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Politologe über Muslime und Nichtmuslime"Kopftücher gehören zur Normalität"

Der Politologe Torsten Jäger vermittelt bei Konflikten zwischen Muslimen und Nichtmuslimen. Das zeigt auch Wirkung, wenn es keine Einigung gibt: "Wichtig ist eine Sensibilisierung auf beiden Seiten".

"Die Gesellschaft muss sich daran gewöhnen, dass es eine gewisse Normalität muslimischen Lebens in Deutschland gibt." Bild: dpa
Sabine am Orde
Interview von Sabine am Orde

taz: Herr Jäger, Sie verstehen das Clearingprojekt "Zusammenleben mit Muslimen" als Lackmuspapier für den Stand des Zusammenlebens von Muslimen und Nichtmuslimen. Wie steht es damit?

Torsten Jäger: Es gibt natürlich Probleme, es gibt problematisches Verhalten von Muslimen und Rassismus gegenüber Muslimen. Aber in sehr viel höherem Maße gibt es Normalität im Zusammenleben. Das aber wird öffentlich viel zu wenig wahrgenommen, weil es von gegenseitigen Vorurteilen überlagert wird.

Was macht Ihr Projekt dagegen?

Wir greifen bei ganz unterschiedlichen Konflikten ein: beim Bau von Moscheen etwa oder bei Problemen im Schulalltag, wie der Teilnahme am Schwimmunterricht oder wenn muslimischen Schülerinnen untersagt wird, das Kopftuch zu tragen. Insgesamt bekommen wir monatlich etwa 100 Anfragen.

ISLAMFEINDLICHKEIT

"Islamfeindlichkeit ist die gegenwärtig am meisten verbreitete Form des Rassismus", meint der Interkulturelle Rat in Deutschland. Dieser Entwicklung will er mit einer Aufsatzsammlung entgegenwirken, die am Donnerstag vorgestellt wurde. In dem Buch "Antimuslimischer Rassismus: Konflikte als Chance" (Hg. Jürgen Micksch, Verlag Otto Lembeck, 175 Seiten) schreiben unter anderem der Staatssekretär des Innenministeriums, Peter Altmaier, der Intendant des Theaters an der Ruhr, Robert Ciulli, Aiman A. Mazyek vom Zentralrat der Muslime, der Politikwissenschaftler Dieter Oberndörfer und die Psychologin Birgit Rommelspacher.

********

Torsten Jäger, 41, Politologe, ist Geschäftsführer des Interkulturellen Rats in Deutschland und Leiter des Clearingprojekts "Zusammenleben mit Muslimen".

Was machen Sie , wenn muslimische Eltern ihr Kind nicht am Schwimmunterricht teilnehmen lassen wollen?

Wir werden meist von den Eltern kontaktiert, die bezweifeln, ob die Schulen alles unternommen haben, einen getrenntgeschlechtlichen Unterricht durchzuführen. Es geht ja immer um die Befreiung vom koedukativen Unterricht. Wir versuchen dann zu vermitteln und der Schule Möglichkeiten aufzuzeigen, wie zum Beispiel den Unterricht mit einer anderen Schule zusammenlegen.

Und wenn die Schule gemischtgeschlechtlichen Schwimmunterricht für sinnvoll hält und und nicht freistellen will?

Dann verweisen wir zum Beispiel auf das Bundesverwaltungsgericht, das bereits 1993 die Schulen verpflichtet hat, alle zumutbaren Möglichkeiten auszuschöpfen, ab der Pubertät einen getrennten Sportunterricht einzurichten. Wenn es trotzdem keine Einigung gibt, können wir nur die Meinungsunterschiede festhalten und dokumentieren, wir haben ja keine juristische Handhabung.

Wie häufig sind eigentlich Konflikte um den Schwimmunterricht?

Diese Konflikte gibt es deutlich seltener, als in der Öffentlichkeit angenommen wird. Bei einer Anfrage an die 16 Kultusminister war - nach Rücksprache mit Schulleitungen und den zuständigen Ämtern - die einhellige Rückmeldung: Es handelt sich um Einzelfälle, für die wir in der Regel Lösungen finden.

Und wenn nicht?

Dann gibt es meist auf beiden Seiten zumindest eine Sensibilisierung für die Thematik. Das wirkt auch, wenn es im Einzelfall nicht zu einer Lösung kommt. Darin sehen wir letztlich auch unsere Hauptaufgabe. Die Gesellschaft muss sich daran gewöhnen, dass es eine gewisse Normalität muslimischen Lebens in Deutschland gibt. Dazu gehören auch Frauen, die Kopftücher tragen, auch in Schulen, Universitäten oder Gerichtssälen. Das ist auch ein Thema, mit dem wir häufig befasst sind.

