: Pohlmann durchsucht
■ Staatsanwaltt gegen „Hühnerbaron“
Oldenburg/Hamburg. Die Staatsanwaltschaft Oldenburg hat gestern 16 Betriebe des „Hühnerbarons“ Anton Pohlmann durchsucht. Gegen Firmenchef und seinen Sohn Christoph wird wegen Verstößen gegen das Arzneimittel- und das Lebensmittelgesetz ermittelt. Anlaß ist der Verdacht, daß in Pohlmann-Betrieben zur Desinfektion hochgiftiges Nikotin und das ebenfalls nicht zugelassene Virkon-S verwendet worden sind.
Auslöser der Ermittlungen und der Durchsuchungsaktion waren Recherchen des NDR-Fernsehmagazins „Panorama“. Dem Magazin liegen nach eigenen Angaben Befunde von drei Hühnerkadavern vor. dpa
Das niedersächsische Landwirtschaftsministerium bestätigte, daß „alarmierende Nikotin-Werte gemessen wurden“. Offenbar habe Pohlmann die Hennen in seinen Legebatterien zur Bekämpfung von Vogelmilben mit einem verbotenen Nikotin-Wasser-Gemisch besprüht. Es sei nicht auszuschließen, daß Nikotin auch in die Eier gelangt sei. Das Desinfektionsmittel Virkon-S, das bei Pohlmann unter Hühnerfutter gemischt worden sein soll, dürfe bei Lebewesen nicht angewandt werden. Für Silos sei etwa bei Virkon-S eine mehrwöchige Wartezeit vorgeschrieben, sagte der Ministeriumssprecher.
Pohlmann hatte vor einer Woche überraschend den Verkauf seines gesamten Unternehmens zum 1. Februar an ein Konsortium von bisher größtenteils nicht näher bekannten Firmen und Privatleuten der Region Südoldenburg angekündigt. Mit sechs Millionen Legehennen gilt das Pohlmann-Imperium europaweit als größter Eierproduzent. Der „Hühnerbaron“ war schon mehrfach mit dem Tierschutz in Konflikt geraten. Nach dem Tod von 80.000 Legehennen 1994 in Ankum bei Osnabrück hatte die Staatsanwaltschaft im Vorjahr gegen Pohlmann ermittelt, das Verfahren nach einem Vergleich aber eingestellt. dpa
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