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PolemikDie große Vereinnahmung

Die freien Kulturschaffenden wollen nicht mehr Stadtentwickler sein. Jetzt haben sie ein Manifest mit dem Titel "Not in our name" herausgegeben - frei von Selbstreflexion.

Vereinnahmte Kritik: Kunstwerk in der Hafencity. Bild: dpa

Irgendwann reichts auch mal, sagt Ted Gaier, Musiker von den Goldenen Zitronen. Als ihm eines Tages ein Stadtmarketingheft der Freien und Hansestadt Hamburg in die Hände fiel, deren Cover so nschicki-turi Zeug wie die Queen Mary, Westernhagen und Lena, aber eben auch, Himmel noch mal, die Goldenen Zitronen zierten, da sei ihm der Kragen geplatzt. Wie er das so sagt, kocht die Wut einen Moment wieder in ihm hoch - aber glücklicherweise trägt er das rosafarbene Hemd unter dem eleganten Sakko heute aufgeknöpft, und was da am Hals schäumt, ist nur ein zartes Seidentüchlein. Auch hat die Wut schon ihr Ventil gefunden, das Manifest "Not in our name, Marke Hamburg!", das Gaier mit einer Reihe Mitstreiter nun im Gängeviertel vorstellt.

Das Manifest beginnt wie jedes Manifest seit gut 160 Jahren mit den Worten "Ein Gespenst geht um…" und zählt dann auf, was alles faul ist im Stadtstaat Hamburg. Stadteigener Grund wird nur noch im Höchstbieterverfahren verkloppt - siehe Gängeviertel -, ein Spektakel jagt das nächste - Harley-Day, Reeperbahn-Festival …-, das große Geld fließt in die Leuchttürme - Elphi, Tamm-Tamm-Museum -, Mieten explodieren - kein WG-Zimmer unter 450 Euro - und die ehemaligen Arbeiterviertel werden zu "Szenevierteln", werden zu Party- und Shopping-Meilen - Schanze, St. Pauli. So weit, so alt.

Für diese ganze Misere entdeckt das Manifest einen Schuldigen: das Stadtmarketing, das nur an Wirtschaftlichkeit interessiert ist und unter dessen Ägide Hamburg zum Standort degradiert wurde. Das Schlimmste an allem: Die "Marke Hamburg" hat sich für seine infamen Machenschaften der Künstler bedient. Auch, oder vielleicht sogar gerade jener Künstler, die immer gegen die Stadt gewettert haben. Was für ein Missbrauch! Und alles nur, weil dieses Gespenst herumgeht in Europa: dass nur die Städte aufblühen, die das subkulturelle gewisse Etwas mitbringen, weil sich nur dort die fürs Wirtschaftswachstum so wichtige "kreative Klasse" wohl fühlt. Haben US-Ökonomen wie Richard Florida und Unternehmensberater wie Roland Berger ausgerechnet. Und die Stadtmarketing-Leute mit Löffeln gefressen. Jetzt dienen die Künstler als Feigenblatt, oder man topft sie um, von einem Viertel ins nächste, das sie dann entwickeln sollen.

"Und deshalb sind wir nicht dabei", heißt es in dem Protestschreiben, das zahlreiche, mitunter namhafte freie Kulturschaffende der Stadt unterzeichnet haben. Und das ist gut so, das ist richtig. Aber in seiner Form leider vollkommen ungenießbar. Denn was dem Text und der Präsentation im Gängeviertel fehlt, ist so etwas wie Selbstreflexion. Und die Reflexion auf eine radikale Alternative.