Manche sehen darin eine schleichende Islamisierung.

Das ist aber nicht der Fall. Es ist ein Zeichen dafür, dass ein Teil der vier Millionen Muslime, die in Deutschland leben, sich auch in gesellschaftliche Bereiche vorgearbeitet haben, aus denen sie lange Jahre ausgegrenzt waren.

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32 Kommentare

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  • R
    Revilo

    Ich glaube es hackt...

     

    Jetzt hat Alice Schwarzer und die westliche Frauen- und Menschenrechtsbewegung jahrzehntelang für Gleichheit unter Mädchen und Jungen, Mann und Frau gekämpft und jetzt haben wir endlich den Punkt erreicht, wo es einigermasse Geschlechtergerecht zugeht.

     

    Und nun .. , hebeln fundamentale Muslime das alles aus. So und wir "dummen" Bildungsbürger sollen Multikulti mitmachen. Soso, schau schau...

     

    Okay ... jetzt gibt es Viele die erstmal anfangen nachzudenken, wie sollen meine Kinder leben ... und erfreulicherweise wird immer mehr diskutiert, wie soll Europa sein ? ... usw.

     

    Vielen Dank fundamentale Muslime.

     

    .. mit Sicherheit gibt es in Zukunft eher Wind aus Nordost für alle Strömungen die unsere Erungenschaften des Miteinanders zerstören wollen.

     

    Die Franzosen haben ein gutes Modell. In der Schule haben Mädchen das Kopftuch abzulegen.

    Zu Hause können sie im Taucheranzug rumlaufen.

    Mein Vorschlag ... arangierte Ehen sind nichtig.

    Heirat erst ab 18, Keine Verwandtenheirat.

     

    Das ist gut.

  • I
    Irene

    "Vermittlung" in Konflikten verstehe ich so, dass man sich auch mal in der Mitte trifft oder mal die eine oder andere Seite etwas nachgibt. Es könnte ja auch eine Lösung so aussehen, dass man die Eltern davon überzeugt, ein Mädchen mitschwimmen zu lassen.

     

    Habe ich das Interview jetzt richtig verstanden, wird immer versucht, die muslimische Sichtweise durchzusetzen?

  • A
    aso

    @ Nadine, Frau und Feministin und keine Kopftuchtraegerin:

     

    „...ich kann da nur Nadine zustimmen: anstatt nach Verboten zu schreien, tut doch mal selber was fuer das Zusammenleben!...“:

     

    So einfach ist das nicht:

    im Koran gibt es etliche Suren, die ausdrücklich davor warnen, Freundschaften mit Nichtmuslimen zu schließen. Am besten sollte man sich von Nichtmuslimen fernhalten, z.B.:

    Sure 3:28, Sure 4:89

     

    Dies wäre auch u.a. eine Erklärung für die Parallelgesellschaften, mangelnde Integrationsbereitschaft.

    Dazu schrieb bereits

    Ayatollah Khomeini in seinem bahnbrechendem Werk: ‚Principes politiques, philosophiques, sociaux et réligieux' (Paris 1979):

    davon, daß 11 Dinge unrein seien. Dazu zählen auch Nichtmuslime...

  • AB
    alles beim Alten

    Mal wieder die leidige Kopftuchdebatte..

     

    Wenn das Kopftuch so unbedeutend wäre, wie es von offizieller Seite immer heißt, warum wird dann so vehement dafür gekämpft? Das Tragen des Kopftuches reduziert die Trägerin anfangs automatisch auf ihre Religion. Ein Kopftuch erkennt man auf hundert Meter, deutlich früher als ein Gesicht, das Alter oder ein anderes x-beliebiges individuelles Merkmal. (Damit ein Christ eine ähnliche Weitenwikung erzielt müsste er ein Kreuzfahrergewand tragen.) Besonders in Gegenden wo es nicht zur Norm gehört ein Kopftuch zu tragen, signalisiert es, ich bin anders als ihr, ich gehöre nicht dazu und ich möchte es auch nicht. (Zumindest sofern die Frau das Kopftuch freiwillig trägt.) Der letzte Aspekt wird einigen sicher sauer aufstoßen, aber wenn dem nicht so wäre, warum sollte eine Frau dann das Kopftuch tragen? Würde ein Gott seine Kinder in die Hölle schicken, weil sie die falsche Kleiderordnung trugen? Was ist dann mit der Vielzahl der anderen Regeln, die weit öfter und nachdrücklicher aufgezeigt werden? Diese Regeln werden zum Teil bewußt nicht eingehalten, obwohl es möglich wäre. Warum sollte ein Gott an dieser Stelle gnädig sein, obwohl er viel nachdrücklicher darauf hinweist?

