piwik no script img

Politik blockiert KorruptionsbekämpfungDeutsche Industrie rügt Koalition

Nur wenige Länder weltweit haben das Anti-Korruptionsabkommen der Vereinten Nationen noch nicht unterzeichnet, darunter Deutschland. Jetzt machen die Konzerne Druck.

Ein Handschlag unter Freunden. Bild: dpa

BERLIN dpa | Führende deutsche Konzernchefs appellieren an den Bundestag, das UN-Abkommen gegen Korruption so schnell wie möglich in Kraft zu setzen. „Das Ausbleiben der Ratifizierung schadet dem Ansehen der deutschen Wirtschaftsunternehmen“, heißt es in einem Schreiben an alle Fraktionschefs, das der Nachrichtenagentur dpa vorliegt. Ein demokratisches Land wie Deutschland müsse international glaubwürdig sein und dürfe sich nicht unnötig angreifbar machen.

Zu den mehr als 30 Unterzeichnern der Initiative gehören die Chefs von Siemens, Daimler, Allianz, Bayer, Eon, Deutsche Bank, Commerzbank, Deutsche Telekom, Linde und Metro. Das bereits vor neun Jahren unterzeichnete Abkommen verpflichtet die Unterzeichner, gegen korrupte Amtsträger vorzugehen und bei solchen Delikten international eng zusammenzuarbeiten.

Inzwischen haben über 160 Staaten die Konvention ratifiziert. Nur wenige Länder, darunter Deutschland, Syrien und Saudi-Arabien, haben dies bislang nicht getan. Die schwarz-gelbe Koalition blockiert bislang die Ratifizierung. Begründet wird dies mit dem im deutschen Recht unzureichend geregelten Straftatbestand der Abgeordnetenbestechung. Durch eine Verschärfung würden die Parlamentarier nach Ansicht von Union und FDP in der freien Ausübung ihres Mandats gehindert.

Die Konzernchefs riefen das Parlament auf, mit einer Neuregelung nicht länger zu warten. „Integre Abgeordnete brauchen sich vor schärferen Regelungen nicht zu fürchten“, wird gemahnt. Die Staatengruppe gegen Kooruption des Europarats (Greco) hatte Deutschland schon im April aufgefordert, unverzüglich seine Regeln im Kampf gegen Bestechung an internationale Standards anzupassen.

Greco hatte der Bundesregierung eine Frist bis Ende Juni gesetzt, die erfolglos verstrichen ist. Die Organisation erwägt nun, eine Kommission nach Deutschland zu schicken.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • N
    namaste

    Daß unsere Regierung vor schärferen Korruptionsgesetzen angst hat wunder mich mal garnicht!

    Nun geben sie es ja immerhin offen zu, daß sie "käuflich" sind, indem sie dem Abkommen nicht zustimmen!

  • W
    WuchtBuerger

    Au ja... da landen dann doch warscheinlich gleich reihenweise ranghohe Politiker als korrupt in der Presse.

    Allerdings bin ich zugegebenermaßen erstaunt über die Begründung der Regierung. Sie sagt damit: "Wenn das durchkommt kann ich mich nicht mehr ungehindert bestechen lassn". Schon erstaunlich wie offensichtlich die das mitlerweile schon zugeben.

    (Allerdings hätte ich zu dieser "Begründung" gern mal eine Quelle)