: Politischer Druck ist gewichen
■ Goethe-Insitut zufrieden mit „Großwetterlage“/ Deutsch in Osteuropa stark gefragt
München (ap) — Der Präsident des Goethe-Instituts, Hans Heigert, ist zufrieden mit dem politischen Klima für das dem Auswärtigen Amt unterstellten Kulturinstitut.
Nachdem in den vergangenen Jahren die Kulturarbeit des Goethe- Instituts immer wieder angegriffen worden war, hat sich nach den Worten Heigerts „die Großwetterlage für uns positiv verändert“. Bundeskanzler Kohl habe in einem Gespräch ausdrücklich die Meinung vertreten, die nahezu unbekannte zeitgenössische Kultur Deutschlands müsse in aller Welt stärker vermittelt werden, berichtete Heigert. Es gelte, dem „schlechten Ruf der Deutschen als Geldmacher und Kapitalisten“ durch aktuellen Kulturaustausch zu verbessern.
Heigert kündigte an, zusätzlich zu den 16 Einrichtungen in den alten Bundesländern sollten drei neue Inlandsinstitute voraussichtlich in Dresden, Weimar und Leipzig eingerichtet werden. Die elf direkt dem Zentralkomitee der SED unterstellten Kulturzentren der DDR im Ausland habe das Institut nicht übernommen. Diese seien wegen ihrer ideologischen Belastung vielmehr aufgelöst worden. Das Goethe-Institut bemühe sich jedoch um die Übernahme geeigneter Räume, sagte Heigert.
Insbesondere in den mittel- und osteuropäischen Ländern verzeichnet das Institut seit den dramatischen Veränderungen im letzten Jahr ein deutlich gestiegenes Interesse an der deutschen Sprache. Weltweit sei die Nachfrage nach Deutsch-Unterricht durch das Institut nicht mehr zu befriedigen, erklärte Generalsekretär Horst Harnischfeger bei der Vorlage des Jahresberichts in München.
Danach ist das Institut jetzt auch in Moskau, Warschau und Prag und damit in allen Ländern des Warschauer Paktes vertreten. Schon bisher fanden dem Jahresbericht zufolge zwei Drittel aller Deutsch- Kurse des Goethe-Instituts in Mittel- und Osteuropa statt. Die Abkehr vom Russischen in Polen, Ungarn und der Tschechoslowakei verstärke den Trend zum Erlernen westlicher Sprachen. Deutsch gelte vielerorts als Verkehrssprache und konkurriere häufig mit dem Englischen um die Gunst der Sprachschüler, berichtete der Generalsekretär.
Allein in Polen werden nach den Worten Harnischfegers 10.000 Deutschlehrer benötigt. Ein Mitarbeiter des Instituts berät einen großen Moskauer Schulbuchverlag bei der Entwicklung neuer Lehrbücher. „Wir wenden uns jedoch nicht ab von anderen Teilen der Welt“, betonte Harnischfeger. Dies zeige die Öffnung eines Hauses in Washington. Aktivitäten seien auch in Zimbabwe, Namibia und Südafrika geplant.
Wegen der veränderten geopolitischen Lage wird Deutschland „rund um den Globus“ seinen Beobachtungen zufolge zunehmend als wichtiger Partner gesehen. Dies wirke sich fördernd auf die Arbeit des Instituts aus.
Das Goethe-Institut ist derzeit mit 150 Kulturinstituten in 69 Ländern vertreten.
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