     

    Für mich macht die Kopftuchdebatte nur dann einen Sinn, wenn man eine sehr wortgetreue Auslegung des Korans betreibt. Dann haben aber auch exakt jene Stellen des Korans, auf welche die Islamkritiker/Islamophoben immer verweisen, eine signifikante Relevanz.

  • FU
    Frau und Feministin und keine Kopftuchtraegerin

    @ alle die ein Verbot des Kopftuchs (Symbol fuer die Unterdreuckung der Freu) fordern:

     

    Nach Eurer Argumentation muesste man auch folgendes verbieten:

    - Brustvergroesserung und aehnliche Schoehnheitsoperationen

    (Frauen als Sexobjekt)

    -Stoeckelschuhe (Total ungesund)

    -das oeffentliche Tragen von 'Nonnenkleidung' (religioeser Wahn)

     

    - etc..

     

     

    Komisch ist dass ihr immer nur auf den muslimsichen Kopftrugtraegerinnen rumhackt und euch so als die ultimativen Kaempfer fuer die unterdrueckte Frau an sich produziert.

     

    Ich kann da nur Nadine zustimmen: anstatt nach Verboten zu schreien, tut doch mal selber was fuer das Zusammenleben!

    Und vorallem packt euch doch mal zu allererst an die eigene Nase...denn ich nehme euch beim besten Willen nicht ab, dass ihr wirklich fuer eine freie Gesellschaft und fuer die Emanzipation der Frau einsteht...

  • A
    Andrea

    So, so...Islamfeindlichkeit ist also Rassismus?

    Sollte man also ALLEN Religionen oder jeglichen Glaubnes kritisch oder ablehnend gegenüberstehen, was man ja in Deutschland durchaus,und Gott sei es ironischerweise gedankt, darf...ja dann ist Mann oder Frau RassistIn? Wie genau verhält es sich eigentlich mit der Meinungs- und Glaubenssfreiheit in unserer Demokratie, Herr Torsten Jäger?

  • U
    UweRietmöller

    Interessant ist das schon. Ansonsten gehört die taz ja zu den Kaffeeschnüfflern, die immer und überall die schröckliche Diskriminierung der Powerfrauen mit harten, aber der schwere des Verbrechens angemessenen Worten anprangern.

    Zu recht, wie ich meine. Denn obwohl die Frauen die Hälfte der Weltbevölkerung stellen, werden immer noch 100% aller Mülltonnen ... äh, Mist ... also statt Mülltonnen meinte ich natürlich Konzernchef ...

    .

    Aber Kritik an den Communities, wo Frauen selbstbewusst ihr Kopftuch tragen - Fehlanzeige.

    Dass das die gleichen Communities sind, wo die Frauen selbstbewusst den Mann heiraten, der ihr vorgeschrieben wird weiß jeder - aber die taz übt sich hier in vorbildlicher Toleranz.

  • G
    Gerda

    Ich hoffe sehr, dass Torsten Jäger sich stets nur mit Kopftuch auf die Straße wagt.

     

    Dann ist er in den Augen seiner typisch männlichen "Normalität" normal.

     

    Anders gesagt: "Normal" bedeutet "Normieren", also der Indivudialität berauben. Wie Soldatenhelme uniformieren, so tun dies auch Kopftücher. Das ist nichts für freie Bürgerinnen.

  • F
    Freya

    Die Koedukation von Jungen und Mädchen von der Krabbelgruppe und dem Kindergarten an sowie der gemeinsame Sport und das Schwimmen bewirken bewährtermaßen einen gesunden, unverkrampften Umgang beider Geschlechter miteinander und ein gesundes Verhältnis zur eigenen leiblichen Natur.

     

    Wer dies verhindert, macht sich der vorsätzlichen Anzüchtung von Neurosen schuldig. Unter diesen leiden dann besonders die Frauen, die sich vor unbeherrschten Männern, die es nicht anders gelernt haben, schützen müssen. Die Maskerade mit dem Kopftuch ist ja nicht die einzige lästige Folge von verkorksten Ideologien und Religionen.