Dann fiele vielleicht auf, dass man auch als Kulturschaffender so ganz unschuldig nicht ist. Wenn nun etwa ein Musiker der Goldenen Zitronen in der Schanze seinen Kaffee trinkt und sich umblickt, was sieht er dann? Nicht mehr die Alten, die Migranten, sagt Gaier bedauernd. An die er sich mit seiner Musik aber auch nie gewendet hat. Was also sieht er? Potenzielle Kunden: lauter Werbefuzzis, Physiotherapeuten, Klavierlehrer, Designer, Journalisten. Also Leute, die demselben Milieu zugehörig sind wie der Kulturschaffende, auch wenn sie auf dem steinigen Weg der Ästhetik der Existenz nicht ganz so weit gekommen sind. Und was ist nun dieser Kulturschaffende? Plötzlich nicht mehr der Einzelgänger, der Super-Individuelle um nicht zu sagen: der ganz Andere, als der er noch gelten konnte als die Szene fern war. Nein, man ist plötzlich, oh Schreck: unter sich!

Das ist das Kreuz der Subkultur: Sie lebt von der Andersartigkeit, die sie als Ware verkauft - und zur Mode macht. Soviel anders ist das nicht als das Paradox, das die Kulturschaffenden der Stadt vorwerfen: mit ihnen zu werben, und ihnen zugleich den Boden unter den Füßen wegzuziehen. Dabei wissen die Künstler, dass die Vereinnahmungslogik ihren Werken im Kapitalismus eingeschrieben ist - und verdrängens. Das klingt dann so: "Wir wollen zumindest die Illusion haben, autonom zu sein." Träumen wollen: Das ist die Utopie, die um ihre Ohnmacht weiß. Und sie irreparabel beschädigt.

"Die Schonung, die man sich gewährt, gewährt man in Wahrheit den gesellschaftlichen Verhältnissen", schrieb Bernward Vesper Ende der 60er Jahre. Wenn sich die Kulturschaffenden des Manifests heute schonen, dann aus einem einfachen Grund: Sie haben mit den gesellschaftlichen Verhältnissen zuletzt bombe gut leben können.

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23 Kommentare

 / 
  • MC
    Michel Chevalier

    Gut gesehen, M. Probst. Ich lade alle deine Kritiker herzlich zum Goldene Zitronen Konzert (featuring Ted Gaier) beim IBA/Dockville 12-14. August 2011 ein.

  • MD
    Matt DeHarp

    Mein Lieblingstück ist wann der Autor schreibt "Man ist unter sich".

    Also, vielleicht komme ich auch von die selbe Sozialklasse als dir, lieber Maximilian (obwohl ich hatte nie ein Kumpel Nahmens Maximilian, Niemanden in Frankreich nennt sich das seit ungefähr 1856) aber das hat nicht zu bedeuten daß ich mich unter solche Umstände wohlfühle, oder? Also, seien wir ehrlich jetzt: es gibt nur soviele Latte Machiatos für € 2,90 die man schlucken kann in Leben, erfolgreich oder nicht, spiessig oder nicht. Und was ist mit den kleinen Obstladen um der Ecke passiert? Ah, hatte ich vergessen, sie könnten nicht mehr die Miete zahlen und jetzt gehört das ein Schuhkonzern. Adidas, war das? Noch mehr silberne Snickers, yuhu!

    Die ganze Sache hat eh nicht zu tun mit wieviel man verdient, aber sondern wie man sich das Gesellschaft vorstellt. Herr Probst, du machst ganz genau die selbe Fehle als alle die Marketing Experte: du siehst nur das Finanzielles und Sozio-Ökonomisches Kontext, nicht das Philosophisches.

     

    Man sollte können, in einen alternativen Form sein Leben zu führen, ohne von die Expansionsplänen des Neo-Kapital fürchten zu müssen. Und das ist was eine gute Stadt schaffen sollte, kreatives und toleranter Koexistenz statt Normalizierung.

     

    Traumen wir doch? Dafür sind die Künstler da.

     

    Meine Meinung nach, ist es immer konstruktiver zu traümen und eine authentischerer Lebenstyl erreichen zu wollen, als zu kritisieren nur um seine Intelligenz zu zeigen und sein eigenes Ego zu föttern.

