Podolski darf zurück nach Köln: D'r Prinz kütt
Lukas Podolski kehrt im Sommer zurück zu seinem geliebten 1. FC Köln. Die Fans können das kaum erwarten. Aber werden sie so euphorisch bleiben?
BERLIN/KÖLN taz Heilige werden im katholischen Köln seit je verehrt. Da gibt es zum Beispiel den heiligen Severin. Der ist zwar schon über 1.500 Jahre tot, dennoch hält er sich bis heute als Schutzpatron der Stadt, was wohl daran liegen mag, dass er einst mit seinem Kumpel, Martin von Tours - das ist der mit dem geteilten Mantel -, den himmlischen Chorgesang der Engel vernommen haben soll.
Die Engel schwirren derzeit wieder als Großkampfgeschwader überm Dom und verkünden die Ankunft des Heilands: Im Sommer kommt der heilige Lukas zurück in die Stadt des ersten Effzeh. Lukas, der mit bürgerlichem Namen Podolski derzeit noch beim FC Bayern München in Lohn und Brot steht, mag die harte Rinde der Bajuwaren nicht mehr knabbern. Ihm steht schon seit geraumer Zeit der Sinn nach kölschem Schalmeienklang. Er will die Fron in der Fremde beenden. Mit Engelszungen haben die Fußballjecken auf ihren Lukas eingeredet, er möge sich erbarmen, zurückkehren und sie, die darbenden Fußballnarren, erlösen. Mit eschatologischem Eifer vernahmen sie die Kunde von den Vertragsverhandlungen mit dem Bayern-Manager Uli Hoeneß. 10 Millionen wollte der haben. Die konnte das ärmliche Köln nicht aufbringen, doch mit nun 7,5 Millionen Euro in bar und diversen Kleinbeträgen, die abgestottert werden, wird die geforderte Summe auf dem Festgeldkonto der Bayern landen.
Lukas Podolski kehrt auf dem Anstieg zur Höhe seines Schaffens um - die Repatriierungsaktion bringt ihn ins Sturmzentrum eines ziemlich mittelmäßigen Klubs. Er ist der verlorene Sohn, der in den Schoß flüchtet. Als "Herzensentscheidung" wird das gefeiert, als rührende Geschichte in der harten, neoliberalen Fußballwelt. Aber handelt es sich nicht vielmehr um eine Flucht vor den allzu großen Herausforderungen in München? Ist es nicht eher Podolskis Eingeständnis, doch kein internationaler Klassestürmer zu sein? Gut, da war die Nationalmannschaft, in der er sich stets rehabilitierte und in gute Laune schoss, aber kaum zurück an der Isar, fand er sich auch schon auf der Ersatzbank wieder. Ein teuflisches Donnergrollen stieg in ihm auf, ein Hass auf all die Rummenigges und Beckenbauers, Leute, die ihn verkannten. Die ihn zur Abhärtung immer nur ins Stahlbad schickten, wo doch der heilige Lukas eine Salbung mit den feinsten Ölen und Essenzen verdient gehabt hätte. Und obwohl sie das verabsäumt hatten, sagten sie ihrem Stürmer ohne Unterlass: "Wir wollen mehr sehen, du musst dich noch mehr reinhängen. Beim FC Bayern kriegst du nichts geschenkt." Es fruchtete nicht recht. Anstatt ihn mit Vertrauen zu überschütten, setzten sie einen Vertrag mit dem HSV-Spieler Ivica Olic auf. Dieser Olic, eine Art Kampfsau-Podolski, soll den heiligen Lukas künftig ersetzen.
Das wird den Alt-Neu-Kölner nicht mehr interessieren, er darf sich bald schon einen samtenen Mantel der Zuneigung um die Schultern legen, eine Mitra wird man ihm aufsetzen, einen Stab wird man ihm reichen. Als Heilsbringer zieht er in die Stadt ein, die er einst mit dem Auftrag verlassen hatte, die Welt zu erobern. Doch dann, was wird kommen, wenn der heilige Lukas die wertvollen Tuche gegen das Fußballleibchen und die kurze Hose eintauscht? In diesem Aufzug muss er sich beweisen. Und man darf davon ausgehen, dass seine Mission erst beendet ist, wenn sämtliche FC-Fans die himmlischen Chorgesänge der Engel vernehmen.
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