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Politik verhält sich wie in der DDR

betr.: „Deutschland gerettet“ (Kanzler Schröder wird vom Manager zum Macher), taz vom 26. 11. 99

Welches Unternehmen soll der Staat mit den Steuergeldern der Bürger als Nächstes retten? Zum einen ist die Verwendung von Steuergeldern nicht zu akzeptieren, wenn der Staat diese zur Rettung eines Großkonzerns einsetzt. [...] Zum Zweiten: Mit welcher Berechtigung wird einem Großkonzern geholfen, obwohl zahlreiche kleinere Unternehmen in der gleichen Situation auf jeden Fall Konkurs anmelden müssten? Das ist keine „soziale Gerechtigkeit“.

Diesem Kanzler ging es auch nicht wirlich um die Holzmann AG, sondern um eine gute Gelegenheit, das stark gesunkene Ansehen aufzupolieren. Die Politik hat sich verhalten wie in der DDR. Marode Betriebe auf Staatskosten sanieren ... bis der Staat selbst nicht mehr weiter kann. Ute Stemmann, Düsseldorf

betr.: Holzmann-Pleite

Typischerweise werden in der öffentlichen Diskussion um die Holzmann-Pleite zwei Ebenen nicht in Verbindung gebracht: a) ein Konzern hat abgewirtschaftet und b) ein in Nazideutschland von Zwangsarbeitern profitierender Großbetrieb hat sich an der „Entschädigung“ für die Opfer zu beteiligen.

Kommentare und Fragestellungen sind unzureichend, weil das Grundproblem „Kapitalismus“ – wenn überhaupt – nur verkürzt in den Blick genommen wird. Täte mensch dies, käme er vielleicht zu dem Schluss, dass es gut sein könnte, wenn diese „unsere“ Menschen und Natur zerstörende Wirtschaft einen Takt langsamer „läuft“. Es könnte am Beispiel Holzmann alternativ der Gedanke entwickelt werden: Die Gesellschaft rechnet ab und freut sich!

Ein Großausbeuter ist pleite – also verteilen wir das Vermögen, verhindern aber, dass das Finanzkapital sich an der eigenen Misswirtschaft (und weiterhin auf unsere Kosten) auch noch bereichert.

Warum wird so nicht gefragt? Vielleicht weil sich Bauarbeiter nicht klar werden sollen oder wollen, dass der Verlust ihres Jobs lediglich ihre Beteiligung an dem neuzeitlichen Brot-und-Spiele-Konsum einschränkt. Vielleicht weil in unserer Gesellschaft kein Gedanke darüber gewollt ist, wie sinnvoll und nötig Prestigeobjekte und Autobahnen (also die Großbaustellen) überhaupt sind. Vielleicht weil niemand auf den naheliegenden Schluss kommen will oder soll, dass das wiedermal offensichtlich missglückte Zusammenspiel von Staat und Kapital dazu führen müsste, beide abzuschaffen. [Prima! Und nun die Alternativen! d.sin] Georg Fischer, Schefflenz

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