    Und das, ist leider oft eine die grösste Starke der Journalisten.

     

    Matt DeHarp

    Frei-schaffende Musiker

    (möchtegern Spiesser?)

    spielt Musik seit 1994

    hat in Paris, Prag, Göteborg und Spanien gelebt

    wohnt seit 2002 in Berlin

    lebt mit ung. € 800,00 pro Monat

    inklusive Hartz 4

  • I
    investor

    Prima Linke! Haut Euch die Köpfe ein, wie Ihr das ja immer so gern tut. Ich kauf derweil noch ein paar Coltan-Futures....

  • J
    jajaja

    Was für ein peinlichen Gequake!!

    Liest bei der Taz niemand die Artikel, bevor sie gedruckt werden?

     

    Naja, die Zeitung ist sowieso blöd.

  • M
    Marie

    Danke taz! Das Manifest ist selbstverständlich richtig. Nur: was anderes hat Herr Probst auch nie behauptet.

     

    Die 'Kulturschaffenden' Hamburgs haben in den letzten Jahren wesentlich mehr Zeit damit verbracht sich selbstgefällig selbst zu feiern, als politisch aktiv zu sein. Wenn jetzt einmal gebellt wird sollte das also kein Grund sein die nächste Feier zu starten.

     

    Für all diejenigen, die glauben mit dem Manifest würde die langersehnte Wende beginnen mag der Artikel konservativ klingen. Wer realistischer glaubt, dass Veränderung langfristiges Engagement benötigt, und nicht nur die nächste Verfilmung von Rollo Aller Reloaded dankt für die kritische Analyse.

  • NP
    Neon Polly

    da werden einige gleich wieder "verrat" schreien, denn auch innerhalb der opposition hat man sich an die engen grenzen der eigenen, einzigen wahrheit zu halten. dass mittlerweile auch o.g. leute zum indie-mainstream gehören mögen vorallem jene nicht hören, die diese leute immer noch als leitbilder in ihrer gegenkultur zum offiziellen establishment betrachten.

    dabei ist in hamburg ganz klar geregelt, wer dazugehört(und wer nicht). innerhalb dieser szenen sind die meisten genauso spiessig und verhärtet wie die, gegen die sie per se sind. kommerz ist immer doof und man fragt sich, wenn geld so stinkt, womit diese leute einkaufen gehen. dieser artikel interpretiert im grunde das zitat "einem club, der mich als mitglied akzeptiert, möchte ich nicht beitreten." das ist das eine. das andere: niemand lässt sich gern vor den karren von einem spannen, der so unverschämte, ignorante und offensichtlich dummdreiste absichten hegt wie hier der hh-senat. man fühlt sich als künstler, kulturschaffender... zurecht missbraucht. denn die bis dato (naja) in ihrem eigenen warmen, wenn auch nicht immer gemütlichen saft schwurbelnde "subkultur" fühlt sich plötzlich erkannt, entdeckt, zu etwas nutze gemacht. die unbefangenheit ist weg. plötzlich will der senat sagen, was geträumt werden soll. und führt damit die vielen zarten oder bereits zähen pflänzchen und pflanzen der kultur jenseits der glaspaläste in ihrer existenz ad absurdum.

    was ich an dem manifest vermisse: gute vorschläge. denn zurück zur paradiesischen unschuld gehts nicht mehr. es werden schon bald ganz andere sein, die im stillen und verborgenen malen, singen, filmen, weben oder programmieren. aber wahrscheinlich nicht im gängeviertel und sicher nicht in den kunstghettos des senats.

  • HB
    Heinz Budke

    Zu solch einem unlustigen Quark kann ich leider nur sagen: Irgendwann reichts auch mal mit der taz Hamburg.