     

    Sollen die Frauen im Islam doch endlich ihre Männer zum Anstand erziehen und ihnen bis zum erfolgreichen Gelingen dieser Maßnahme Augenbinden aufzwingen. Dann nämlich werden Kopftücher überflüssig.

  • A
    aso

    Angesichts solcher Statements:

     

    „...Antimuslimischer Rassismus kommt zum Ausdruck in Form von Demonstrationen gegen den Bau von Moscheen, in antimuslimischen Blogs im Internet und in Erfolgen islamfeindlicher Initiativen bei Kommunalwahlen....“:

    http://www.interkultureller-rat.de/

     

    scheint der Interkulturelle Rat doch eher eine deutsche Zweigstelle des Zentralrat der Muslime zu sein.

    Irgendwelche Aussagen in Richtung Islamkritik sucht man vergebens.

    Islam-Kritik scheint ausgeblendet, bzw. in Islam-Feindlichkeit umgedeutet zu werden.

  • N
    Nadine

    Je mehr dieses Thema in dieser Art und Weise, also mit umfangreicher medialer und politischer Instrumentalisierung diskutiert wird, umso mehr Mädchen/Frauen werden das Kopftuch tragen (müssen);

    (@Majo: dass ich oder meine Tochter mal ein Kopftuch tragen müssen ist Illusion-jedenfalls für die nahe Zukunft-wie es in Deutschland aussieht im Jahre 2150 wenn es kaum noch Deutsche gibt ist was anderes, aber bis dahin hat auch der Islam ein andres Gesicht).

    Für viele Mädchen und Frauen ist es nämlich verdammt schwer sich behutsam und ohne Verlust der Familienbande - die ja einen ganz bestimmmten wichtigen Wert hat für jeden Menschen - aus überholten, unterdrückenden, festgefahrenen, patriarchalischen und seit Jahrhunderte geltenden Gesellschaftsstrukturen zu lösen.

    All die Panikmacher hier und die Islamophoben: MACHT halt was dagegen: schliesst Bekanntschaften mit Moslems, gar Freundschaften, sucht Verständnis um Verständnis zu erhalten, zeigt was unsere Werte sind, beweist, dass unsere Werte und Normen besser sind! ABER TUT WAS ANSTATT IMMER NUR RUMZUJAULEN. Dieses 'sollens-doch-die-anderen-machen-Mentalität' ist unerträglich; vor allem wenn wichtige politische Entscheidungen wie zB Burkaverbote nur schriftlich, teils polemisch in allen möglichen Foren unterstützt werden anstelle den Kontakt zu betroffenen Frauen/Familien zu suchen und Unterstützung/Erklärung anzubieten, sozusagen als Tutorial für ein Leben in einer westlichen Gesellschaft.

    Wenn sich was ändern soll in der Gesellschaft dann muss man auch was dafür tun. Aber wir verwöhnten, den Befehl und die Kontrolle gewohnten Deutsche/Europäer sind uns anscheinend immer noch zu fein um mit anderen ins Gespräch zu kommen und uns auf ihren rückständigen Horizont einzulassen!

    Leider lassen sich aber nur durch echten Diskurs

    Spannungen abbauen; denn Stellungskriege haben noch nie viel gebracht ausser viel Schmerz und Verlust.

    Change comes from within...

  • H
    Helen

    Der Herr Jäger soll Politologe sein? In welchem Studium hat er gelernt, dass eine Ideologie eine Rasse sei bzw. dass Kritik an einer Ideologie "Rassismus" sei?

     

    Außerdem bitte ich die taz, ein Foto von Herrn Jäger zu bringen, u.z. eines, wo ER ein Kopftuch trägt.

  • M
    Majo

    @ Nadine,

     

    ach Nadine, möchtest du gegen deinen Willen ein Kopftuch tragen, weil es durch falsche Toleranz zur Norm geworden ist ? Möchtest du einmal deine Tochter mit Kopftuch sehen, weil sie ohne Gefahr läuft angegriffen zu werden, weils unmoralisch ist, so wie in Iran & Co ?

     

    Welche Frau in Deutschland möchte das jemals erleben ? Es ist doch der Zwang in der Parallelgesellschaft in Deutschland, der dazu führt und gerne die Norm werden möchte.

  • A
    aso

    Wer behauptet:

    "Kopftücher gehören zur Normalität",

    Sagt damit auch, „Frauenunterdrückung gehört zur Normalität“.

     

    Denn der Zwang zum Kopftuch kommt von der Ummah, und den Familien. Die Frauenunterdrückung im Islam, die im Koran/Scharia festgeschrieben ist, wird von Muslimas als „Normalität“ empfunden, da sie damit aufwachsen, und es nicht als Unterdrückung empfinden.

