anfang der siebziger Jahre an der ersten Polizeireform mitwirkte. Von 1979 an war Schenk zehn Jahre lang Leiter der Direktion Spezialaufgaben der Verbrechensbekämpfung. 1988 wurde er vom damaligen CDU-Innensenator Kewenig zum Vizepräsidenten des Landesamtes für Verfassungsschutz befördert und war dort für die Spionageabwehr verantwortlich. Nicht nur Polizei-Insider vermuteten damals, das Schenk aus tagespolitischer Opportunität auf diesem Wege kaltgestellt wurde, weil er sich gegen die finanzstarken Berufsverbrecher zu weit vorgewagt hätte. Verstärkt wurde diese Annahme dadurch, daß auf den Posten des einflußreichen Landeskriminaldirektors statt seiner der CDU-Mann Ganschow gehievt wurde. Doch die rot-grüne Wende entschädigte Schenk alsbald: Zunächst wurde er vom SPD-Innensenator Pätzold zum Leiter des Landesamtes für Verfassungsschutz bestellt und nun zum Nachfolger des aus Altergründen aus dem Amt scheidenden Polizeivizepräsidenten Lippok. Dieter Schenk begreift den neuen Posten als Herausforderung, weil er durch die Öffnung der Grenze eine starken Anstieg der Kriminalität auf die Stadt zurollen sieht. Er glaubt, daß diese Belastung für die Polizei „gewaltig“ werden wird, zumal sie mit den Zwang zum Sparen verbunden sei. Er tritt für eine breite Akzeptanz in der Gesellschaft für die Rolle der Polizei ein, aber auch dafür, daß diese Möglichkeiten zur Verfügung gestellt bekommt, der Kriminalität gezielt entgegen treten zu können. Dazu gehöre auch, daß die Ermittlungsbehörden beim Verdacht der „Regelverletzung“ zum Zweck der vorbeugenden Verbrechensbekämpfung personenbezogene Daten verwenden dürften. Schenk, der seine Freizeit als Katamaransegler oder Kajakfahrer am liebsten auf dem Wasser verbringt und Gorbatschows Buch „Perestroika“ schon mehrfach gelesen hat, hofft, daß der AL/SPD-Senat „weiter Erfolg“ hat. Gut findet er an dessen Politik, daß der Umweltgesichtspunkt so weit in den Vordergrund gerückt werde.

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