  • EG
    einem gebrannten Kind

    @Mirko: Ehm, da hast du aber schon den einen oder anderen Kommentar überlesen bzw. übergangen. Um meinen noch etwas zu konkretisieren:

     

    Es gibt grob gesagt in Hamburg die Welt des ich sag mal "etablierten Undergrounds" a la Rocko Schamoni und Konsorten. Dann gibt es neuerdings selbsternannte Gentrifizierungsgegner a la "Centro Sociale", welches auch mehr oder weniger aus "Etablierten" besteht. Diese tun sich hier nun zusammen und postulieren teilweise sicherlich treffende Kritik, die aber in keinster Weise Lösungsansätze beinhaltet oder das Problem im Kern trifft oder wenigstens Selbstreflexion enthält. Mir scheint, die wollen auch nur ihr Plätzchen in der Stadt und instrumentalisieren dafür einen Protest, der sicherlich wichtig ist, von solchen selbsternannten Sprachrohren des Protestes aber nur ausgenutzt wird.

     

    Statt auf diese Kritik nun wenigstens mal einzulenken oder die Selbstreflexion zu üben, kommen nur Beissreflexe von den Kommentatoren hier. Armes Hamburg, ich sollte vielleicht doch nach Berlin auswandern.

     

    @TAZ: Wäre echt super, wenn ihr die Kommentare etwas zügiger freischalten könntet. Würde eurem Angebot hier sicher nicht zu Schaden sein.

  • M
    Mitpolemiker

    Getroffene Hunde bellen. Aber Ihr macht das schon.

  • C
    Carsten

    Diese konterrevolutionäre Polemik unterstreicht vor allem eins: dass in der Redaktion der taz offenbar nur noch ich-bezogene Psycho-Szene-Vögel rumhängen. Aber hauptsache auffallen, was? Und bei euch hab ich mal Praktika gemacht... gut, dass ich nicht hängengeblieben bin.

    Trotzdem: LG, in Hoffnung auf baldige Genesung

    Carsten

  • M
    Mirko

    Schon erstaunlich, dass alle Kommentare bis hierhin scheinbar die Aussage, Wichtigkeit und das Anliegen meines Erachtens besser herausgearbeitet haben, als der Herr Journalist, der diesen Aertikel schreiben und veröffentlichen durfte.

    Ich denke der Hinweis von Gunther in Hinblick auf Eitelkeiten einzelner Personen, ist hier auch nicht von der Hand zu weisen. Jaja, die meisten "taz-ler/-innen" entstammen ja nun genau dieser Szene oder ähnlichen Szenen oder wohl besser, wollten früher gerne mal ein fester Bestandteil dieser gewesen sein - durften aber nicht, die sich nun hier zu Wort meldet.

    Schon trist, eine politischen Aktivismus so herunter zu schreiben.

     

    Kleiner Tipp an den Schreiberling: Mittlerweile ist die "Postmoderne"/der Poststrukturalismus nicht mehr "in" im wissenschaftlichen Zirkus. Es darf wieder Stellung bezogen werden und es dürfen auch wieder Werte und Normen vertreten werden - nein, es MÜSSEN!!!

     

    Jeder, der sich bei dieser Aktion beteiligen möchte, unterschreibt hier: http://www.buback.de/nion/

  • SZ
    Slavoj Zizek

    Selbstreflexion und tiefes In-Sich-Gehen - das möchte ich dringlich der TAZ-Nord anraten. Der Artikel ließt sich wie ein wirrer blog-Eintrag.

  • P
    Poolshark

    Dass die taz nicht (an-)erkennt, dass gerade durch dieses Manifest ein undefiniertes Brodeln in der Stadt endlich gebündelt wurde, ist einfach nur schade. An eben genau der ständigen, beinahe schon zwanghaften "Reflexion" und unverhältnismäßiger argumentativer Zerfledderung des Bauchgefühls aller im weitesten Sinne "widerständischen" Bewegungen, ist vieles spannende oftmals im Ansatz kaputtgemacht worden. Dieses Manifest ist erstmal vorbehaltlos unterstützenswert! Selbstkritik ja gern, aber alles bitte in der richtigen Reihenfolge. Wirklich, wirklich enttäuschend, liebe taz.