     

    Die wenigen Frauen, die behaupten, das Kopftuch rein freiwillig zu tragen, demonstrieren damit, daß sie sich gern von Männern unterdrücken lassen, und antike patriarchalische Traditionen ganz toll finden.

     

    So „Normal“ wie Torsten Jäger behauptet ist die Sache keineswegs:

    Selbst in der Türkei gilt noch das Kopftuchverbot in öffentlichen Einrichtungen.

    In Frankreich gilt das Kopftuchverbot in Schulen, obwohl dort der Muslim-Bevölkerungsanteil höher ist als in D.

     

    Das Tragen von Kopftuch bis Burka läßt sich prima aus der Scharia ableiten.

    Daß die Scharia nicht mit dem Grundgesetz vereinbar ist, sollte kein Geheimnis sein.

    Dazu der Präsident des Verfassungsgerichtshofs NRW, Michael Bertrams:

     

    „..."Sie weisen der Frau in nahezu allen Lebensbereichen einen niedrigeren Rang zu als dem Mann.“Dies widerspreche sowohl dem Gleichheitsgebot als auch der Menschenwürde, dem höchsten Wert des Grundgesetzes. "Eine muslimische Lehrerin, die auf dem Tragen des islamischen Kopftuchs beharrt, bekennt sich deshalb nicht ohne Vorbehalt und widerspruchsfrei zu unserer Verfassung und unseren Werten", so der Verfassungsrichter...“:

    http://www.pro-medienmagazin.de/gesellschaft.html?&news[action]=detail&news[id]=2381

     

    Das Kopftuchtragen beinhaltet auch eine Diskriminierung der Männer:

    Es unterstellt, Männer seien willenlose triebgesteuerte Wesen, die beim Anblick einer Frau mit Haaren auf dem Kopf (also der normalsten Sache der Welt...) ausfippen müssen und sich nicht mehr unter Kontrolle haben.

     

    Muslime sollte sich daran gewöhnen, daß es zur Normalität in D gehört in öffentlichen Bereichen wie in Schulen, Universitäten oder Gerichtssälen eben KEIN Kopftuch zu tragen. Das Kopftuch ist nur die Vorhut der Burka, deren Tragen dann auch in allen Bereichen gefordert wird.

    Keine schleichende Islamisierung...? Möglicherweise wird man bei diesem Job betriebsblind...

  • T
    Torben

    Das Thema lässt mich jedes Mal ratlos und traurig zurück. Wie man es macht, welchen Ansatz man wählt, man begibt sich argumentativ auf dünnes Eis.

     

    In vielen muslimischen Köpfen existiert ein Frauenbild (lies Menschenbild) fort, das hier sicherlich auch noch nicht vollkommen überholt ist, von dem die Deutschen aber zumindest gelernt haben, es nicht mehr offen kund zu tun. Nehmen wir also mal als gegeben hin, dass wir aufgeklärter sind oder scheinen und Frauen bei uns Menschen und alle Menschen frei und gleich an Rechten sind.

     

    Dass vielerorts das Kopftuch eine archaische Symbolik transportiert und als Zeichen der Unterwerfung dient (ganz besonders wenn es zur Burka wird), kann man wohl auch kaum leugnen. Die Mehrheit in unserem Land lehnt eine solche Symbolik ab.

     

    Und nun? Kann und darf die Mehrheit der Minderheit ihren Willen aufzwingen? Auf wen sind wir eigentlich wütend, auf die Neandertaler in Form nicht-emanzipierter muslimischer Männer oder auf die Frauen, die sich einfach nicht dagegen auflehnen wollen? Schließlich ist doch nichts gefährlicher für die Freiheit als zufriedene Sklaven.

     

    Muss ich mich schlecht und intolerant fühlen, wenn eine Kopftuchträgerin mir suspekt ist, ich mich in ihrer Gegenwart unsicher fühle und sie das als empfindungsfähiger Mensch natürlich auch spürt? Ich bin so schlau wie vorher, ratlos und traurig.

  • M
    Masado

    Die kleinen Mädchen auf dem Foto, die unter das Kopftuch gezwungen wurden in jungen Jahren, ist ja wohl der Hammer und spricht für sich.

