Podiumsdiskussionen an Berlins Schulen: Die AfD soll draußen bleiben
Gegen eine Diskussion mit AfD-Beteiligung an einem Gymnasium regt sich Widerstand. Das Netzwerk „Schule ohne Rassismus“ unterstützt den Protest.
Der Schulleiter des Gymnasiums, Jörg Häger, hatte Politiker*innen aus CDU, FDP, von den Grünen, aus SPD, Linker und AfD für die Diskussion am kommenden Dienstagvormittag eingeladen – ohne mit der Schulgemeinschaft über die Gäste zu reden. Die Podiumsdiskussion ist eine Pflichtveranstaltung für alle Schüler*innen der Geschichts- und Politikleistungskurse. Die sechs Parteien sind in Fraktionsstärke sowohl im Bundestag wie auch im Berliner Abgeordnetenhaus vertreten.
Erst nach Zusage aller Politiker*innen wurden vor zehn Tagen auch die Schüler*innen informiert. Besonders die Einladung von Frank Hansel, Schatzmeister der Berliner AfD, verärgerte viele. Sie machten ihre Position sowohl in Gesprächen mit Lehrer*innen als auch mit der Schulleitung deutlich. Ohne Erfolg: Hansel habe die Einladung angenommen, daran ließe sich jetzt nichts mehr ändern, so die Begründung.
Eltern verfassen Schreiben an die Schulleitung
Eine Gruppe von Eltern, darunter Elternsprecherin Silke Steinhilber, verfasste am Dienstag einen Brief an den Schulleiter, unterzeichnet von 64 Eltern. In der Eile habe sie nicht mehr auftreiben können, sagte Steinhilber der taz. Aus ihrer Sicht widerspricht die Einladung der AfD dem Grundgedanken der Schule.
„Es wurde entschieden, bevor die Schüler*innen darüber diskutieren konnten. Da es sich um eine Pflichtveranstaltung handelt, sollte die Schulgemeinschaft mitbestimmen können“, argumentiert Steinhilber. Zum anderen dürften auch Grenzen gezogen werden. „An unserer Schule ist kein Platz für Rassisten.“
Das Blum-Gymnasium mit seinen rund 750 Schüler*innen ist bereits seit 2010 Teil des bundesweiten Netzwerks „Schule ohne Rassismus“. Der Anspruch: Man wolle sich „bewusst gegen jede Form von Diskriminierung, Mobbing und Gewalt wenden und demokratische und weltoffene Strukturen bewusst stärken“. Dennoch lehnen nicht alle die Teilnahme der AfD ab. Es gebe laut Steinhilber auch Schüler*innen, die es interessant finden, mit der AfD zu diskutieren, da es sich um eine demokratisch gewählte Partei handelt.
Schüler*innen mobilisieren zum Protest
Andere organisieren den Protest an der Schule, etwa eine Anti-AfD-Demo, die am Dienstag um 8.30 Uhr starten soll, also bevor die Podiumsdiskussion beginnt. Und sie fordern zudem andere Schulen auf, ebenfalls Demos zu veranstalten. „Denn auch dort wurde die AfD zu solchen Debatten eingeladen“, berichtet eine Schülerin der taz.
Zum Beispiel das Ostrom-Humboldt-Oberstufenzentrum in Pankow. „Es gab einige Diskussionen, bevor wir auch die AfD eingeladen haben“, sagte Martha Rudolff, eine der Schüler*innen, der taz. „Wir haben uns jedoch entschieden, alle demokratisch gewählten Parteien darzustellen.“ Bisher ist nichts von einem Protest gegen den Auftritt des AfD-Stadtrats Daniel Krüger bekannt.
Der Geschäftsführer von „Schule ohne Rassismus“, Eberhard Seidel, unterstützt den Protest am Schöneberger Gymnasium. „Es ist schon Dutzende Male vorgekommen, dass die AfD an Schulen eingeladen wurde. Dass die Schüler*innen Haltung zeigen gegen Rassismus, Sexismus und alle weiteren Formen von -ismen, finde ich beispielhaft.“ Der Leiter der Schöneberger Schule hat bis Redaktionsschluss nicht auf Anfragen reagiert.
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