  • DD
    Dulcinea del Toboso

    Lieber Maximilian Probst, das ist leider etwas zu einfach in der Argumenation!

    Das Problem um das es hier geht ist ja nicht neu, selbst zu Anfang des letzten Jahrhunderts wurde es schon in verschiedenen Teilen der westlichen Welt diskutiert.

    Inzwischen sind die Vermarktungs-Strategien allerdings öffentlich geworden, das heißt, wir alle wissen jetzt wo es hingeht. Außerdem ist neu, dass durch Finanzierung künstlerischer Projekte Krümel vom Kuchen bei KünstlerInnen ankommen.

    Doch zurück zur Argumentation im Artikel:

    Wäre es besser, wenn beispielsweise aus Parkfiction wieder der bemüllte Graben von vorher würde, damit sich 'die Szene' dort nicht wohl fühlt? Wäre es besser, wenn KünstlerInnen sich ihre Projekte nicht von IBAHafencityundConsorten bezahlen lassen würden und sie lieber 'prekär' realisieren würden?

    Um dann doch auch wieder vom Stadtmarketing aufgespürt und verwurstet zu werden?

    Wenn es eine Alternative dazu gibt, wüßte ich sie gern.

    Genau deswegen ist die Aktion zu begrüßen, weil sie diesen Punkt endlich thematisiert.

  • IN
    Ihr Name Georg E Möller

    Werte Regional-TAZ. Es gibt möchtegernalternative Autoren, die schreiben einfach drauflos und die Kraft, die sie treibt ist eine Art Menetekel an der Wand: "Du musst anders sein, nur dann wirst Du sein." Und wenn absehbar ist, das wie beim Manifest "Not in our name – Marke Hamburg" eine überwiegende Mehrheit Form und Inhalt richtig und auch richtig gut findet, dann ist Menetekelclubzeit: Maximilian Probst ist da Mitglied. Der salbadert also los, schreibt sich die ersten zwanzig Zeilen warm, schaut hoch, die Schrift ist immer noch da und zuckt. Also Kopf runter, weiter krakeln. Jetzt ein Reinwürger, oh ja, das ist gut, das freut den Leser: Ted Gaier ist ein Seidentuchschnösel. Null Inhalt, aber die Stimmung ist biestig. So geht das weiter. Schön schnörkseln und immer haarscharf am Thema vorbei: Migranten und Senioren hören keine Goldenen Zitronen, höhö, der Gag ging auf die Zwölf. Denkt Probst und schreibselt weiter. Dann merkt er, es wird knapp mit Zeilen und Zeit. Noch ein schönen Austeiger und dann steht das selbstverliebte Ouevre. Wirf den Künstlern vor, dass sie im Kapitalismus leben, das sie fett Made sind und bislang nicht eine richtige Revolution hingekriegt haben. Jaaaah, eine dreifache Kopfnuss. Und am Ende ein Zitat von irgendeinem linken Vor- oder Nachdenker, den keine Sau kennt. Oh, ja Bernward Vesper, das ist gut, das sichert gegen Kritiker, da wirkt selbst der Dorfprobst belesen. Na und?

     

    Und doch bleibt der Text weit hinter sich selbst zurück, er möchte anders sein, ist aber nur tröpfelnde Pipi an Beinen von Menschen, die Probst eigentlich beneidet.

     

    Probst, so nen guten Text wie das Manifest kriegst Du in zehn Jahren nicht hin, geh Dir Dein unverdientes Zeilenhonorar abholen und verprasse es - wegen mir und meinetwegen - in Holequels alternativer Ausbeuterbude und TazMeetingpoint "Haus 73", wo sich das Schickimickitum zum Schmuddelkickern trifft und vergiss uns, wir brauchen weder Deine Schreibe noch Dich. Wir machen das schon.