  • N
    Nadine

    @majo

    so recht Sie auf der ersten, oberflächlichen Ebene haben - Normen im allgemeinen gelten immer nur für relativ kurze Zeit. Normen unterliegen ständigem Wandel und richten sich nicht immer nach dem Mehrheitsprinzip (das führt nämlich zum sog. 'Terror der Mehrheit', vgl zB Zigeuner) - Normen sollten sich universal ausrichten, nur eine universelle Norm ist eine gute Norm, ein jeder muss ihr zustimmen können. Deswegen ist die Normenfindung in einer pluralistischen sowie globalisierten Gesellschaft so schwierig. Und auch, weil wir (Deutsche, Europäer..) (un-)bewusst selber noch über fast 2000 Jahre verinnerlichte christliche Werte als universal geltende Normen betrachten. Das ist seit 30 Jahren in einen gewaltigen Strudel der Umdeutung gekomen - aber das sollte die muslimischen Frauen mit ihren Kopftüchern weiss Gott nicht zu den Sündenböcken der Nation machen. Interessant ist zB, dass in keinem europäischen Land (ich lebe in Belgien, bekomme also auch hier und aus Frankreich vieles mit) zentralafrikanische Frauen (wovon viele Muslime) mit ihrem doch sehr auffallenden, absolut nicht-westlichen Kleidungsstil im Gegensatz zu den nordafrikanischen, türkischen und orientalischen Muslimen stigmatisiert und zur Anpassung aufgefordert werden. Man sollte sich vielleicht überlegen um was genau es eigentlich in all den Anpassungs- und Kopftuchdebatten geht und inwieweit hier das Kopftuch instrumentalisiert wird für politische, ökonomische und andere Zwecke!

    Und man sollte sich überlegen, was genau eigentlich ein 'Wert' ist für uns und wie eine Norm wirken sollte. Denn betrachtet man eine muslimische Durchschnittsfamilie (dh normal gebildete, hier geborene, integrierte aber bewusste Muslime), dann sieht man, dass sie genau die Werte verkörpert, die wir eigentlich verloren haben (deswegen auch die Abschottung), denen wir irgendwie immer noch nostalgisch nachhängen und uns somit ein Spiegel vorgehalten wird, den wir nicht ertragen weil wir aus genau diesem Lebensbild entstammen und noch keinen Ersatz (ausser dem Konsum und dem Hedonismus) gefunden haben: starker Familienzusammenhalt und -autorität, Kinderfreundlichkeit und Sorge um ältere Familienmitglieder, Frau als Mutter und Hausfrau, ...

    Denn welche Normen und Werte (ausser der Jeanshose, Piercings und einer auf nackte Frauenkörper versessene Werbung) haben wir eigentlich, die 'wir' 'denen' vermitteln können? Christliche natürlich nicht, das ist ja vorbei. Eine liberal-ökonomische Wertesetzung? Die beschimpfen wir ja selber. Was ist ein Wert für uns der eine Norm abgeben könnte?

  • FD
    Forian Dice

    Ich hätte nicht gedacht, dass ich eines Tages die Sprüche aus meiner Schulzeit, also aus den 70er Jahren wieder ausgraben würde. Aber jetzt ist es soweit: "Im Namen der Toleranz nehme ich mir das Recht heraus, Intoleranz nicht zu tolerieren" oder so ähnlich kritzelten wir damals irgendwo hin. Gerade heute morgen musste ich an einer Ampel halten und direkt neben mir stand eine Frau mit Burka, also komplett schwarz verhüllt bis auf die Augen, und kämpfte mit einem Kinderwagenrad, das sich gelöst hatte. Nicht so einfach, wenn man sich nicht richtig bücken kann, weil dann die ganzen Tücher verrutschen. Daneben zwei kleine Mädchen, natürlich mit Kopftuch. Ich habe beschlossen dieser Frau nicht zu helfen, denn ich muss davon ausgehen, dass diese Frau in intoleranter Weise das Leben ihrer Töchter einschränkt. Das will und kann ich nicht tolerieren.

  • I
    iKarl

    Ich sehe es zwar nicht so extrem wie Ines Pohl in ihrem jüngsten Interview bei der Moslemzeitung "Der Moslem", aber ein bedeutungsloses Kleidungsstück ist das Kopftuch nicht.

