Polizei am Scheideweg: Die Augen nicht verschließen
Wenn nach den Skandalen an der Hamburger Polizei-Uni gern der Vergleich zur Erfolgsgserie „Police Academy“ gezogen wird, in der der pfiffige Sergant Mahoney mit Rambo Hackleberry und Hardcore-Emanze Callahan die Horrortruppe zusammenhält, ist das natürlich eine überzogene Persiflage. Und zugleich auch falsch. Denn was sich an der Fachhochschule abspielt, ist alles andere als lustig.
Kommentar vonKAI VON APPEN
Da werden Strafanzeigen in Form von Bestellzettel gefertigt oder per Unterschriftenlisten Persilscheine abverlangt. Einzig und allein, um interne Kritiker mundtot zu machen, die wegen der wachsenden Ausbildungsdefizite vor einer fatalen Fehlentwicklung bei der Polizei warnen.
Es ist noch keine 10 Jahre her, dass Schlagzeilen über Hamburgs Prügelpolizisten die Öffentlichkeit erschütterten und Amnesty International beschäftigten. Und auch der Vorfall von Köln sollte dazu ermahnen, die Augen nicht vor der Realtität zu verschließen. Denn die guten Ansätze und Chancen, die der Polizeiskandal eröffnet hatte, sind ungenutzt versandet.
An der Polizei-Uni werden immerhin Kommissare ausgebildet. Wenn Schwarz-Schill meint, Leute im Schnellkurs in Uniform bringen zu müssen, ist das das Eine. Aber die Hamburger haben ein Recht darauf, dass die Leute, die das staatliche Gewaltmonopol vertreten, einen Hauch von Sozialverantwortung und Rechtskenntnissen besitzen.
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