  • RS
    Rocko Schamoni

    Eine öde Art von Polemik, die beweist das Herr Probst weder fachkundig im Thema ist, noch die Notwendigkeit der Aktion zu erkennen vermag. Man hat schon besser in die eigenen Reihen geschossen... Schnarch... Rocko

  • J
    Johann

    Ein richtig guter Artikel. Endlich spricht das mal jemand aus. Klar fühlt Ihr Euch jetzt alle angepisst. Aber überprüft Euch doch mal selbst: Was habt Ihr wirklich gg die bestehenden Verhältnisse getan außer ein paar medienwirksame Weichspülungen?

  • EG
    Ein gebranntes Kind

    Sehr schöne Analyse! Hätte ich von der TAZ gar nicht erwartet.

     

    Diese ganzen selbsternannten Gentrifizierungsgegner und pseudointellektuellen Möchtegernrevoluzzer gehen mir gehörig auf den Sack. Sie kritisieren ständig die Gentrifizierung, sind aber weder in der Lage, ihre eigene Rolle dabei hinterfragen, noch eine Alternative zu bieten, weil sie genau den selben Mechanismen verfallen sind wie diejenigen, die kritisiert werden. Auch bei denen, die sich medial und öffentlichkeitswirksam in solchem Zusammenhang darstellen, geht es um Selbstdarstellung, um Machtspielchen, um's Dazugehören. Nur hier läuft ein total verlogenes Spiel ab. Auch hier gibt es genau wie im Establishment Künstler, die bekannt werden wollen, es gibt Leute, die Führungsrollen übernehmen wollen, es gibt Leute, die Geld verdienen wollen u.s.w.. Aber nach außen hin wird immer so getan als würde man ja ach so selbstlos gegen Gentrifizierung rebellieren und als gäbe es diese Mechanismen in den eigenen Reihen gar nicht. Das nenne ich verlogen, und daraus resultiert dann, dass wirklich kritische Geister auch dort oft ausgegrenzt werden.

     

    Eine Lösung für das „Problem“ Gentrifizierung habe ich auch nicht. Aber ist es wirklich das Problem? Gibt es dieses „Problem“ nicht seit babylonischen Zeiten, also seit der Verstädterung an sich? Sollen die Künstler doch auf's Land ziehen, ist sowieso gesünder!

     

    (Nicht falsch verstehen, ich bin selber auch ein in der Stadt lebender Künstler. Und auch ich kritisiere das Establishment und stufe mich als „links“ ein. Aber ich verzichte lieber auf's Bekanntwerden als dass ich mich statt dem Establishment nun einer selbsternannten „Bewegung“ unterordne, die Freiräume erkämpfen will, wo dann aber Mobbing und Machtspielchen ablaufen, welche sogar noch verlogener sind als die beim kritisierten Establishment und jeden auch nur halbwegs bei gesundem Menschenverstand Verbliebenen sofort das Weite suchen lassen.)

     

    Ein gebranntes Kind

  • G
    Gregor

    Mehr als plumpe Polemik hat die TAZ zum Thema Stadtentwicklung wohl nicht zu bieten.