  • M
    Majo

    Was normal ist, ist das was die Mehrheit beispielsweise der Bevölkerung eines Landes zur Norm definiert. In Deutschland ist bislang das Tragen eines Kopftuches bei Frauen nicht die Norm. Es ist ein Zeichen der Andersartigkeit, der Abgrenzung und Ausgrenzung und letztlich der Intoleranz gegenüber allen, die nicht dieser Religion angehören und keine andere Meinung oder Weltanschauung gelten lassen, als die eigene. Mit tief gläubig erzogenen Menschen, kann man nicht über den universellen Anspruch ihrer Religion diskutieren und man kann dieses Dogma nicht tolerieren, da es unseren Werten von Wahrheit und Freiheit entgegenstrebt. Man kann das zwar zur Kenntnis nehmen, aber nicht zwangsläufig als Wertmaßstab übernehmen, wenn man nicht gläubig ist und auch nicht gläubig werden will.

  • N
    Nadine

    Die Aufkläurung hat im 16. Jahrhundert in Europa begonnen und sagen wir mal Mitte des 20. Jahrhunderts ihren Abschluss gefunden mit zB einem Frauenwahlrecht in allen europäischen Ländern und der Begrenzung der Einflussnahme der Kirchen im Staat. Wobei eine Säkularisierung auch in Deutschland immer noch nicht stattgefunden hat: kirchlich gestalteter Religionsunterricht statt Philosophieunterricht, Kirchensteuer, einige Krankenhäuser und sowieso die Caritas sind kirchliche Unternehmen, etc....

    Der 'Islam' ist da natürlich in Zugzwang und etwas hinterher, aber bitte schön: das Kopftuch ist Ausdruck von Religion und die Moslemfrauen müssen sich selber davon entledigen. Das schliesst aktive Unterstützung unsererseits mit ein (wie in diesem vorbildlichen Projekt), ein gewisses Verständnis für den Ausdruck normaler, natürlich nicht fundamentalistischer Religiosität (so wie eben Keppis und Kreuzchen getragen werden - Thor Steinar hat in diesem Kontext nichts zu suchen, das sind also wirklich ganz verschiedene Ebenen, Sie angststreuender Islamophober) und vor allem Diskurs um den Islam auf den Weg der Aufklärung mit seiner Idee der "Befreiung aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit" zu bringen. Mögen sie es gerne wenn Ihnen gesagt wird was gut für sie ist? Ist unsere Gesellschaft das summum bonum menschlichen Zusammenlebens? Also sollte man vorsichtig sein mit: 'die' müssen jenes und dieses, 'die' haben sich anzupassen, etc. Der Islam ist eine weltweit etablierte Tatsache, da kommt man mit Parolen und Bevormundung nicht ins Gespräch!

    Wir leben in einer hochkomplexen Gesellschaft mit SECHS, fast sieben MILLIARDEN Menschen auf der Erde, mit weiss Gott wie vielen komplizierten Problemen des Zusammenlebens und der Ungerechtigkeiten, wovon viele von westlichem Expansionsdenken und -handeln (seit dem 15. Jahrhundert) verursacht wurden. Also bitte ich darum, nicht den islamischen Frauen, die wirklich schon genug Probleme haben sich innerhalb ihrer Gemeinschaft zu emanzipieren, auch noch in den Rücken zu fallen! Wieso werden eigentlich NIE muslimische Männer in irgendeiner Weise stigmatisiert, wieso müssen dauernd die Frauen herhalten? Wie soll sich da was ändern?

  • KB
    karin bryant

    Kopftuecher und andere archaeische Sitten aus dem Nahen Osten haben in Europa nichts zu suchen.

    Es sollte schlicht verboten sein auf allen Ebenen.

    Genau wie Christen,die sich in die Nahen Osten bewegen sich dort an die Regeln halten muessen da sie sonst eine harte Strafe bekommen, sollte Muslimen klar gemacht werden dass in Europa diese Sitten nicht erlaubt sind.Schluss mit diesem Palaver.Leute, denen das nicht gefaellt sind doch frei in islamische Laender zu ziehen wo sie dann nach ihrer Fasson selig werden koennen.

  • J
    Johann

    @HartmutK

    >>Vielleicht sollte man in Fragen wie Kopftuch und Schwimmunterricht toleranter sein (wie lange ist her, dass auch fuer christliche/westliche Kinder gemeinsamer Schwimmunterricht als anstoessig und bedenklich galt?

  • U
    Unaufhaltsam

    Alle Antworten, die Herr Jäger gegeben hat, beinhalten ein offenes oder verstecktes Einverständnis mit der muslimischen Sicht. Wo ist das Einverständnis von Herrn Jäger für die nicht-muslimische Sicht ? Der letzte Satz "Es ist ein Zeichen dafür, dass ein Teil der vier Millionen Muslime, die in Deutschland leben, sich auch in gesellschaftliche Bereiche vorgearbeitet haben," bestätigt in erschreckender Weise diejenigen, die sich vor einer Islamisierung unseres Landes und unserer Kultur fürchten und daher Widerstand leisten.

