piwik no script img

Podcast über Paypal-Gründer Peter ThielAlles sehr rechts

„Die Peter Thiel Story“ erzählt die Geschichte des US-Milliardärs Peter Thiel. Wer das Trump-Projekt verstehen will, muss auch Peter Thiel verstehen.

Peter Thiel hinter vorgehaltener Hand Foto: Manuel Braun/Deutschlandradio

Apartheid, das war doch eigentlich ein gutes Wirtschaftssystem. Mit diesem Spruch soll der Unternehmer Peter Thiel als Student eine schwarze Kommilitonin an der Universität Stanford provoziert haben. Das erzählt zumindest Max Chafkin in seiner Thiel-Biografie „The Contrarian“. Auf dieses Buch bezieht sich ein Podcast des Deutschlandfunks, der über sechs Folgen ein Porträt des mächtigen rechten Netzwerkers Thiel zeichnet – drei davon sind bereits erschienen.

Die Recherche stützt sich auch auf Interviews mit Weggefährten Thiels und schafft es, Anekdoten aus dessen Leben fluffig zu erzählen. In Stanford war der Konservative irritiert von der liberalen Kultur, baute eine rechte Studierendenzeitung auf, aus deren Redaktion er heute noch Geschäftspartner rekrutiert. Zusammen mit Elon Musk entwickelte er PayPal, bevor er den Exzentriker Musk als CEO absägte.

Der Podcast zeigt Thiel als jemanden, der im Hintergrund agiert, der mit seinem Risikokapital die Geschicke des Silicon Valley bestimmt. Sie sind der Grundstein für das, was folgen wird, für das aktuelle Projekt Thiels, nicht nur die Unternehmenslandschaft, sondern auch die US-Politik nach seinen Idealen umzuformen: autoritäre Herrschaft kombiniert mit massiven Steuersenkungen für Unternehmen und Reiche.

Der Podcast

„Die Peter Thiel Story“, Deutschlandfunk, in der ARD Audiothek

Von Thiel stammt das Zitat: „Ich glaube nicht länger, dass Freiheit und Demokratie kompatibel sind.“ Die Au­to­r:in­nen des Podcasts zeigen aber auch eine Faszination für ihr Objekt.

Was sie in den ersten Folgen anteasern, führen sie später hoffentlich noch aus, etwa Thiels Interesse am politischen Katholizismus (eine Gemeinsamkeit mit Vizepräsident J. D. Vance) oder seine Prägung in Südafrika, wo er Teile seiner Kindheit verbracht hat (eine Gemeinsamkeit mit anderen Oligarchen wie Elon Musk und David Sacks).

Wer das Trump-Projekt verstehen will, muss auch Peter Thiel verstehen – der Podcast ist ein guter Einstieg.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • O! "Politischer Katholizismus", das wird interessant.



    Thiel und Vance als Befürworter der Theologie der Befreiung ;-)



    Wir sind gespannt.

  • Ich habe alle sechs Folgen schon gehört...sie sind doch seit heute Mittag alle online, oder nicht (?). Und die sechste Folge bespricht sehr kritisch wie deren religiösen Weltanschauungen Thiel und Vance miteinander verbinden - und bei den letzten Folgen konnte ich von der "Faszination für ihr Objekt" echt nix mehr hören. Da bleibt einem echt ein wenig auch der Atem weg.

  • Danke für den Hinweis. Ich habe in dem Zusammenhang eine Literaturempfehlung für Menschen, die sich weiter mit der Materie beschäftigen wollen: Jonathan Taplin: The End of Reality. How four Billionaires are selling a Fantasy Future of the Metaverse, Mars and Crypto. Anders als Douglas Rushkoffs "Survival of the Richest" ist der Titel in der Darstellung der historischen Hintergründe fundierter. Der Leser erfährt einiges über die Enstehung des rechten Libertarismus und die sog. Technokraten der 30er Jahre, zu denen der Großvater Elon Musks zählte. Für mich war neu, dass diese Personen den italienischen und deutschen Faschismus lautstark unterstützt haben. Von daher ist die Nähe E. Musks zur AfD wenig erstaunlich, zumal er seinem Großvater einen großen Anteil an seinen ökonomischen und politischen Überzeugungen bemisst. Auch die wie aus einem schlechten SF-Roman hergeleiteten Visionen (Marskolonisation, Metaverse u.a.) werden ausführlich vorgestellt. Paradox daran ist, dass die Gestalten, die den Fortschritt der globalen Kommunikationsmedien vorantreiben, selber psychisch auffällig sind und über wenig Sozialkompetenz verfügen. Nicht, dass ich was gegen Neurodivergente hätte.