  • HF
    hubert fichte ist wohl schuld

    haha, ganz genau - und das übel&gefährlich ist in erster linie auch nur eine schicke disco und coole location mit den üblichen ausschlußmechanismen und, wie der name schon sagt, etwas angeheftetem rebel-chic. mittelklasse-gymnasiasten und studenten feiern im krassen bunker, ein hauch von berlin. und im pudel club gibts, neben super konzerten und lustigen aktionen und netten durchtanzten nächten, schon länger auch eine ganz eigene bussi-gesellschaft. ein wer-kennt-wen-netzwerk aus modisch gekleideten pampigen leuten, die sich gegenseitig jobs und karrieren zuschustern. ein montägliches spießrutenlaufen vorbei an arroganz und doofheit der wichtigtuerischen kunstmarkt-aspiranten und ihrer elitären mauschel-förderzirkel. und samstags dann die üblichen disco-aufreißertypen mit ihrem schmachtenden suff-gefolge: insofern zwar stilistisch-geschmacklich, musikalisch-ästhetisch etwas "anders" als ihre plumperen neureichen nachbarn aus den kasematten, aber nicht unbedingt gleich attraktiver als gegenmodell oder große oase der menschlichkeit und liebe. die selbstverständlichkeit, mit der man sich selber automatisch als die guten sieht, erstaunt: seit park fiction war da nicht mehr viel an utopischer innovation. eher beleidigt-diffuses und demonstratives "dagegen", das dann bereits reichen soll. und den meisten gästen ist ja selbst das völlig wurst. denn die kommen, weil das alles immer noch als irgendwie angesagt gilt.

     

    aber der spagat ist ja auch wirklich schwierig. von irgendwas muss man ja leben. und das schwarz-grüne stadtmarketing ist ja wirklich dumm und fürchterlich, schweigen ist da ja auch keine lösung. wenn hamburg so in geldnöten ist, soll man als eine ziemlich reiche stadt doch bitteschön einfach mal das eigene wohlhabende klientel etwas höher besteuern, statt sein heil in immer neuen ansiedelungen von was-mit-medien, pompösen richard-florida-getue, und dem üblichen ausverkauf von öffentlichem eigentum suchen. nur das scheut schwarzgrün ja auch wie der teufel das weihwasser. lieber noch ein paar "kreativimmobilien" aus der retorte, eine elbphilharmonie, ein musical, ein militariamuseum - da kann man dann die manifestschreiber wiederum gut verstehen.

  • G
    Gunther

    ich kenne das viertel und die betroffenen personen nicht, ich kenne das nion-statement und mir ist egal ob die künstler da gut gelebt haben oder ob da sonst irgendwelche eitelkeiten von journalisten, musikern und stadtbeamten eine rolle spielen. soweit ich das verstanden habe geht es doch eigentlich um eine stadtentwicklung, die gegen die menschen und anwohner entwickelt. die sich überheblich darüber hinweg setzt, was am standort bereits real erschaffen wurde - nämlich die sorte von standortfaktoren, auf die vermutlich florida in seiner studie abzielt. es geht um die art und weise, wie die stadt mit ihren bürgern umgeht. es geht darum, dass demokratie nicht bei der stadtentwiklung aufhört und das da nicht einzelne nach gutsherrenart entscheiden dürfen. denn eine vitale stadt entsteht nur dann, wenn sich alle und nicht nur die höchstbietenden einbringen können. sonst wachsen daraus stadtteile aus grauen glas-stahl-beton-burgen, die dann eben nicht mehr jene kreativen standortfaktoren aufweisen, welche für wachstum und rendite notwendig sind und welche meist nach einem konjunkturzyklus schon wieder irgendwie tot sind.

  • EB
    el b! viel harmonie!

    Bemerkenswert dämlich und nicht zu knapp asozial. Da kann selbst die "Welt" nicht mehr mithalten. Liebe gesetzte, übersättigte 68´er, geht doch bitte endlich sterben oder zumindest pleite, wenn eure Gehirne schon längst den Dienst verweigern!

  • P
    Prekär

    Das ist schon spannend, dass ausgerechnet die taz eine fehlende Radikalität und Selbstreflexion attestiert. Ich bin erstaunt! Da gefällt mir selbst der Mopo Artikle zum Thema besser, er ist nämlich um einiges radikaler als dieser. Das Manifest beschäftigt sich ja eben mit dieser Rolle der Künstler, die sie nun ablehnen. Ist das keine Selbstreflexion? Genau das hat doch die letzten Jahre gefehlt. Nichts gegen Kritik und Refelxion über die Verwobenheit in die Verhältnisse, aber von der taz lässt sich das niemand gerne sagen.