  • AG
    Adam Gornik

    Für jeden normal denkenden Menschen ist ein Kopftuch ein Zeichen des Geschlechterrassismus und es ist egal ob es einige moslemische Frauen gibt, die das freiwillig tun.

     

    Wenn Geschlchterrassismus *normal* sein soll, dann können wir uns sofort von Demokratie und Tolleranz verabschieden.

  • KA
    KHJ aus Köln

    So lange die Frau als Besitz des Mannes angesehen wird aus der moslemischen Sicht, solange dient das Kopftuch als Unterdrückung des weiblichen Geschlecht!

     

    "Wichtig ist eine Sensibilisierung auf beiden Seiten".

     

    Das ist so ungefähr, als würde eine Feministin einen Macho fragen: Was die Selbstbestimmung einer Frau ist.

     

    KHJ aus Köln

  • G
    grafinger

    Oh, klar, es steht also "Rassismus" gegen lediglich "problematisches" Verhalten.

    So kann die Problematik auch schöngeredet werden.

  • EK
    Eckhardt Kiwitt

    Torsten Jäger: "Es gibt natürlich Probleme, es gibt problematisches Verhalten von Muslimen und Rassismus gegenüber Muslimen."

     

    "Rassismus gegenüber Muslimen" ?

    Dann wäre Islam ja eine Rasse !

     

    Torsten Jäger: "Wir werden meist von den Eltern kontaktiert, die bezweifeln, ob die Schulen alles unternommen haben, einen getrenntgeschlechtlichen Unterricht durchzuführen."

     

    Warum müssen Schulen alles unternehmen, einen getrenntgeschlechtlichen Unterricht durchzuführen ?

    Was unternehmen Muslime, um einen gemeinsamen Schwimmunterricht für alle Schülerinnen und Schüler zu ermöglichen und durchzuführen ???

  • I
    Irene

    Auch unter Muslimen ist es sehr umstritten, ob kleine Mädchen Kopftuch tragen sollen, das Foto finde ich daher irreführend.

  • P
    pohste

    Das Kopftuch ist eine Uniform wie das tragen von

    Thor Steinar !

    Bei Beiden kann man davon ausgehen:

    "Ich hasse Israel"

    "Ich hasse Amerikaner"

    "Homosexualität sollte strafbar sein"

    "Mein Dogma ist das was zählt, alles andere ist falsch"

    usw...

  • H
    HartmutK

    Hoert sich nach einem sehr guten Projekt an! Ueber den natuerlich vorhandenen Problemen wird oft vergessen, dass das Zusammenleben in der Regel doch ganz gut klappt. Man sollte oefter solche Erfolge herausstreichen, auch die Tatsache, dass immer mehr Muslime Zugang zu 'hoeheren' Berufen haben. Positive Vorbilder haben auch ihre Wirkung!

     

    Vielleicht sollte man in Fragen wie Kopftuch und Schwimmunterricht toleranter sein (wie lange ist her, dass auch fuer christliche/westliche Kinder gemeinsamer Schwimmunterricht als anstoessig und bedenklich galt? Noch nicht so lange. Aehnliches gilt fuers Kopftuch) und bei entscheidenden Fragen unnachgiebiger (keine Toleranz gegenueber Gewalt, Zwangsheiraten etc. Sprachunterricht, Schule, Berufsausbildung energisch durchsetzen) sein?

  • MB
    mehrdad beiramzadeh

    verharmlosung pur.

     

    kopftuch und schleier sind und sollten niemals normalität sein. sie sind IMMER ausdruck eines islam, welches mit dem GG nicht vereinbar ist.

     

    millionen frauen werden in der ummah unterm schleier und kopoftuch gezwungen. insofern sind evrgleiche mit der nonnentracht oder kippa unsinn. niemand wird unter der nonnentracht oder kippa gezwungen!

     

    kopftücher sind eigentlich eine beleidigung für jeden normal denkenden menschen.

     

    die ideologie dahinter unterstellt den frauen, dass man "sie vor sich selbst schützen müsse" und männer werden von ihr pauschal als hirnlose, triebgesteuerte vergewaltiger dargestellt, die man von weibliche reize fernhalten muss.

     

    in einem europa, welches sich aufgeklärt nennt, ist es eine schande, dass kopftücher auch von viele linke, die sich sonst für ach so fortschrittlich und aufgeklärt halten, verteidigt werden.