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Politik und Sex

■ Lesbisch-Schwule Filmtage zum vierten! Mit Charlotte, Romy und Ursula ins Wochenende

Für interessante Ausgrabungen aus den Archiven sind die lesbisch-schwulen Filmtage, die bis zum 20. Juni im Metropolis und im Kino 3001 stattfinden, inzwischen bekannt. Im vergangenen Jahr entzündete sich gar ein Ausgrabungsstück im Projektor des Metropolis, aber so brenzlig soll es diesmal nicht werden, die Lesbisch-schwulen Filmtage sollen 1993 — die Kulturbehörde gibt erstmals ein paar Mark dazu — ein Fest zum Feiern sein.

Und zwar nicht nur für „die Szene“, wenngleich die Filmtage weiterhin mit eigenen Qualitätsansprüchen und eigenen Regeln antreten. Doch Grenzen zu übertreten gehört zum Programm, seien es die Grenzen von Sehgewohnheiten, Grenzen homosexueller Inner-Circels oder auch das Überspringen der Grenze zwischen den Geschlechtern, was der Themenschwerpunkt „Transsexualität“ beleuchten wird, zum Beispiel mit „Glen or Glenda“ des Amerikaners Edward D. Wood, „Traum Frau“ des Schweizers Paul Riniker und „Second Serve“ der transsexuellen Ärztin und Tennisspielerin Ren'ee Richards.

Aber beim Privaten bleibt's nicht: Sex-Päpstin Susie Bright alias Susie Sexpert wird — assistiert und übersetzt von der Filmemacherin Monika Treut — über „sexual politics“ referieren. In ihrem mit Film-Beispielen gespickten Vortrag „Ho To Read A Dirty Movie“ stellt sie attraktive Pornos vor, zeigt aber auch Beispiele für herkömmliches Pornogerammel und gibt Interpretationshilfen.

Den Stars wird auch in diesem Jahr gehuldigt, nämlich Romy Schneider mit der Wiederaufführung von Claude Sautets „Eine einfache Geschichte“ und Charlotte Rampling mit „Mascara“ von Patrick Conrad. Neue Stars werden wieder beim Ursula-Kurzfilm-Wettbewerb gekürt. Am Star sind 14 Kurzfilme von zwei bis 15 Minuten Länge, wie „Im Reich der kessen Väter“, „Schatz, du hast die Gummihandschuhe“ — safer Sex aus Paris — einfach „Zwei Minuten“, einer Betrachtung rammelnder Hasen und glücklicher Hühner. An die Vorführung der Wettbewerbsbeiträge schließt sich am Sonntag abend im Metropolis die Preisvergabe und die feierliche Gala gleich an.

Aids ist kein Themenschwerpunkt, gehört aber auch ins Programm: In „Silverlake Life: The View From Here“ dokumentiert Peter Friedman das Video-Tagebuch von Tom Joslin über seine Krankheit und die seines Lebensgefährten, und „Together Alone“ von P.J. Castellaneta und „Amazing Grace“ von Amos Gutman. Den meisten Filmen sind Kurzfilme vorangestellt — also volles Kino-Programm.

jk

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